Auf dem Kapf muss der alte Unterstand abgerissen werden. Ein Neubau, der dem Artenschutz gerecht wird, ist geplant. Der Bezirksbeirat stellt aus seinem Budget 20 000 Euro zur Verfügung.

Uhlbach - Für viele Spaziergänger aus Uhlbach, Rotenberg und Esslingen ist er ein wichtiger Rast- und Ruheplatz. Für seltene Tierarten wie den Ameisenlöwen sind seine sonnigen, südexponierten Hänge die letzten Refugien in Stuttgart. Rabauken haben ihn als Partyzone missbraucht und letztendlich zerstört: den Aussichtspunkt Kapf oberhalb von Uhlbach. „Die Grünanlage entstand im Zuge der Rebflurbereinigung und ist eine von 20 besonders schützenswerten Biotopen, die wir in unser Schutzkonzept für Stuttgart aufgenommen haben“, erzählte Renate Kübler vom Umweltamt der Stadt. Die Biologin stellte dem Bezirksbeirat das Artenschutzkonzept der Landeshauptstadt vor.

 

Auf die Natur Rücksicht nehmen

Nach monatelangen Untersuchungen hatten die städtischen Umweltschützer das umfassende Artenschutz-Grundlagenwerk für Stuttgart erarbeitet und daraus einen Maßnahmenkatalog erstellt. Grundlage bilden eben jene 20 Flächen in Stuttgart, auf denen besonders schützenswerte Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Drei von ihnen liegen im Obertürkheimer Bereich: Sieben Linden, die Egelseer Heide und die Grünflächen Kapf & Scherer. Während bei den Sieben Linden hauptsächlich die Waldsäume pflegens- und schützenswert sind, besticht die Egelseer Heide durch Felsaufschlüsse und – wie der Kapf – durch seine südexponierten Flächen mit wärmeliebenden Pflanzen und mageren Rasenflächen. Sie sind die Heimat der gemeinen Plumpschrecke, einer seltenen Heuschreckenart, des Ameisenlöwens und der Zauneidechse. „Die Eidechse lebt beispielsweise in den Trockenmauern auf dem Kapf“, erzählt Kübler. Der Ameisenlöwe fühlt sich dagegen im Pflasterbereich des Uhlbacher Rastplatzes wohl. Dort baut er seine Trichterfallen im sandigen Boden und wartet auf Beute, die in den Trichter fällt. „Am Kapf wollen wir die Schneebeeren, die hier nicht hergehören, entfernen und nur maximal zweimal im Jahr das Gras schneiden lassen, damit die Blütenpflanzen aussamen können“, so Kübler.

Unbekannte zerstörten den Unterstand

Und was passiert mit dem Unterstand, fragten sich die Bezirksbeiräte. Jahrelang bot eine Dachkonstruktion aus Holz Wanderern und Spaziergängern Schutz vor Sonne, Regen und Schnee. Vor mehr als drei Jahren zerstörten Unbekannte teilweise die Konstruktion und richteten eine illegale Grillstelle ein. Die Stadtverwaltung war gezwungen, den Bereich aus Sicherheitsgründen abzusperren. Seitdem drängen die Bezirksbeiräte darauf, den Unterstand neu aufzubauen. Doch dem Garten-, Friedhof- und Forstamt fehlen die Mittel, auch weil es wegen der Zerstörungswut zu viele Schutzhütten renovieren muss.

Deswegen beschlossen Obertürkheims Bezirksbeiräte das Geld aus „ihrem“ Bezirksbeiratsetat zur Verfügung zu stellen. Die Kostenschätzung beläuft sich auf 20 000 Euro. Die Hälfte des Betrags wollen sie dieses, die restlichen 10 000 Euro im kommenden Jahr zu Verfügung stellen. Doch kann der Wiederaufbau überhaupt realisiert werden? Bis wenige Stunden vor der Sitzung sah es nicht danach aus. Artenschutz-Aspekte standen dem Wunsch nach Naherholung und Freizeit gegenüber. „Wir haben nun eine Lösung erzielt, die alle Belange unter einen Hut bekommt“, verkündete Kübler. Errichtet werden soll ein stabiler Unterstand aus vier Stahlpfosten mit Dachpfanne und begrüntem Dach. Auf den Tisch und die Bänke unter dem Unterstand soll verzichtet werden. „Wir hoffen, dass wir dadurch die illegalen Grillfeste unterbinden“, so Kübler. Wanderern steht vorne ein Tisch zur Verfügung. Das GFF übernimmt die Reparatur des Pflasterbereichs.

Kritik an abgespeckten Plänen

Ein Weihnachtsgeschenk für die Bezirksbeiräte? Die Freude über die Bescherung hält sich in Grenzen. Matthias Föll (CDU) und Michael Jantzer (SPD) begrüßten den Durchbruch, lehnten den Rückbau des traditionellen Treffpunkts aber ab. Sie bestehen auf einem Tisch im Unterstand. „Es besteht zwar immer die Gefahr des Vandalismus, aber Spaziergänger sollen sich dort hinsetzen und die Umgebung genießen können“, so Peter Aichinger (Freie Wähler). Letztendlich stimmten die Bezirksbeiräte dem Umsetzungsbeschluss zu, forderten jedoch, dass sie in die Planung miteinbezogen werden. Ziel müsse es sein, möglichst bald auf dem Kapf wieder eine Rastmöglichkeit mit Dach anbieten zu können. Gleichzeitig forderten die Bezirksbeiräte bessere Kontrollen durch den einstigen Feldschutz und Polizeistreifen.