In Stuttgart ist mehr als jeder vierte Einwohner in einen Rechtsstreit verwickelt. Ganz vorne dran unter den Streitenden sind Männer.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Geht es vor Gericht, sind die Baden-Württemberger und die Stuttgarter zurückhaltend im nationalen Vergleich. In Stuttgart waren oder sind in den vergangenen vier Jahren 27,5 von 100 Einwohnern in einen Rechtsstreit verwickelt. Das sind mehr als in den Nachbarkreisen (Esslingen: 23,1; Böblingen: 24,9; Ludwigsburg: 26,0), aber weniger als in Pforzheim (29,9) oder in ganz Baden-Württemberg (23,2). 2014 waren es noch 24,7 Streitfälle auf 100 Einwohner.

 

Bundesweit streiten die Berliner am meisten

So steht es in „Deutschlands großem Streitatlas 2017“, vorgelegt vom Rechtsschutzversicherer Advocard der Generali in Deutschland. Nach einer ersten Erhebung 2013 hat der Versicherer darin die seitdem von ihm durchgeführten 1,7 Millionen Streitfälle ausgewertet. Das Resultat in Kürze: Bundesweit ist das Streitaufkommen um 2,8 Prozentpunkte auf 25,1 Prozent gestiegen. Im Ländervergleich bleiben die Berliner mit 31,2 Streitfällen auf 100 Einwohnern spitze, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (28,8 Streitfälle auf 100 Einwohner).

Top-Streitpunkt in Stuttgart ist – so auch deutschlandweit – der Bereich Privates (37,4 Prozent), also die Themen Scheidung oder Trennung, dann Erbe und erst danach Urlaubs- oder Reisemängel. Es folgen Verkehrsstreitigkeiten (34,7 Prozent), da ganz vorne die Themen Verkehrsunfall und Geschwindigkeitsüberschreitung sowie Ärger am Arbeitsplatz (13,4 Prozent). Vor Gericht ziehen vor allem Männer: In Stuttgart sind das 72,9 Prozent aller Streitenden.

Wenig Streit in Sillenbuch und Degerloch

Die Top-Streiter in Stuttgart sind die Stammheimer und Obertürkheimer. Mit 31,4 beziehungsweise 31,1 Streitenden von 100 Einwohnern spielen sie in der Advocard-Erhebung in der Berlin-Liga. Den dritten Platz teilen sich die Bewohner von Weilimdorf, Stuttgart-Nord und Möhringen (30,8). Ganz unten in der Streitliste liegen Sillenbuch (18,8), Degerloch (22,7) und Stuttgart-Süd (23,0).

Insgesamt nimmt die Streitdauer laut der Advocard-Auswertung zu – Fälle von einem Jahr und länger haben demnach um vier Prozentpunkte zugelegt. Positiv sei aber, dass Fälle, die innerhalb von drei Monaten erledigt werden, ebenfalls um 2,6 Prozentpunkte zugenommen haben. Das ist möglich, wenn es vor den Verhandlungen zu außergerichtlichen Einigungen kommt.