Die Landwirte hatten auf Markus Bauers Hof nach Sielmingen geladen, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Themen gab es viele – aber wie ist das Gesprächsangebot angenommen worden?

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - Auf den Feldern zwischen Harthausen und Sielmingen brannte ein Feuer, Funken flogen durch die Luft, Kinder sprangen drumherum. Um einen Notfall handelte es sich jedoch nicht: Das Feuer hat am vergangenen Samstag auf dem Hof von Markus Bauer gebrannt, damit sollte ein Zeichen gesetzt werden. „Land schafft Verbindung – Wir rufen zu Tisch“, heißt die Initiative, mit der die Landwirte mit den Verbrauchern, also den Menschen, in Kontakt treten wollen. „Viele Leute wissen Dinge über die Landwirtschaft“, sagte Markus Bauer, der auch der landwirtschaftliche Obmann für Sielmingen ist. Oft sei das aber Halbwissen – darum also nun die Möglichkeit, auf dem Hof mit den Landwirten selbst ins Gespräch zu kommen.

 

Landwirte wollen Beitrag zum Klimaschutz leisten

Insektenschutz, Biodiversität, Bioanbau, Regionalität, neuester Stand der Technik – Themen gibt es viele. „Verbraucher, Politik und die Landwirte müssen in einem Dreieck agieren, zusammen“, so beschrieb es Bauer. Bisher funktioniere das nicht richtig. „Das ist unser Haupt-Knackpunkt“, sagte Bauer. „Wir Landwirte müssen auch davon leben können.“ Die Landwirte seien absolut bereit, sich zu verändern. „Wir wollen unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagte Markus Bauer. „Wir demonstrieren ja nicht dafür, mehr zu spritzen oder mehr Gülle zu verteilen. Aber man darf uns nicht überfordern.“

Die Landwirte hatten zuvor viel Werbung für die Veranstaltung gemacht, auch über soziale Netzwerke wie Facebook. „Wir hoffen, dass viele Leute kommen“, sagte Markus Bauer, gab aber auch zu: „Bisher sind hier mehr Leute mit Landwirtschaftshintergrund als ohne, in der Gesellschaft ist es ja umgekehrt.“ Den Versuch wolle man aber wagen.

Bei der kleinen Ansprache, die Bauer hielt, um den Abend zu eröffnen, sagte er ebenfalls: „Gerade kommen zwei bis drei Landwirtschafts-Spezialisten auf einen Verbraucher“ – das könne ja aber auch gut sein, so könnten sicher alle offenen Fragen beantwortet werden. Rund 70 Leute waren da, betrachteten das Feuer, tranken Glühwein und aßen Würstchen.

Der Verbraucher hat es in der Hand

„Was wollen Sie als Landwirt?“, fragte etwa eine Frau. „Mit meinen Händen etwas erarbeiten, meine Familie versorgen“, erwiderte Markus Bauer sofort. „Ein Auskommen haben, sich fürs Alter absichern können. Also eigentlich das, was jeder Arbeitnehmer will.“ Ein Ehepaar aus Harthausen fand den Abend eine gute Gelegenheit, um zu fragen, warum sich die Felder ständig verändern. „Früher gab es mehr Grünstreifen mit Blumen auf den Feldern, warum ist das so?“ Auch hier gibt es Vorgaben, erklärte Markus Bauer, beispielsweise die Herbstbegrünung, deren Aussaat vorgeschrieben ist, und die Abräumung zwischen den verschiedenen Aussaaten. Auch, warum die Landwirte nicht mehr Bio-Gemüse anbauen, wird gefragt. „Wir machen das sehr gerne“, sagte Markus Bauer, „wir steigen gerne auf mehr Bio um, allerdings muss der Verbraucher die Lebensmittel dann auch kaufen“. Ein aktuelles Volksbegehren fordere 40 Prozent Bio-Landwirtschaft, aktuell stammten allerdings nur etwa zehn Prozent von verkauftem Obst und Gemüse aus Bio-Anbau. „Der Verbraucher hat es in der Hand“, so Bauer.

Die Initiative „Land schafft Verbindung – Wir rufen zu Tisch“ hat solche Veranstaltungen, bei denen Landwirte und Bürger sich begegnen, nicht nur auf den Fildern geplant, sondern deutschlandweit. Für Baden-Württemberg waren rund 80 Mahnfeuer geplant. Und falls sich die Begegnungen nicht so realisieren lassen wie vorgesehen? „Wir versuchen das jetzt“, sagte Markus Bauer, „und wenn es nicht klappt, versuchen wir etwas anderes“.