Die Wiedmann-Bibel ist inzwischen seit ihrer Entdeckung weltweit zu sehen. Davon berichtet eine Ausstellung in der Cannstatter Stadtkirche. Zu sehen sind die Werke des Lichtkünstlers Gerry Hofstetter.

Bad Cannstatt - Die Wiedmann-Bibel hat seit ihrer Entdeckung schon einen großen Weg hinter sich gebracht, aber auch in Bad Cannstatt viele Menschen auf die Beine: „Viele Cannstatter haben sie noch in guter Erinnerung: die Präsentation der Wiedmann-Bibel auf 1517 Metern Länge zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017 in der Cannstatter Altstadt“, so Pfarrer Florian Link. Über 700 Ehrenamtliche haben dabei mitgeholfen, um die von Willy Wiedmann gemalte Bibel auszubreiten und zu zeigen. Und Tausende waren zu diesem besonderen Ereignis in die Cannstatter Altstadt gekommen, um dieses einmalige Werk zu bestaunen.

 

Start im Jahr 1984

Ihren Anfang hat die Wiedmann-Bibel im Jahr 1984 genommen. Da begann Willy Wiedmann damit, die Bibel in seinem von ihm geschaffenen Polykonstil zu malen und sich damit intensiv auseinanderzusetzen. Dabei bedeutet „polykon“ viele Ecken. Wiedmann hat die Motive in dieser Vieleck-Malerei abstrahiert. Die vielen Ecken bedeuteten für ihn die Unendlichkeit, denn er konnte unendlich viele Ecken an die einzelnen Abschnitte ansetzen, wie er einmal erklärte. Und die Unendlichkeit birgt auch die göttliche Nähe. Der astronomiebegeisterte Wiedmann hat zeitlebens sich mit diesen Themen auseinandergesetzt und deshalb auch die Sterne beobachtet. 16 Jahre hat der Künstler an der Bibel gearbeitet. Die Bibel gibt das komplette Alte und Neue Testament in Bildern wieder. Weltweit besteht keine vergleichbare Version. Der Künstler Willy Wiedmann (1929 – 2013) konnte seine Bibel nie veröffentlichen, hat aber immer davon geträumt. Nur wenigen hat er zu Lebzeiten das Werk gezeigt, das er in Leporello-Form geschaffen hat. Die Bibel ist seit diesem Jahr in der kompletten Form veröffentlicht und gedruckt. So geht sie jetzt von Bad Cannstatt hinaus in die Welt: Die Bilder waren auch bei den Evangelischen Kirchentagen zu sehen und in Ausstellungen in ganz Deutschland findet sie auch international Beachtung.

In Zürich hat der Schweizer Lichtkünstler Gerry Hofstetter Bilder der Bibel auf das Großmünster geworfen und in den kommenden drei Jahren ist die Wiedmann-Bibel Teil von Hofstetters „Light Art Grand Tour USA“. Damit fügt es sich wieder zusammen, dass die Bilder nachts unter dem Himmel zu sehen sind und sich mit dem unendlichen Himmel verbinden. Der Lichtkünstler wird Fassaden, Flüsse, Landschaften in temporäre Kunstwerke verwandeln, indem er Bilder aus der Wiedmann-Bibel auf sie projiziert.

Fotografien in der Stadtkirche

Von 1. Juli bis zum 2. September werden großformatige Fotografien in der Cannstatter Stadtkirche zu sehen sein, die vor Augen führen, wie aus Willy Wiedmanns Bibelkunst neue Kunstwerke entstehen und wie sein Werk von Bad Cannstatt aus weltweit Kreise zieht, kündigt Link an. Dazu können die Besucher der Stadtkirche viel über den Künstler erfahren, seine Bibel in gedruckter Form begutachten und mit dem Nachdruck des Original-Leporellos sich selbst einen Eindruck von seinem Schaffen machen.

Die Ausstellung in der Cannstatter Stadtkirche „Die Wiedmann-Bibel weltweit“ ist vom Sonntag, 1. Juli, bis zum 2. September zu sehen. Weitere Infos gibt es auch im Internet unter www.diewiedmannbibel.de. In der Stadtkirche beginnt am 1. Juli der Gottesdienst um 10 Uhr.