Novak Djokovic freut sich über seinen Sieg bei den Australian Open, doch die Zuschauer hatten vom Endspiel in Melbourne nur wenig. Zu schlecht ist der Gegener Rafael Nadal gewesen.

Melbourne - Die Zuschauer in der Rod-Laver-Arena hatten sich auf ein Spektakel gefreut, doch Novak Djokovic kannte keine Gnade: Völlig unerwartet demütigte der Serbe seinen Dauerrivalen Rafael Nadal im Finale der Australian Open und krönte sich mit seinem siebten Sieg zum alleinigen Rekordchampion.

 

Das Match, das die Erwartungen nicht einmal im Ansatz erfüllte, dauerte nur 2:04 Stunden - und war damit sogar kürzer als das Frauenfinale am Tag zuvor. Mit 6:3, 6:2, 6:3 deklassierte Djokovic den bis dato überragenden Spanier und ließ damit in Melbourne die sechsmaligen Titelträger Roger Federer (Schweiz) und Roy Emerson (Australien) hinter sich. Im „ewigen“ Grand-Slam-Ranking verkürzte Djokovic durch seinen dritten Majortitel nacheinander mit seinem insgesamt 15. Triumph weiter den Abstand zu Roger Federer (20) und Nadal (18).

Von einem epischen Endspiel weit entfernt

Der 32 Jahre alte Mallorquiner enttäuschte in seinem fünften Finale bei den Australian Open auf ganzer Linie und verpasste seinen zweiten Titel nach 2009 deutlich. Desillusioniert waren aber auch viele der 15.000 Fans im Stadion, die auf eine große Show der Tennis-Giganten gehofft hatten - ganz nach dem Vorbild des Endspiels von 2012, das mit 5:53 Stunden Spielzeit bis heute auf Platz eins der längsten Grand-Slam-Finals steht.

Von der Dramatik des epischen Endspiels von vor sieben Jahren war das Match am Sonntagabend jedoch weit entfernt - und daran hatten beide Spieler ihren Anteil: Djokovic traf stets die Linien, wenn er sie anvisierte, Nadal stand dagegen dermaßen neben sich, dass er zu Beginn sogar ein Luftloch schlug. Seit der ersten Runde hatte er sein Service nicht mehr verloren, sein erstes Break gegen Djokovic kassierte er nach fünf Minuten. Beim Aufschlag des Serben gelang Nadal im ersten Satz nur einer (!) von 21 Punkten.

Nadal wirkt seltsam teilnahmslos

Im Vergleich zu seinem Halbfinalsieg gegen Stefanos Tsitsipas, nach dem der Grieche ihm „eine andere Dimension von Tennis“ bescheinigt hatte, wirkte Nadal seltsam teilnahmslos. Die gewohnte Aggressivität konnte er sich nicht einmal erarbeiten, den ersten Satzverlust im Turnier nicht abwenden. Wer erwartet hatte, dass sich Nadal nach dem Fehlstart fängt, sah sich früh im zweiten Satz getäuscht. Seltsame Vorhandfehler und selten gesehene Unkonzentriertheiten ließen die serbischen Fans vor dem Stadion jubeln.

Das 53. Duell, kein anderes Match hat es in der Geschichte des Profitennis häufiger gegeben, schlug früh eine kaum für möglich gehaltene Richtung ein. Djokovic (31), dem nur neun vermeidbare Fehler unterliefen (Nadal: 28), sorgte mit seiner außergewöhnlichen Präzision dafür, dass eine Wende nie zum Thema wurde. Sein 28. Erfolg gegen Nadal war einer seiner leichtesten, damit hatte der Weltranglistenerste vor der Partie sicher nicht gerechnet. Nadals einzigen Breakball wehrte Djokovic Mitte des dritten Satzes ab und geriet danach nicht mehr in Gefahr.