Das Verwaltungsgebäude wird bald zum Arthaus. Dazu beigetragen hat die Architektin Stanislava Zhovnerovska. Ihre privaten Kontakte in die Ukraine machen die Ausstellung mit internationalen Künstlern erst möglich.

Ditzingen - Ukrainische Künstler, deren Arbeiten international zu sehen sind, zeigen ihre Werke in wenigen Tagen im Ditzinger Rathaus. Stanislava Zhovnerovska ist Architektin und arbeitet in der Ditzinger Verwaltung. Ein Gespräch über Kiew, Kontakte und Kunsträume.

 

Frau Zhovnerovska, die Künstler, deren Werke bald im Rathaus zu sehen sind, stellen international aus: London, Berlin, Riga. Was reizt sie, nach Ditzingen zu kommen?

Ditzingen ist bei Stuttgart, das hat es für die Künstler interessant gemacht. Und das Rathaus kann Büroräume zur Verfügung stellen. Das ist schon noch einmal etwas anderes als eine Galerie. Ich war zum Beispiel bei der Stuttgarter Kulturnacht. Bei der LBBW-Sammlung fand ich interessant, dass man die Kunst in Büroräumen ausstellt, in denen man tagtäglich arbeitet, sodass die Kunst den Menschen im Alltag begleitet. Das ist interessant, auch wenn es in Ditzingen nur für kurze Zeit umgesetzt wird.

Wie kam es zu der Ausstellung?

Es war ein Zufall. Ich habe in Kiew viele Kontakte in die Architekten- und Kunstszene. Ich werde gefragt, wo ich arbeite, durch die Gespräche hatte ich über die Jahre immer schon auch an eine Ausstellung gedacht, hatte auch das Arthaus im Hinterkopf. Mit Herrn Wolf...

... dem Leiter des Ditzinger Schul- und Kulturamts ...

... konnte ich auf dem kurzen Wege kommunizieren, weil ich das Projekt Theodor-Heuglin-Schule von der Hochbauabteilung mitbetreue. Ich habe ihn gefragt, ob er Interesse daran hat.

Hat er gezögert?

Nein, er war sofort dabei. Ich habe die Kataloge der Künstler aus Kiew mitgebracht und ihm gezeigt. Wir haben dann ein Konzept entwickelt für die Hängung und geschaut, ob es thematisch passt. Herr Wolf will mit der Kunst beim Arthaus einen Gegensatz zum Büro schaffen.

Wie kamen die Kontakte zu den Künstlern zustande?

Ich kenne einen Kunstexperten. Teilweise hat er die Kontakte vermittelt, teilweise kamen sie über meine privaten Beziehungen zustande.

Es wird ein Abriss der ukrainischen Gegenwartskunst gezeigt?

Das kann man schon so sagen. Die Bilder von den Künstler befinden sich in den Privatsammlungen in ganzen Welt. Die haben aber alle eine verschiedene Art zu malen. Olexsandr Raskolnykov wird im Treppenhaus abstrakte, bunte, positive Bilder zeigen, sie werden die Stimmung im Rathaus aufhellen. Der Kunstprofessor Ivan Pylypenko malt Städte in verschiedenen Weißtönen. Er ist beruflich oft in China und möchte jetzt Kontakt zur Stuttgarter Kunstakademie aufnehmen, für einen Studentenaustausch zwischen der Kunstakademie in Stuttgart und der Kunstakademie in Kiew und hat mich gebeten, einen Termin in Stuttgart zu vereinbaren.

Kommen die Künstler nach Ditzingen?

Ja, sie kommen am 3. September und bereiten die Ausstellung zur Eröffnung vor. Sie werden fliegen, ihre Bilder kommen mit der Transportfirma.

War es ein Problem den Kunsttransport zu organisieren?

Ja. Die ursprüngliche Idee war es, einen Transporter zu mieten und die Künstler mit ihrer Kunst hierher zu fahren. Das war nicht möglich, weil es kaum ein Transportunternehmen gibt, das die Fahrzeuge außerhalb der Ukraine fahren lässt. Es gab nur einen, dann hätte man aber das Fahrzeug über die gesamte Zeit anmieten müssen. Wenn man es selbst macht, braucht man wegen der vielen Formalitäten Zoll-Agenturen in der Ukraine und hier. Die Transportfirma, die es nun macht, kam ins Gespräch, weil die Künstler in verschiedenen Galerien in Kiew nach ihren Erfahrungen gefragt haben. In einer Galerie haben sie den Kontakt der Firma vermittelt.

Sie haben auch ihre privaten Kontakte genutzt zur Realisierung der Ausstellung. Sie sind selbst Künstlerin?

Ich male, seit ich vier bin und ich interessiere mich für Kunst, besuche Ausstellungen. Als ich ein Kind war, hat meine Mutter die Bilder in eine Kunstakademie in Kiew gebracht, seitdem war ich dort. Ich habe abstrakte Sachen gemalt, habe auch klassisches Zeichnen gelernt. Ich habe an den internationalen Projekten in Budapest und in Berlin teilgenommen. Eigentlich wollte ich Kunst studieren, aber da ich gerne Kunst mit Mathematik und Physik verbinden wollte, habe ich mich für ein Architekturstudium entschieden. Ich habe vier Semester an der Nationalen Universität für Bauwesen und Architektur in Kiew studiert, dann kam ich nach Deutschland. Mit 19 wollte ich unbedingt in Deutschland studieren.

Warum?

Das Ausbildungsniveau ist in Deutschland höher und ich wollte ein europäisches Diplom machen. Mein Bruder hat auch hier studiert. Er hat Medizin studiert und ist Hausarzt. Meine Mutter ist Dozentin für angewandte Mathematik und meine Großmutter Dozentin für Wirtschaftswissenschaften in der Ukraine, in Kiew. Ich komme aus einer Akademikerfamilie. Nachdem ich mich hier für einen Studienplatz beworben hatte und Angebote bekam, habe ich mich für die Technische Universität Darmstadt entschieden, einer der besten Unis für Architektur. Dort habe ich mein Diplom gemacht.

Sie kamen 2001 nach Deutschland. Haben Sie nach wie vor intensive Kontakte in die Ukraine?

Mindestens drei Mal im Jahr bin ich in Kiew. Ich liebe meine Heimatstadt, und meine Familie lebt dort zum Teil, vor allem meine Großmutter, sie ist 98.

Was macht Kiew aus?

Kiew ist eine sehr schöne, alte Stadt mit vielen Kirchen, einer schönen Landschaft, einem Fluss in der Mitte, sehr romantisch, vor allem im Sommer, mit viel Grün.

Die Ditzinger und ihre Nachbarn erhalten Einblick in die Ukraine und einige Ukrainer lernen Ditzingen kennen.

Ja, das ist meine Intention und mein Wunsch. Über den Bildhauer Valentin Osadchiy kam zudem der Kontakt zum General Konsulat der Ukraine in Deutschland. Sie haben schon Interesse bekundet, zur Eröffnung zu kommen.