Im Fellbacher Rathaus wird die Ausstellung „Das kleine Schwarze“ eröffnet, die im Stadtmuseum zu sehen ist.

Fellbach - Das kleine Schwarze“ hängt in vielen Kleiderschränken, es ist zeitlos. So zeitlos, dass ihm ein halbes Jahr coronabedingte Wartezeit im Fellbacher Stadtmuseum kaum etwas von seiner Aktualität und seinem Charme nehmen konnte oder es gar angestaubt hätte.

 

Am Freitagabend wurde die eigentlich schon fürs Frühjahr geplante Ausstellung zu diesem besonderen Kleidungsstück unter den vorgegebenen Hygienebedingungen und mit gebührendem Abstand eröffnet – der offizielle Teil fand im Rathaussaal statt, später ging es dann ins nahe Museum. Dort ist die Schau bis Ende Februar zu sehen.

In der Ausstellung gibt es viele Originale zu sehen

Geplant war sie ursprünglich als ein Highlight im Fellbacher Kultursommer, Frankreich hätte da das Gastland sein sollen. Im modeaffinen Nachbarland hatte das Kleine Schwarze – la petite robe noire seinen ersten großen Auftritt. Coco Chanel hat ihm im Jahr 1926 dazu verholfen. Der französischen Modeschöpferin wird zugeschrieben, dass sie die Frau von Korsett, Taillen-Schnürungen und einengenden Kleidern befreit und das „Kleine Schwarze“ entworfen habe, das gerade geschnitten aus edlem Jersey-Stoff war und weich über die Taille seiner Trägerin fiel. Die Museums-Leiterin Ursula Teutrine zeigte zu ihren einführenden Worten entsprechende Bilder auf der Leinwand. In der Ausstellung gibt es die Pendants und viele Originale zu sehen.

Auch in Fellbacher Schneiderstuben sind einige entstanden, unter ärmlichen Kriegsbedingungen. Die Ausstellung spürt nämlich nicht nur dem Glimmer und Glanz einer Ikone der internationalen Mode nach, sondern macht aufmerksam auf die Sehnsucht jeder Frau, sich schön zu kleiden und besondere Anlässe mit ausgesuchtem Chic gebührend zu würdigen.

Das Trio „Laney & friends“ besang die Zeit der 20er-Jahre

Das galt und gilt auch für Fellbach, wo es bis vor wenigen Jahren noch namhafte, gute sortierte Modehäuser gab – zum Beispiel Seibold – und beim Fellbacher Herbst in der Stadthalle Modeschauen zum Programm gehörten oder auf dem Kappelberg Mode-Shootings stattfanden. Diesem Lokalkolorit begegnet man in der Ausstellung in Leihgaben aus Fellbacher Haushalten, bei der Eröffnung waren sogar einige Protagonistinnen anwesend.

Sie waren, wie die meisten Besucherinnen – Männer waren im Saal unterrepräsentiert – bei der Ausstellungseröffnung im „Kleinen Schwarzen“ erschienen. Eine Huldigung, die sich auf der Bühne fortsetzte. Das Trio „Laney & friends“ besang die Zeit der 20er-Jahre, die beiden Schauspieler Dorothea Baltzer und Robert Atzlinger lasen Stellen aus „Frühstück bei Tiffany“ und erinnerte an Filmszenen mit Audrey Hepburn, eine Botschafterin des „Kleinen Schwarzen“. Auch Jackie Kennedy gehörte dazu, ebenso Romy Schneider und Lady Diana.

Eine umfassende Schau mit Platz für viele Accessoires

Der Museumschefin Ursula Teutrine fiel „ein Stein vom Herzen“, so ihre Formulierung, dass sie nach wochenlangem Warten und mühseligem Platzieren der Besucher – „sehr viele wollten kommen, nur für 73 gab es Platz“ – die Ausstellung nun endlich eröffnen konnte. „Ich bin heilfroh, dass sie jetzt alle sitzen.“

So akribisch wie sie die Sitzordnung umgesetzt hatte, ist auch die Ausstellung ausgestattet. Eine umfassende Schau mit Platz für viele Accessoires. Man erfährt von der Revolution, die mit diesem Kleid, das Konventionen brach, einherging, wie Ursula Teutrine bei ihren Recherchen feststellte: „Mode spiegelt immer auch ein Weltbild wieder.“ Ausgestellt ist deshalb auch ein Badeanzug aus einem Stuttgarter Haushalt, in dem es einen der ersten Swimmingpools der Landeshauptstadt gab. Und man begegnet Tennis spielenden Frauen. „Kleidung steht für viel mehr als nur einen Trend, sie steht für Handwerkskunst, sie vermittelt Eleganz, drückt Fantasie aus“, so Teutrine.

Oberbürgermeisterin Gabriele Zull freute sich in ihrer Rede, dass dieses Thema im Stadtmuseum aufgegriffen und umfassend beleuchtet wird. Interessiert bewunderte sie die drei Models, die Christian Bräu aus Stuttgart mitgebracht hatte. Sie flanierten mit extravaganten Kleidern aus der Bräu‘schen Sammlung durch den Saal. Bräu ist Leihgeber der meisten Kleider, die im Stadtmuseum gezeigt werden.