Der Spielplatz in der Wobachstraße in Bietigheim-Bissingen liegt im idyllischen Bürgergarten direkt an der Enz. Mit dem 17 Meter hohen Holzturm als Wahrzeichen ist die Anlage besonders bei kleinen Abenteurern sehr beliebt.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Bietigheim-Bissingen - Der sechsjährige Theo steht für einen kurzen Moment ehrfürchtig auf der obersten Turmplattform, als er einen kurzen Blick in Richtung Erdboden riskiert. Kein Wunder, befindet sich der kleine Junge doch auf einer Höhe, die etwa dem vierten Stock eines Hauses entspricht. Schnell weicht die Ehrfurcht aber kindlicher Neugier und dem ununterdrückbaren Spieldrang. Mit einem Ruck stößt sich Theo von der Kante der silbernen Röhre ab und rauscht jauchzend in die Tiefe. Unten auf dem sandigen Boden angekommen gluckst das Kind vor Freude und ruft: „Toll, ich will noch mal!“ Und schon geht es die vielen Holzstufen mit einem Affenzahn wieder nach ganz oben.

 

17 Meter hoch und gänzlich aus Holz errichtet, ist das Wahrzeichen des 1027 Quadratmeter große Abenteuerspielplatzes an der Enz in der Wobachstraße in Bietigheim-Bissingen schon von weitem gut erkennbar. Der große Holzturm befindet sich unweit des 33 Meter hohen Eisenbahnviadukts, dem gegenüber er schon fast wieder klein wirkt. Rund um das Spielturmkonstrukt schlängelt sich die silberne Rutsche, die Theo mit viel Freude immer wieder hinunter saust.

Der Unterhalt des Spielplatzes kostet die Stadt viel Geld

Eingebettet ist der Turm, sowie die anderen Spielgeräte drum herum, in eine großzügige Sandlandschaft, die den kleinen Besuchern viel Platz zum Sandburgen bauen und Förmchen füllen bietet.

„Der Spielturm ist sehr wartungsintensiv“, verrät Anette Hochmuth, die Pressesprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen. „Er wird täglich, auch an Wochenenden kontrolliert, damit bei Beschädigungen oder Vandalismus entsprechend reagiert werden kann“, erklärt Hochmuth. Der Turm werde jährlich durch den Technischen Überwachungs-Verein (TÜV) überprüft. Zu dieser Sicherheitsprüfung würden auch Rutschproben gehören, bei denen Personen mit unterschiedlichem Gewicht und unterschiedlicher Größe die Rutsche testen. Die Unterhaltungskosten für den Spielplatz liegen daher auch höher als bei anderen Spielplätzen. Die Stadt rechnet mit rund 220 Euro Wartungskosten pro Quadratmeter im Jahr – also mehr als 225 000 Euro.

An diesem Sommertag ist der Spielplatz gut besucht. Großeltern sehen, auf Bänken sitzend, ihren Enkeln beim Toben zu, Mütter geben ihren Kindern auf den Schaukeln einen leichten Schubs, sodass diese lachend noch höher in die Luft steigen und eine Gruppe Kinder spielt Fangen auf der angrenzenden Wiese, unter dem Schatten der nahen Bäume. „Der Spielplatz an der Wobachstraße ist bei gutem Wetter immer sehr gut besucht“, weiß Hochmuth. „Genaue Besucherzahlen liegen uns aber nicht vor.“

Der Spielplatz inmitten der angrenzenden Grünanlage entstand im Rahmen der Landesgartenschau 1989, die unter dem Motto „Grüne Mitte – Bürger erobern ihren Garten“ rund 1,65 Millionen Besucher in die Stadt brachte. Damals wurde das Enztal und der darin befindliche Bürgergarten als natürlicher Verbindungspunkt beider Stadtteile für die Bürgerinnen und Bürger als städtisches Erholungsgebiet erschlossen.

Der Bürgergarten untergliedert sich in vier Teile: Staudengarten, Feuchtbereich, Gräsergarten und Spielbereich. Ein fußgänger- und fahrradfreundliches Netz führt durch die Anlage und verbindet sie mit der historischen Altstadt.

Seit 1989 gibt es den Spielplatz

„Ich komme sehr gerne mit meinem kleinen Enkel Theo hier her“, erzählt eine ältere Dame, die schon seit rund 25 Jahren in Bietigheim-Bissingen wohnt. „Er kann hier ungestört mit seinen Freunden spielen und ich unterhalte mich solange mit den anderen Erwachsenen.“ Auch die Lage gefällt der Seniorin sehr: „Die Anlage ist von der Innenstadt aus sehr schnell und bequem zu erreichen und liegt direkt am Fluss. Das ist etwas ganz Besonderes.“

Die Lage des Spielplatzes direkt am Wasser weiß auch Ursula Jauch zu schätzen. Sie führt seit knapp 30 Jahren den Bootsverleih unweit des Spielplatzes. „Meinen Verleih gibt es schon seit 1989, wir haben damals im Rahmen der Landesgartenschau eröffnet“, erinnert sich die 50-Jährige. Sie sitzt mit zwei Bekannten im Schatten ihrer kleinen grauen Hütte auf bunten Gartenstühlen und schaut auf die ruhige Enz. „Ich habe acht Tret- und sechs Ruderboote im Angebot, eine halbe Stunde kostet sechs Euro. Die Tretboote sind vor allem bei Familien sehr beliebt.“ Bei Frau Jauch gibt aber nicht nur Boote, sondern auch Eis und kühle Getränke, perfekt an einem heißen Sommertag.

Theos Augen werden groß, als er auf die Eiskarte an der grauen Holzwand der Bootshütte schaut. „Oma ich will das da haben“, ist sich der kleine Junge sicher und deutet auf das Bild eines gelben Fruchteises inmitten der bunten Karte. Seine Oma zückt ihre Geldbörse und kurz darauf hält Theo mit strahlendem Gesicht sein Eis in den Händen. „Bei meinem Enkel kann ich einfach schwer Nein sagen“, gibt die Seniorin lachend zu und schaut dem kleinen Jungen hinterher, der schon wieder Richtung Rutsche unterwegs ist.