Der Louvre in Paris widmet dem deutschem Maler Altdorfer die erste Ausstellung in Frankreich. Wegen der Corona-Regelungen wird der Besucherstrom allerdings reduziert.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Séverine Lepage ist ein bisschen nervöser als sonst. Das hat natürlich damit zu tun, dass zum ersten Mal in Frankreich eine große Ausstellung des deutschen Renaissance-Malers Albrecht Altdorfer präsentiert wird. Allerdings ist es auch die erste größere Kunstschau des Louvre in Zeiten von Corona. Lange stand hinter allem ein großes Fragezeichen, es war unklar, wie sich die Pandemie entwickeln würde, ein Hygienekonzept musste erarbeitet werden, doch „wir sind froh, dass wir in diesen besonderen Zeiten nun die Werke hier zeigen können“, erklärt die Co-Kuratorin sichtlich zufrieden.

 

Ein in Frankreich unbekannter Maler

Dem französischen Publikum wird von Séverine Lepage zum Einstieg die Bedeutung Albrecht Altdorfers erklärt, der in Frankreich praktisch unbekannt ist. Der Künstler (um 1480-1538) gehört neben Albrecht Dürer und Lucas Cranach dem Älteren zu den bedeutendsten Renaissance-Künstlern Deutschlands, sagt die Expertin. Mit dieser Werkschau wolle man also eine Lücke schließen. Allerdings ist neben den Werken praktisch nichts über das Leben des Malers zu erfahren, da kaum etwas überliefert worden ist.

Über 200 Druckgrafiken und Gemälde werden bis zum 4. Januar im Louvre gezeigt, darunter auch Arbeiten einiger Zeitgenossen Altdorfers wie Wolf Huber, der zusammen mit ihm als bedeutender Vertreter der sogenannten Donauschule gilt. Dieser Stilrichtung ging es vor allem um Expressivität und Ausdruckssteigerung, die sie durch knallige Farben, Verzerrungen und Licht erzielten. Beispielhaft dafür die Werke „Christus verabschiedet sich von seiner Mutter“ und „Das Martyrium des Heiligen Florian“.

Altdorfer kultiviert ein eigenes Genre

Séverine Lepage betont Altdorfer „extremen Erfindungsreichtum und seine unglaubliche Vorstellungskraft“. Er habe keine Angst davor gehabt, eigene Wege zu gehen und hat etwa als einer der ersten die Landschaftsdarstellungen als eigenes Genre kultiviert. In die Darstellung von Bäumen und Felsen hat er ebenso viel Genauigkeit und expressiver Geste gelegt wie in die Abbildung von Personen, was die im Louvre zu sehenden Werke „Landschaft mit Brücke“ und „Donaulandschaft mit Schloss Wörth bei Regensburg“ verdeutlichen.

„Die Alexanderschlacht“ fehlt in der Ausstellung

Eine Besonderheit sind allerdings die 40 sieben mal fünf Zentimeter großen Holzschnitte des deutschen Künstlers, die vom „Fall und der Erlösung der Menschheit“ erzählen. Mit einer seiner unglaublichen Detailverliebtheit haucht Altdorfer in diesen Miniaturdarstellungen den dargestellten Figuren ungeahntes Leben ein. In diesem Zusammenhang hätte Séverine Lepage gerne auch „Die Alexanderschlacht“ gezeigt, eines der Hauptwerke Albrecht Altdorfers aus dem Jahre 1529. Doch die Alte Pinakothek in München wollte sich von dem Gemälde nicht trennen. Damit der Betrachter dennoch einen Eindruck von der unglaublichen Schaffenskraft des Künstlers bekommt, wird das Gemälde an die Wand projiziert. Der Vorteil: die Kamera fährt dicht an die dargestellten Soldaten heran und zeigt, mit wie viel Hingabe sich Albrecht Altdorfer der Darstellung jedes einzelnen der vielen Hundert Soldaten gewidmet hat.

Louvre hat Probleme wegen Corona

Einen Besucheransturm erwarten die Macher der Ausstellung allerdings nicht. Wegen der Corona-Regelungen musste der Louvre die Zahl der Eintrittskarten allgemein streng reglementieren. Im Sommer hatte das Museum sogar vier Monate geschlossen. Das ist ein harter Schlag, denn das Haus finanziert sich zu 50 Prozent aus dem Verkauf von Eintrittskarten. Der Verlust wird auf rund 40 Millionen Euro beziffert. Der Louvre muss allerdings keine Insolvenz anmelden, denn Hauptgeldgeber ist der französische Staat.

Im vergangenen Jahr drängelten sich rund zehn Millionen Menschen durch den riesigen Kunstpalast. Im Juli 2019 mussten einige Säle wegen Überfüllung sogar geschlossen werden. In Corona-Zeiten wird allerdings nur knapp 30 Prozent der üblichen Besucherzahl Einlass zu den Kunstschätzen gewährt werden. Allerdings fallen die Touristen aus den USA und China, aus diesen beiden Ländern kommen die meisten Besucher, wegen der Einreisebeschränkungen aufgrund von Corona sowieso aus.

Eintrittskarten müssen reserviert werden

Wer das Museum besuchen will, muss vorher im Internet eine Eintrittskarte reservieren – ohne geht gar nichts. Und auch in den Ausstellungsräumen selbst werden einige Regeln zu beachten sein. Die Besichtigung der Säle folgt einem vorgeschriebenen Parcours, der vermeiden soll, dass sich die Kunstinteressierten kreuzen. Die auffälligste Regelung aber ist die Zick-Zack-Absperrung vor der weltberühmten Mona Lisa, die an die Check-in-Vorrichtungen in Flughäfen erinnert. Orangefarbene Punkte am Boden signalisieren den Abstand, den die Besucher darin wahren müssen. Allerdings haben die wenigen Kunstliebhaber im Louvre nun mehr als die üblichen 50 Sekunden Zeit, die Frau mit dem geheimnisvollen Lächeln zu betrachten.

Die Albrecht-Altdorfer-Ausstellung läuft bis zum 4. Januar 2021. Sie ist täglich geöffnet von 9 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen. Eintritt normal: 17 Euro. Online-Reservierung und das Tragen von Mund-und Nasenschutz sind zwingend.