Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Heute: die Stadtkirche St. Cyriakus.

Der Hochaltar in der nach dem heiligen Cyriakus benannten Evangelischen Stadtkirche in Besigheim birgt bis heute einige Geheimnisse. Es ist nämlich nicht bekannt, welcher Künstler das filigrane aus Lindenholz und Fichte geschnitzte Kunstwerk geschaffen hat. Es wird jedoch meist der Werkstatt Christophs von Urach zugeschrieben.

 

Was ist das Besondere am Hochaltar? Erich Fritz, der schon seit Jahren auf Anfrage Führungen durch die Kirche macht, muss nicht lange überlegen: „Die Hauptszene der Darstellungen ist keine biblische Szene, sondern eine aus dem Leben des Heiligen Cyriakus, eines der 14 Nothelfer.“ Cyriakus heilt dabei der Legende nach 300 nach Christus Artemia, die Tochter des Kaisers Diokletian, von deren Besessenheit. Als Dank habe ihm der Kaiser ein Haus geschenkt, in dem Cyriakus auch eine Kapelle einrichtete. Bei der Christenverfolgung des Mitkaisers Maximian wurde Cyriakus mit seinen Gefährten gefangen und starb den Märtyrertod. Deshalb war St. Cyriakus auch lange eine Wallfahrtskirche. Umgeben ist diese Szene von üppigem und fein gestaltetem Blattrankenwerk. Der Altar ist rund 13 Meter hoch und vier Meter breit – bei geöffneten Flügeltüren erreicht er sogar eine Breite von sieben Metern. Es sind sehr viele Frauen in dem Schnitzwerk verewigt: Maria, Anna und die Königin von Saba sowie Artemia selbst, Batseba, die Geliebte König Davids sowie die Heilige Dorothea.

Was ist noch sehenswert in der Kirche? Die Kirche selbst hat 45 Bauphasen durchlaufen und stammt aus dem späten Mittelalter, weist aber bereits etliche Renaissance-Merkmale auf. Die neue Orgel ist so aufgebaut, dass die Fenster an der Westwand frei bleiben. Diese wurden von dem Besigheimer Künstler Fred Stelzig gestaltet. Sehenswert ist auch das von Karl Henning Seemann gestaltete Bronzeensemble aus Lesepult, Taufschale und Osterleuchter. Wunderschön ist auch der Pfarrgarten, den man durch die Kirche erreichen kann. Von dort aus genießt der Besucher einen herrlichen Blick. Übrigens: Das Außengelände kann auch für kleinere Veranstaltungen oder Hochzeiten genutzt werden. Sonntags ist der Garten zudem auch von außen zugänglich.

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Wann hat die Kirche geöffnet? Unter der Woche kann man im Dekanatsamt, Pfarrgasse 3, den Kirchenschlüssel leihen. Das Büro ist Montag bis Donnerstag jeweils von 8.30 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 17 Uhr besetzt. Freitags ist nur von 8.30 von 12 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen ist die Kirche in der Sommerzeit von 14 bis 17 Uhr offen. Erich Fritz bietet zudem auf Anfrage unter 0 71 43 / 80 13 46 Führungen an.

Wie kommt man hin? Die einschiffige gotische Evangelische Stadtkirche befindet sich am oberen Ende der Besigheimer Altstadt in der Pfarrgasse gleich hinter dem Schochenturm. Wer mit dem Auto anreist, kann beispielsweise auf dem Park-and-Ride-Platz am Bahnhof oder am Kelterplatz parken. Besigheim wird zudem regelmäßig vom ÖPNV angesteuert, der Bahnhof Besigheim liegt zentrumsnah.

Was macht Besigheim sonst noch aus? Das Städtchen ist ein Hingucker mit seinen Fachwerkhäusern und malerischen Gassen. Neben der Kirche lohnt es sich, auch einen Blick in das 1459 erbaute Fachwerkrathaus zu werfen. Das Künstlerehepaar Stelzig hat sich auch im Sitzungszimmers verewigt. Und natürlich kann man im schönsten Weinort Deutschlands (laut einer Auszeichnung von 2010) zu diversen Weinproben einkehren. Eine Vielzahl an Cafés und Restaurants lädt ein: Schön sitzt man in La Maison Café im 1486 erbauten Dreigiebelhaus, das auch einen Buchladen beherbergt oder aber im lauschigen Garten vom Magazeno. Wer es Schwäbisch mag, ist im Ratsstüble oder im Hirsch gut aufgehoben, experimentell speist man dagegen im La Storia.

Und wer es gerne sportlich mag? Ein Muss sind die Hessigheimer Felsengärten – ein Eldorado für Kletterer und Wanderer. Hier hat man einen grandiosen Ausblick auf den Neckar. Ein guter Ausgangspunkt ist der Felsengartenhof. Von dort aus geht es vorbei an Weinbergen in Richtung der schroffen und kahlen Muschelkalkfelsen. Den Weg auf einen Trampelpfad – hinein ins Gestrüpp – weist ein Schild an der Hütte der Bergwacht. Ein rund 500 Meter langer Weg führt zu den Felsformationen, auf dem man Eidechsen begegnen kann. Die Muschelkalkfelsen bilden kleinere und größere Gesteinsformationen. An letztere wagen sich auch Kletterer ausgerüstet mit Seil, Karabinerhaken und Helm. Vom dritten bis zum neunten Schwierigkeitsgrad kann man hier 130 Kletterrouten durchsteigen. Weitere Infos für Kletterer finden sich online auf der Homepage des Alpenvereins Ludwigsburg. Vom Besigheimer Bahnhof aus gibt es eine Busverbindung zur Hessigheimer Sattlerei Eisele. Von dort aus können die Felsengärten vom südlichen Ende aus erkundert werden. Wer länger laufen will, nimmt den Bahnhof Besigheim als Start- und Zielpunkt.

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Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Orgelzyklus
St. Cyriakus ist auch für seine gute Akustik bekannt und verfügt zudem über eine Rensch-Orgel. Von März bis Oktober findet hier ein Internationaler Orgelzyklus statt. Am Sonntag, 14. August, ist ab 20 Uhr der finnische Organist Markku Hietaharju mit Werken von Bach, Clerambault und Reubke zu hören. Weiter geht es am Samstag, 20. August, Michael Hoppe, der sonst im Hohen Dom zu Aachen spielt. Weitere Infos zu den Konzerten gibt es hier.