Heide Weiss zeigt im Weilimdorfer Bezirksrathaus Bilder, die überraschende Bezüge herstellen und den Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Werk aufzeigen.

Weilimdorf - Nicht nur das Motiv erzählt hier eine Geschichte, auch Format und Ort der Hängung spielen mit hinein: Seit Donnerstag dieser Woche zeigt Heide Weiss in den Weilemer Amtsgängen eine Ausstellung, deren Bilder überraschende Bezüge herstellen und die auch den Weg von der allerersten Idee bis zum fertigen Werk aufzeigen.

 

Da sitzt nun die „Oma Marie“, von Heide Weiss in einer Acryl-Mischtechnik verewigt. Sie hält ein seliges Nickerchen, auch wenn sie das nie zugeben hätte: „Genau so war sie, hat immer ‚Ich schlafe mittags nie‘ gesagt – und dann saß sie doch wieder so da.“ Das Muster ihres Kleids freilich ähnelt dem Laub des daneben gezeigten Baums. Denn beide sind auch „Alt, aber schön“, so der Titel beider Arbeiten.

Nett ist auch die Serie „Die Wartenden“, die nun just den Wartebereich des Bürgerbüros ziert. Zu sehen sind Füße oder Oberkörper, die aber in unterschiedliche Richtungen „warten“ und auch nicht zu denselben Personen gehören. Im Grunde ist das eine Anregung, einmal die Körpersprache der Mitwartenden zu studieren: Entspannt die Hände in den Hosentaschen versenkt oder schon ungeduldig die Arme verschränkt? Die Skizzenbücher, die Heide Weiss zur Vernissage mitgebracht hatte, zeigten auch den Klassiker des heutigen Zeitvertreibs: Daddeln auf dem Smartphone. Zu vorhersehbar, beschied die Künstlerin und lässt nun weiter analog warten.

Klischees sind nicht ihr Ding

Überhaupt sind Klischees nicht ihr Ding: In etlichen Skizzen hatte sie etwa eine toskanische Landschaft erarbeitet, setzte sie aber nie als Gemälde um. „Am Schluss hätten hier nur noch drei Pinien zum Kitsch-Bild gefehlt – und so ein Bild wollte ich nicht.“ Manchmal helfen die Vorarbeiten nicht nur bei der Entscheidung, wie ein Bild aussehen soll, sondern ob sich der Aufwand überhaupt lohnt. In die Werkschau geschafft hat es hingegen eine schroffe bretonische Landschaft: Im Oberschoss zeigt eine Mischtechnik die Klippen mit fast kubistischen Zügen, und – ganz die Didaktin – hat Weiss auch die dafür notwendigen Entstehungsschritte wie Skizzen und Farbstudien mit auf die Leinwand aufcollagiert.

Heide Weiss hat an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd studiert und unterrichtet inzwischen Ditzinger Erst- und Zweitklässler, die sie natürlich auch für die Kunst begeistern möchte, inklusive Besuch der Staatsgalerie. Aber auch sie selbst lernt beständig weiter, erzählt von geschickt gewählten Kursen. Beim Rundgang unterteilt sie lachend in vorher und nachher: „Das hier war, als ich noch keine Gesichter zeichnen konnte und das dort war nach dem Porträtzeichenkurs.“ Mutig geworden, wandeln sich ihre Frauenporträts „Kleine Weibsbilder“ zum größeren Format der „Großen Weibsbilder“.

Verblüffende Ergebnisse

Manchmal führen Malkurse aber auch zu verblüffenden Ergebnissen, wie an der Hauptausstellungswand zu sehen ist: In einem Kurs sollte Heide Weiss immer wieder Birken und ihre typischen Querstreifen malen und abstrahieren. Am Ende ihrer Anstrengungen stehen in der Serie „Auflösung“ nun Barcodes, QR-Codes und Zeitungszeilen. Wer weiß schon, was so ein Baum erzählen würde, scannte man seine Borke.

Info Die Werkschau von Heide Weiss ist bis 2. August im Weilimdorfer Bezirksrathaus, Löwen-Markt 1, zu sehen. Geöffnet ist montags bis mittwochs von 8 bis 16.30 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr.