Mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten in der Bundesrepublik beginnt eine neue Phase der deutschen Unterstützung für das von Russland angegriffene Land. Zusammen mit den Niederlanden werden auch zwölf der zugehörigen Panzerhaubitzen geliefert.

Zwischenzeitlich hat es geheißen, die Bestände der Bundeswehr, mit denen die Ukraine sich gegen die angreifende russische Armee verteidigen könne, seien „erschöpft“. Insofern ist es den Verantwortlichen wichtig gewesen zu betonen, dass die Panzerhaubitze 2000 nun nicht dem laufenden Betrieb entnommen wird, sondern aus der Instandhaltungslogistik des Heeres stammt. Sieben Stück sind wieder soweit hergerichtet worden, dass sie demnächst der Ukraine zur Verfügung gestellt werden können. Weitere fünf aus den Niederlanden kommen noch hinzu.

 

Weil es sich dabei um ein hochmodernes Waffensystem handelt, das die Bundeswehr aktuell an der Nato-Ostflanke in Litauen vorhält, aber auch schon in Afghanistan im Kampfeinsatz erprobt hat, müssen Soldatinnen und Soldaten daran ausgebildet werden. Die allgemeine Bedienung der Software muss ebenso geübt werden wie die Eingabe von Zielkoordinaten oder die Reparatur im Falle einer Panne oder eines technischen Defekts. Damit ist nun begonnen worden. „Heute ist die Ausbildung der ukrainischen SoldatInnen an der Panzerhaubitze 2000 gestartet – eines der modernsten Artilleriesysteme“, teilte das Bundesverteidigungsministerium am Mittwoch auf Twitter mit. Dies sei „ein klares Zeichen unserer Solidarität“.

Der Truppenübungsplatz ist in der Nähe

Ort des Geschehens wird in den nächsten Wochen die Artillerieschule der Bundeswehr im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein sein. Auf dem Truppenübungsplatz im benachbarten Baumholder wird es dann konkret. Die technischen Aspekte werden in Aachen erklärt. Insgesamt 98 ukrainische Armeeangehörige sind nach Bundeswehrangaben am Mittwoch aus Polen kommend in Idar-Oberstein eingetroffen. Für die Ausbildung sind bis zu sechs Wochen veranschlagt, die Dauer hängt aber entscheidend an den Vorkenntnissen der Auszubildenden und kann dementsprechend leicht verkürzt oder auch noch verlängert werden.

Ziel aber ist, der Ukraine möglichst schnell zu helfen. Deshalb wird beim nun bevorstehenden Training auf das komplexe Zusammenspiel mit modernsten Aufklärungsmitteln der Zielerfassung erst einmal verzichtet. Das Fahren, Funken und Schießen steht vorläufig im Vordergrund. Natürlich ist auch die Störungsbeseitigung von Bedeutung – „Instandhaltungspersonal“ soll dafür sorgen, dass das schwere Gerät nicht bei erster Gelegenheit kampfuntauglich wird.

Munition und Spezialwerkzeug gehören dazu

Zum Paket, das Deutschland und die Niederlande zur Verfügung stellen, gehören deshalb auch Ersatzteile und das entsprechende Spezialwerkzeug-Set. Geliefert wird auch Munition, mit deren Vorrat es aber auch bei der Bundeswehr nicht zum Besten steht. Die Bestände müssen für Nato-Einsätze, aber auch die eigene Ausbildung vorgehalten werden. Mindestens 10 000 Schuss sollen dem Vernehmen nach jedoch übergeben werden – darunter auch sogenannte Smartgeschosse mit eigener Zielerfassung. Die Schussweite der Panzerhaubitze 2000 beträgt rund 30 Kilometer, das Gefechtsgewicht liegt bei 57 Tonnen.

Die Bundeswehr wird die Haubitzen selbst zur Logistik-Drehscheibe nach Polen bringen, über die alle Waffenlieferungen in die Ukraine abgewickelt werden.