Die Ausgliederung beim VfB Stuttgart wurde mit deutlicher Mehrheit herbeigeführt. Die Verantwortlichen sprachen hinterher von einem historischen Ereignis.

Stuttgart - Monatelang hat Wolfgang Dietrich für diesen Tag gekämpft. Um 22.24 Uhr am 1. Juni 2017 war es dann soweit. Mit 84,2 Prozent stimmten genügend Mitglieder (75 Prozent hätten gereicht) für eine Ausgliederung des VfB Stuttgart. Bei der entscheidenden Wahl hatten 9099 Mitglieder auf ein Knöpfchen gedrückt. 34 Mitglieder enthielten sich, 15,8 Prozent stimmten gegen eine Ausgliederung.

 

Sichtlich geplättet von diesem Abend und dem Wahlkampf der vergangenen Wochen und Monate, bestieg Wolfgang Dietrich um 22.55 Uhr das Podium der Pressekonferenz, um zu den anwesenden Medienvertretern zu sprechen. „Ich bin selbst noch geplättet. Aber ich bin sehr glücklich. Es war ein unglaublicher Abend für den VfB. Wir wissen auch, was wir jetzt alles zu tun haben und dass wir noch längst nicht alle Ziele erreicht haben.“

Aufsichtsrats-Chef Martin Schäfer saß aus Sicht des Präsidenten an dessen linker Seite und hatte noch ein paar Kraftreserven übrig: „Heute ist ein historischer Tag für den VfB. Darauf haben wir zwölf Monate hin gearbeitet. Ich kann Wolfgang Dietrich nur gratulieren. Er hat fast Unmenschliches geleistet. Er und sein Team haben einen Marathon hinter sich. Wir wollen in vier oder fünf Jahren wieder international spielen.“

Formaler Abschluss in maximal vier Wochen

Ein Grinsen konnte sich derweil Wilfried Porth, der Daimler-Vorstand und Aufsichtsrat des VfB, nicht verkneifen. Schließlich ist Daimler jetzt endgültig der starke Partner des VfB, überweist demnächst 41,5 Millionen Euro auf das Konto des VfB Stuttgart. „Wir sind diejenigen, die dem Verein helfen wollen, aber wir wollen den Verein nicht dominieren. Ich freue mich nun sehr, dass mein Finanzkollege demnächst 41,5 Millionen Euro überweisen darf. Da stelle ich mich direkt daneben und werde schauen, dass alles passt.“ Porth selbst darf den Betrag nicht überweisen: „Ich bin ja befangen.“

Blieb zunächst die Frage, wie es nun beim VfB Stuttgart weitergeht. Dazu sagte Wolfgang Dietrich am späten Donnerstagabend: „Jetzt müssen wir viele Formalien erfüllen. Morgen früh gehen wir zum Notar. Man kann jetzt keinen genauen Zeitplan sagen, aber in maximal vier Wochen soll alles abgeschlossen sein. Bis dahin werden alle Transfers vom e.V. abgewickelt.“

„Wir können ganz anders mit Spielern sprechen“

Dietrich selbst war sich trotz einer zunehmend wahrnehmbaren Stimmung für das Projekt Ausgliederung an diesem denkwürdigen 1. Juni lange Zeit unsicher, ob es wirklich reicht: „Bei solchen Dingen gibt es keine Sicherheit. Je näher es zum Abstimmungsergebnis kommt, desto nervöser wird man. Wirklich geglaubt habe ich er erst, als Jan Räker neben mir zu mir sagte: „Wir haben es.“

Abschließend sagte Wolfgang Dietrich, ehe er das Podium im Blitzlichtgewitter verließ: „Wir müssen jetzt mit dem vorhandenen Geld vernünftig umgehen. Mit dieser Richtungsentscheidung können wir ganz anders mit neuen Spielern sprechen. Dabei geht es nicht nur ums Geld. Sondern auch um die Frage: Wo geht’s hin?“

Die Antwort darauf wird ein bisschen länger dauern, als der Eingang des Geldes von Daimler. Aber schon am 1. Spieltag der neuen Saison wird sich zeigen, mit welcher Mannschaft der VfB versuchen wird, die Klasse zu halten - oder sogar ein bisschen mehr.