Im Kinofilm „Superman Returns“ hatte auch der Modellbahnbauer einst einen großen Auftritt: Der Bösewicht zerstört eine Modellbahn. Was von dem Dreh übrig blieb, ist zurück in Göppingen. Und soll irgendwann ausgestellt werden.

Göppingen - Die Bahn ist da, wo sie hingehört: Im Keller. Im Untergeschoss einer Villa drehen die Züge ihre Runden, rollen zwischen Hochhäusern hindurch, dann in ein Wüstennest, an Felslandschaften vorbei, irgendwo in der Umgebung thront ein Schloss. Lex Luthor hat sich eine schöne, große Modellbahnanlage gebaut, abwechslungsreich und mit reichlich Loks und Waggons. Und dann macht er alles kaputt.

 

Ein Hollywood-Streifen made in Australien

Lex Luthor ist ein Bösewicht, wie er im Buche steht, in diesem Fall im Drehbuch zum Hollywood-Blockbuster „Superman Returns“. 2006 kämpft Luthor in den Kinos gegen den auf die Erde zurückgekehrten Superman, mit dabei in einem der teuersten Filme des Jahres: Loks und Waggons aus Göppingen. Regisseur Bryan Singer wollte eine große Modellbahnanlage in den Film einbauen, bei der Suche nach dem Lieferanten kamen die Filmleute aus den Staaten schnell auf Märklin. An der Stuttgarter Straße ging das große Packen los: Loks, für den Dreh auch einige Modelle mehrfach, haufenweise Waggons und Triebwagen wurden zusammengepackt und nach Australien geschickt. Australien? Hollywood ist überall, auch in Down Under, gedreht wurde ab März 2005 in der Stadt Sydney und Umgebung.

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Dreieinhalb Monate bauen und basteln zwei Dutzend Modellbauer, Zimmerleute, Kulissenmaler und Elektriker an der knapp 200 Quadratmeter großen Anlage, verlegen 280 Meter Gleise, die große Spur 1 und die kleinere H0. Von dem Spuren-Mix versprechen sich die Macher mehr Flexibilität bei den Perspektiven für den Dreh. 21 Stromkreise hat die Anlage, die Spur H0 dreht auf acht Ebenen ihre Runden, die Spur 1 auf fünf.

Kevin Spacey spielt den Bösewicht

So lange, bis es zum großen Crash kommt: Bösewicht Luthor, gemimt von Schauspieler Kevin Spacey, zeigt seinen Gauner-Kollegen, was er mit Amerika vorhat: Es geht um Vernichtung und natürlich die Weltherrschaft. Die Erde der Anlage bebt, eine sehr deutsche Diesellok der Baureihe 216 fällt von einem Viadukt, eine US-Lok entgleist und landet in einem vollbesetzten Biergarten. Eine Bahner-Figur fällt vom Bahnsteig und wird überrollt, auch in Australien ist Hollywood nicht zimperlich. Teile der Anlage brechen, Hochhäuser und Brücken stürzen ein, es ist ordentlich was los auf den 200 Quadratmetern. Nur drei Tage braucht die Crew für den Dreh, dann liegt die Anlage in Schutt und Asche. Auch die Handlung des Films ist recht schnell erzählt: Bösewicht Luthor hat im Kampf zunächst Oberwasser, setzt auf „Kryptonit“ als Mittel gegen Superman, was dieser nicht gut verträgt. Am Schluss, im großen Finale, zieht der Schurke Lex Luthor aber natürlich doch noch den Kürzeren und sein Widersacher Superman rettet die Welt.

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Die Modellbahn hat da schon ausgedient, das, was den Dreh überstanden hat, wird in große Kartons verpackt und nach Göppingen geschickt. In einer der Hallen über dem neuen Märklineum stapeln sich bis heute die Kartons, mit Loks, Waggons und Gleisen. Auch die in Australien gebauten Häuser haben die Filmleute eingepackt, Wassertürme aus Holz, Fabrikgebäude und Holzschuppen ragen aus den Kisten heraus. Das alles reicht locker für eine Sonderausstellung, die irgendwann im Märklineum einen Stock tiefer aufgebaut werden soll.

Der Bösewicht fährt Diesel

Zerstörung
 Abstürzende Dieselloks, umstürzende Hochhäuser und einiges andere von der Film-Modellbahnanlage ist auf Youtube zu sehen: „Train Wreck from Superman Returns“.

Vermarktung
 Passend zum Film – Deutschland-Premiere war am 17. August 2006 – gab es eine Lokpackung mit einer Superman-Elektro-Lok der Baureihe 185, dazu eine Luthor-Lok der Baureihe 223, der Bösewicht fährt Diesel. Nicht zu vergessen: auch ein Güterwaggon, beladen mit dem grün-schimmerndem Wunderstoff „Kryptonit“, war zu haben, für 16,90 Euro.

Nutzen
Ob sich das Hollywood-Engagement für Märklin gerechnet hat, ist unklar. 2009 kam die Insolvenz, heute steht das Unternehmen wieder gut da, auch ohne Superman.