Die im Bürgerhaus Stuttgart-Möhringen gezeigten Aquarelle und Ölbilder von Irene Weis und Arnold Sienerth sind sehr unterschiedlich in ihrer Entstehungsweise und haben doch einen ähnlichen Hintergrund. Am Samstag, 7. Juli, wird die vom Kunstkreis Möhringen organisierte Ausstellung eröffnet.

Möhringen - Sie sind beide in ihren 70ern, mussten Flucht und schwierige Lebensphasen überstehen und arbeiten vollkommen unterschiedlich. Die Bilder von Irene Weis und Arnold Sienerth passen dennoch gut zusammen. Und so bat der Kunstkreis Möhringen die beiden zu einer gemeinsamen Schau ins Bürgerhaus. Am Samstag wird die Ausstellung eröffnet.

 

Erfahrungen mit dem Thema Flucht

Irene Weis geriet nach dem Zweiten Weltkrieg vom Sudetenland nach Norddeutschland und wechselte 1973 nach Stuttgart, wo sie in Zazenhausen lebt. Auf den Kunstkreis stieß die Krankenschwester bei der Amtseinführung ihrer Tochter, Bezirksvorsteherin Evelyn Weis. Arnold Sienerth wuchs im siebenbürgischen Hermannstadt auf und kam 1989 nach Deutschland, wo er seinem technischen Beruf nachging und beim Zoll arbeitete. Dem Möhringer Künstler hört man die Jahre in deutschsprachigen Bildungseinrichtungen des heutigen Rumäniens noch an, er hat seinen Akzent nie ganz abgelegt. Auch seine Arbeiten spiegeln nicht selten Erinnerungen an die alte Heimat.

Ein Künstler, viele Stilvarianten

Arnold Sienerth ist oft bei den Mitgliederausstellungen des Kunstkreises vertreten, doch einen „Sienerth“ im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Schon in seinen jungen Jahren, eingeschränkt durch die kommunistische Herrschaft, arbeitete der Künstler zugleich in sehr unterschiedlichen Stilen, gerne mit Ölfarben. Im Bürgerhaus hat er seine Arbeiten auf zwei Räume verteilt, und die Atmosphäre könnte unterschiedlicher nicht sein: auf der einen Seite klassische Malkunst mit Landschaftsbildern, die ein altmodischer Charme auszeichnet, auf der anderen abstrakte Moderne. Viele seiner Gemälde hat Sienerth in den Wirren der rumänischen Revolution von 1989 nur mühsam retten können. Das Bild „Abschied“ ist sein persönlichstes, für ihn „ein stiller Aufschrei, wie er lauter nicht sein könnte“.

Doch Arnold Sienerth ist ein positiver Mensch. Seine nach Fotos entstandenen Abbildungen von Vulkanen oder Polarlichtern sind wahre Farbexplosionen, seine Ansicht von Berliner Hochhäusern zeigt kräftige Farblichter, die sich im Wasser spiegeln. Vieles ist Anekdote, Erinnerung an eine Ereignis oder an eine Reise. Das ganze Leben im Überblick bieten die „Sieben Lebensstufen des Menschen“, die Aspekte wie Jugend, Familie, Beruf und Arbeit illustrieren – bis hin zum Lebensabend. „Da wird es ein bisschen grauer, aber noch nicht ganz schlimm“, sagt Sienerth dazu.

Zufallsbilder werden mit dem Schwamm bearbeitet

Irene Weis arbeitet dagegen mit dem Zufall. Ihre Aquarelle entstehen mit Nass-in-Nass-Technik: Sie lässt die Farben verlaufen und ergänzt sie um Elemente, die sie mit einem Schwamm oder Tuch aufs Bild tupft. Das kann ein Baum sein, der überraschend plastisch aus einer Moorlandschaft ragt, oder ein niedriges schwarzes Gebäude. Daraus wird im Titel dann eine Halliginsel. Nicht immer es notwendig, das Zufallsprodukt zu ergänzen. Irene Weis’ Lieblingsbild ist eine Vogeltränke aus sanften Farben, die einfach so entstanden ist. „Aus dem Bauch heraus“, nennt sie das: der Künstlerin kommt in der Nacht eine Erinnerung, und am Morgen wird gemalt.

Vernissage Die Ausstellung mit Werken von Irene Weis und Arnold Sienerth im Bürgerhaus Möhringen, Filderbahnplatz 32, wird am Samstag, 7. Juli, um 18 Uhr eröffnet. Sie ist bis zum 30. September montags von 14.30 bis 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 07 11/71 72 48 zu sehen.