Ulrich Zehs Werke – bekannt sind vor allem seine Sport-Bilder – hängen an vielen Wänden in der Region. Als Künstler machte er sich ebenso einen Namen wie einst als Top-Leichtathlet. Und: Er prägte er Generationen von jungen Kunstbegeisterten. Jetzt ist er im Alter von 76 Jahren gestorben.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Kreis Ludwigsburg - Die Ausstellung, die für Anfang 2023 im Ludwigsburger Landratsamt geplant war, soll trotzdem stattfinden – jetzt erst recht. „Sie sollte Auftakt für eine Reihe sein, die Werke älterer Künstler mit denen der nächsten Künstlergeneration verbindet“, sagt der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier. Geplant war, Bilder von Ulrich Zeh und Annina Fründ zu zeigen, die einst Zehs Schülerin war – wie der Landrat selbst auch. „Ohne Uli Zeh wäre ich nicht zur Kunst gekommen“, sagt Fründ. „Er war sehr inspirierend und unterstützend, aber auch ehrlich, wenn er etwas nicht gut fand.“

 

Ulrich Zeh, der in Bad Cannstatt lebte und sein Atelier hatte, war fast 40 Jahre lang Kunsterzieher am Kornwestheimer Ernst-Sigle-Gymnasium. Er hatte dort einst selbst die Schulbank gedrückt und war mit seinem Zwillingsbruder Albrecht in der Stadt eine echte Nummer bei den Leichtathleten gewesen: Die Brüder errangen württembergische Meistertitel in verschiedenen Disziplinen. Sie waren so gut, dass sie auch als zwei von 120 Jugendlichen ausgewählt wurden, anlässlich der Olympischen Spiele 1964 in Tokio den deutschen Nachwuchs zu repräsentieren. Ulrich Zehs große Sport-Leidenschaft schlug auch bei seinen späteren Werken durch.

Ermutiger und Wegbereiter

Zeh konnte als Kunst-Pädagoge junge Leute mitreißen und ließ sich selbst von Talent und Esprit begeistern. Leistungskurs um Leistungskurs führte er zum Abitur; etliche begabte Eleven unterstützte er dabei, ihrerseits an Kunstakademien zu gehen, Kunstgeschichte zu studieren oder Kunsterzieher zu werden. Er war aber auch selbst ein produktiver Künstler, der seine Gemälde – dynamische Sportbilder und poetische Landschaftsbilder, Portraits oder Zyklen wie etwa zum Thema Ikarus – zeigte und erfolgreich verkaufte. Zeh bestritt Ausstellungen im In- und Ausland, 1996 sogar in New York.

Eine fruchtbare Künstler-Galeristen-Beziehung verband Ulrich Zeh mit der damals noch in Kornwestheim beheimateten Galerie Geiger, die 1999 nach Konstanz umzog. Eng befreundet war er auch mit dem ebenfalls aus Kornwestheim stammenden Künstler Günther C. Kirchberger. Als die Salamanderstadt 1992 die Landeskunstwochen an Land zog – es waren damals ambitioniertere Zeiten in Sachen Kunst, 1989 war das städtische Galeriegebäude von Josef Paul Kleihues eröffnet worden – , konnte man den beiden beim Entstehen eines Kunstwerks über die Schulter schauen.

In vielen öffentlichen Gebäuden, Kliniken, Firmen und Wohnzimmern hängen Bilder von Ulrich Zeh – im kleinen Sitzungssaal des Landratsamtes etwa das Werk „Hochspringer“. Mitunter habe er „die banale Welt wie blaue Hortensien sehen wollen“, hatte Zeh in einer seiner letzten Lebens-Rekapitulationen geschrieben – angelehnt an ein Sonett von Rainer Maria Rilke, der zu seinen Lieblingsdichtern zählte. Am Sonntag ist Ulrich Zeh 76-jährig in Stuttgart gestorben.