Als erste Jugendliche hat die 16-jährige Charlotte Obertreis aus Althütte den bundesweiten Fotowettbewerb „Blende“ gewonnen. Am Freitag eröffnet ihre Ausstellung im Winnender Krankenhaus.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Althütte - Die Idee, einige ihrer Fotografien zu einem Wettbewerb einzusenden, kam nicht von ihr, sagt Charlotte Obertreis. „Das war eine Frau, für die ich fotografiert hatte. Sie hat mich mehrmals darauf angesprochen.“ Also schickte die 16-jährige Schülerin neun ihrer Arbeiten bei „Blende“ ein, Europas größtem Fotowettbewerb, der vom Foto-Industrieverband zusammen mit Tageszeitungen veranstaltet wird. Zuerst landeten drei der Aufnahmen beim Regionalwettbewerb auf vorderen Plätzen – und dann kam die Sensation: Die Aufnahme eines kleinen Mädchens, das mit Luftballons in der Hand fröhlich einen Feldweg entlangspaziert, errang den ersten Platz bundesweit.

 

Am Anfang steht eine Jahresarbeit an der Schule

„Es war das erste Mal, dass eine Jugendliche gewann“, sagt Charlotte Obertreis, während sie mit ihrer Mutter im Kreiskrankenhaus Winnenden ihre Ausstellung aufhängt, die an diesem Freitag eröffnet wird. Immer wieder bleiben Mitarbeiter der Klinik stehen und betrachten die bereits an den Wänden platzierten, aber noch nicht aufgehängten Fotos.

„Begonnen habe ich mit Tierfotos“, sagt die Schülerin der Backnanger Waldorfschule, die für eine künstlerische Jahresarbeit die Idee dazu hatte. So begann sie vor etwa vier Jahren eigene und Tiere anderer mit und ohne Besitzer zu fotografieren. Dabei sind verblüffende Aufnahmen entstanden, unter anderem von einem Meerschweinchen, das in einer Schüssel oder Tasse sitzt. Oder ein Lamm und ein Hund, die sich neugierig beschnuppern.

Die Arbeiten der jungen Fotografin aus Althütte sprachen sich herum. „Meine Eltern meinten, ganz umsonst sollte ich die Shootings aber nicht machen.“ Was sie an Geld bekam, spendete Charlotte Obertreis allerdings wieder, unter anderem an das Backnanger Kinderhospiz Sternentraum.

Die Fotografie einmal als Beruf zu ergreifen, kann sie sich nicht vorstellen. „Da habe ich Bedenken, ob nicht die Leichtigkeit und die Freude daran vergehen.“ Außerdem habe sie noch einige andere Interessen. So muss sie sich auch beim Aufbau der Ausstellung in Winnenden beeilen. „Ich habe heute Nachmittag noch Cello-Unterricht.“

Aufgabe das Nichts zu fotografieren

Im kommenden Frühjahr will sie an einem weiteren Foto-Seminar teilnehmen. Das erste hatte sie als Teil des ersten Preises bei „Blende“ gewonnen. Das war eine Woche auf Sylt. Dort sind Aufnahmen zum Thema Hoffnung in der kargen Dünenlandschaft der Nordseeinsel entstanden. „Ich hatte die Aufgabe gestellt bekommen, das Nichts zu fotografieren“, sagt Charlotte Obertreis. Einen Eindruck von Endlosigkeit vermittelt ein Foto des bis an den Horizont reichenden Meers in einem dämmerigen Licht, dessen Oberfläche fast glatt ist, mit nur leichten Wellen.

Ein Praktikum in der Psycho-Onkologie des Winnender Krankenhauses im Juni führte schließlich zu der Ausstellung. Dort werden Krebspatienten und deren Angehörige psychologisch betreut. Hoffnung ist dort ein großes Thema.