Auf dem Hörschhof bei Althütte im Rems-Murr-Kreis bietet Jeanette Kuttler Ausritte auf ihren Pferden an. Anfänger müssen vorher allerdings Reitunterricht nehmen. Ihr Hof ist nicht nur ein Paradies für Reiter, sondern auch für die Tiere.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Althütte - Bei Jeanette Kuttler herrscht eine außergewöhnliche Atmosphäre. Alle, die mal bei ihr waren, nennen das Gefühl „den Hörschhofflow“: „Man kommt hier runter, keiner ist gestresst, alle sind tiefenentspannt“, erklärt Tanja Langer die Anziehungskraft der Reitschule bei Althütte im Rems-Murr-Kreis. Die 52-Jährige kam als Reitschülerin auf den Hof und ist jetzt dort Angestellte. Das liegt an der idyllischen Umgebung mitten im schwäbisch-fränkischen Wald, an den Pferden und an der Chefin. Jeanette Kuttler hat ein Paradies für Reiter geschaffen – aber auch für ihre Isländer.

 

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Eine gelassene Pferderasse

Isländer haben Jeanette Kuttler schon in jungen Jahren in ihren Bann gezogen. „Sie sind vom Charakter her einfach gelassen und entspannt“; sagt die 33-Jährige. Sie seien nicht überzüchtet, ursprünglicher, klarer im Kopf, was unter anderem daran liege, dass die Pferde in Island wild aufwachsen. Ihre Herde auf dem Hörschhof ist mittlerweile auf 14 Tiere angewachsen, ein Shetland-Pony gehört außerdem dazu. „Unsere Ponys sind alle extrem zutraulich“, sagt Jeanette Kuttler, „sie wissen, dass ihnen hier nichts passiert.“ Neue Herdenmitglieder lässt sie beispielsweise erst einmal ankommen – und das kann mitunter eineinhalb Jahre dauern, bis sie ihren ersten Einsatz in der Reitschule haben. Ihre Tiere sind auch nicht im Dauereinsatz, sondern haben mehrere freie Tage in der Woche. Logisch ist für sie, dass sie die Tiere niemals an fremde Menschen ausleihen würde, und blutige Anfänger nimmt sie auch nicht gleich auf einen Ausritt mit.

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Die Nachfrage ist ständig gestiegen

Vor fünf Jahren hat Jeanette Kuttler den Hof bei Althütte gepachtet. Die 33-Jährige studierte Agrarbiologie und sammelte Erfahrungen als Reitlehrerin und Pferdepflegerin in anderen Betrieben. „Ich habe schon immer einen Hang und einen Draht zu Tieren gehabt“, sagt sie. Auf dem Hörschhof betreibt sie nun ihre eigene Reitschule, sie bietet für Kinder und Jugendliche Reiterferien an und hat unterschiedliche Ausritte im Programm. Die Nachfrage dafür ist ständig gestiegen, die Coronapandemie brachte einen weiteren Schub. Viele ihrer Kunden nehmen weite Wege auf sich. Aus Esslingen oder Leinfelden-Echterdingen zum Beispiel erreichen sie Anfragen. Jeanette Kuttler wundert sich nur ein bisschen. „Wenn man sich mal in die Gegend verliebt hat, fährt man gerne hierher.“

Eine Schule fürs Reiten

Reitunterricht gibt es auf dem Hörschhof für Kinder von vier Jahren an. Jeanette Kuttler hat ein eigenes Stufensystem entwickelt mit Vorschule und Prüfungen. „Jeder kann in seinem Tempo lernen“, sagt sie. Die Ponys leiden nicht unter den Anfängern, weil sie kein Gebiss eingesetzt bekommen. Erst wenn die Reiter „die ruhige Hand“ gelernt haben, wird das vollständige Zaumzeug angelegt. Auch jüngere Kinder dürfen aufs Pferd: In der Eltern-Kind-Gruppe, die wegen der Pandemie ausgefallen ist, aber wieder gestartet werden soll, geht es um die langsame Annäherung an das Hobby. Jeweils ein Erwachsener und sein Kind bekommen ein Pony zugeteilt, das geputzt und gepflegt wird, ein 30-minütiger Spaziergang, bei dem der Nachwuchs auf dem Pferd sitzen darf, ist der Höhepunkt.

Ausritte nicht für jedermann

Menschen einfach aufs Pferd setzen und die Tiere hinter sich hertrotten lassen – das gibt es bei Jeanette Kuttler nicht. „Als totaler Anfänger funktioniert es nicht“, erklärt sie, „die Pferde sind dann irritiert.“ Grundvoraussetzung ist, die Isländer lenken und bremsen zu können. Das Problem lässt sich allerdings mit einer Reitstunde vorab lösen. Der Aufwand lohnt sich: Entweder zwei oder drei Stunden dauern die Ausritte in den Murrhardter Wald, entlang an Wiesen und Feldern durch eine idyllische Landschaft. Nicht nur im Schritt bewegt sich die Gruppe, Jeanette Kuttler lässt auch traben und galoppiert vorneweg. Bei ihren Schlemmerritten ist das Ziel ein Landgasthof, wo die Reiter einkehren, während die Isländer abgesattelt auf einer Weide Pause machen. Auf dem Adventsritt wird unterwegs Glühwein oder Punsch serviert, ein Osterritt steht auch auf dem Programm. Auf Wanderschaft geht Jeanette Kuttler außerdem mit ihren Kunden: „Eine Auszeit vom Leben“ nennt sie die zweitägigen Ausflüge mit Übernachtung in einer Wanderreitstation.

Alternativen zu Althütte

Unter anderem auf dem Sonnenhof oder im Islandpferdezentrum Stuttgart werden auch in der Großstadt Reitunterricht und Reiterferien angeboten. Die Mitgliedschaft in einem der Reitervereine ist ebenfalls eine Möglichkeit, reiten zu lernen. Auf dem Ponyhof Müller in Denkendorf im Landkreis Esslingen wird jeden Sonntag von 10 bis 13.30 Uhr geführtes Schnupperreiten für Kinder angeboten. Dabei müssen ein Elternteil oder ein anderer Erwachsener das Pony führen. Ein ähnliches Angebot macht der Reiterhof Burghöfle in Rudersberg, wo immer samstagnachmittags Ponyreiten angesagt ist (von 5. bis 12. September sind jedoch Betriebsferien). Für beides muss man sich vorher unbedingt anmelden.