Für ihre Kunstwerke benötigt Angela M. Flaig Fingerspitzengefühl, viel Geduld und jede Menge Haarspray. Von Montag an zeigt die Q Galerie Schorndorf einige ihrer Natur-Meisterwerke aus Samen.

Schorndorf - Fingerspitzengefühl, Geduld und jede Menge Haarspray – das sind die Zutaten, die Angela M. Flaig für ihre Kunstwerke braucht. Und natürlich Abertausende der luftig-leichten Hauptdarsteller: Pusteblumen, verschiedene Distel-Flugsamen oder Samen von Weideröschen und Waldreben. Jedes dieser Natur-Meisterwerke ist handgepflückt und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt: „Den Löwenzahn muss ich geschlossen sammeln, sonst fliegt mir alles weg“, erzählt die gebürtige Schrambergerin, die mittlerweile seit 20 Jahren mit dieser Art Samen arbeitet: „Mich fasziniert die Zartheit des Materials“, sagt Angela M. Flaig, die ihre Arbeiten zusammen mit Wlodzimierz Szwed in der Q-Galerie präsentiert.

 

Die gemeinsame Ausstellung unter dem Titel „Bewegung. Zeit. Zufall“ gehört zur Reihe „Heimspiel“, bei der ein Mitglied des Schorndorfer Kunstvereins einen Kollegen einladen darf. Szwed hat sich für Angela M. Flaig entschieden – weil sie sich schon lange kennen und schätzen, und weil es bei beiden um Strukturen, um Ordnung und Tiefe geht. Angela Flaig steckt etwa 529 Pusteblumen zu einem quadratischen Raster, bildet dichte Flächen mit Distel-Schirmchen, webt meterhohe Fahnen oder baut Schicht für Schicht ein Haus aus Samen. „Manche Besucher bohren hinein, weil sie sicher sind, das darunter irgendwann Styropor kommt. Aber da ist nichts“, erzählt Flaig.

Ein anderer Blick auf die Natur

Weil man beim Kulturforum um den Impuls weiß, diese besonderen Kunstwerke anfassen zu wollen, wird am Eingang zur Ausstellung eine Schale mit Flugsamen stehen, die die Besucher berühren dürfen. „Und es lösen sich doch immer wieder Samen von den Kunstwerken und fliegen durch den Raum“, sagt Angela M. Flaig, der immer wieder von Ausstellungsgästen berichtet wird, welche nachhaltige Wirkung ihrer Werke haben: „Viele haben mir schon erzählt, dass sie einen ganz anderen Blick auf die Natur haben“, erzählt die Rottweilerin.

Um neue Blicke auf Materialien und Strukturen geht es auch bei Wlodzimierz Szwed. Er arbeitet in vielen Werken mit Buchstaben, die er allerdings nicht als Schrift sieht. „Sie bilden für mich eine Fläche“, erzählt der gebürtige Pole, der in Urbach lebt und arbeitet. In den meisten seiner Bilder steckt unheimlich viel Zeit – und eine Vielzahl von Techniken. Leuchtende Ölfarben bedeckt er – und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt – mit Graphitpulver. Ist alles gehärtet, fängt Wlodzimierz Szwed an, die dunkle Schicht abzuschleifen. Stunde über Stunde dauert es, bis das leuchtende Gelb mit einer locker-leichten Struktur übrig bleibt.

Bei anderen Bildern bildet er aus Zellulosematerial ein Linienraster, das er wiederum durch einen Pressvorgang teilweise auflöst. „Durch Bewegung entstehen Strukturen. Welche dies sind, hängt zum Teil vom Zufall ab“, erklärt er.

Rahmenprogramm in der Galerie

Vernissage
: Eröffnet wird die Ausstellung am 6. Juli um 20 Uhr. Weil nur 20 Personen zeitgleich in der Galerie sein dürfen, wird die Begrüßung im Hof (bei schlechtem Wetter im Flur) stattfinden. Die Besucher werden an Tischen bewirtet und bekommen nacheinander sowie gruppenweise kurze Einführungen. Um eine unverbindliche Anmeldung an post@kulturforum-schorndorf.de, Stichwort Vernissage, wird gebeten.

Führungen:
Es finden die üblichen Formate statt, allerdings für maximal 10 Teilnehmer. Deswegen ist zwei Tage im Voraus eine Anmeldung an post@kulturforum-schorndorf.de notwendig. Wie aus einer Handvoll Samen große Kunst entsteht, darum geht es bei der Sonntagsführung am 12. Juli um 15 Uhr. Eine After-Work-Führung findet am Donnerstag, 23. Juli, um 19 Uhr statt, das Format Kunst+Pause für junge Eltern mit ihren Babys am Mittwoch, 8. Juli, um 10 Uhr.

Kinderprogramm:
Ganz neu in der Schorndorfer Galerie ist die Kinder Q-nst Kiste. Diese wird je nach Ausstellung neu bestückt und soll es Kindern ermöglichen, Kunst selbst zu entdecken – mit Lupe und Farbbrille, mit Material zum kreativ werden. Tasche und Material kosten zwei Euro, die Tasche darf mitgenommen werden