Rafael Nadal hat es wie schon Roger Federer ins Halbfinale der Australian Open geschafft. Ein Endspiel zwischen beiden ist noch einmal möglich. Nach Schwester Venus kamen auch Favoritin Serena Williams und eine weitere Mittdreißigerin unter die letzten Vier.

Melbourne - Ein mögliches Traumfinale der Tennis-Altmeister Roger Federer und Rafael Nadal bei den Australian Open rückt in immer greifbarere Nähe. Nadal schaltete am Mittwoch Wimbledon-Finalist Milos Raonic aus Kanada aus und folgte Federer ins Halbfinale. Nadal bezwang den Weltranglisten-Dritten 6:4, 7:6 (9:7), 6:4 und muss am Freitag für den Einzug ins Endspiel noch den Bulgaren Grigor Dimitrow aus dem Weg räumen. Der Bulgare schlug den Belgier David Goffin 6:3, 6:2, 6:4 und erreichte sein erstes Australien-Semifinale.

 

Nadal revanchierte sich gegen Raonic für die jüngste Niederlage beim ATP-Turnier in Brisbane. Der von Handgelenksproblemen genesene 30-Jährige hatte nach einem starken ersten Durchgang Glück, dass der leicht angeschlagene Raonic im zweiten gleich sechs Satzbälle nicht nutzen konnte. „Ich hatte auch viele schwere Zeiten, deswegen genieße ich den Moment heute umso mehr“, meinte der Melbourne-Champion von 2009, der damals Federer im Finale besiegte.

Langjährige Rivalen, die sich respektieren

Der 35-jährige Baseler muss nach dem Sieg über Mischa Zverev an diesem Donnerstag (09.00 Uhr MEZ/Eurosport) zunächst das Schweizer Duell gegen den 31 Jahre alten US-Open-Champion Stan Wawrinka überstehen. Mit einem fünften Australian-Open-Triumph würde der Rekordsieger seine 18. Trophäe bei Grand-Slam-Turnieren einsammeln - nach sechs Monaten Pause wegen Knieproblemen. „Es ist erstaunlich, ihn nach so einer langen Verletzung hier wieder im Halbfinale zu haben“, sagte Nadal anerkennend über den langjährigen Rivalen. „Es ist großartig für das Tennis, dass er zurück ist, er ist eine Legende in unserem Sport.“

Federer blieb in einem ARD-Interview vor Nadals Match zurückhaltend: „Auf das Finale zu schauen, wäre zu weit gedacht.“ Er sei noch in seinem Comeback und habe das Gefühl, dass Wawrinka mehr oder weniger der Favorit sei. Womöglich gibt Federer der unerwartet positive Turnierverlauf aber auch einen weiteren Schub. „Vielleicht spiele ich auf einmal wie aus einem Guss im Halbfinale“, sagte er.

Venus und Serena Williams im Halbfinale

Ins Damen-Halbfinale am frühen Donnerstagmorgen (04.00 Uhr MEZ/Eurosport) zogen nach Angelique Kerbers Bezwingerin Coco Vandeweghe und der 36-jährigen Venus Williams noch deren 35-jährige Schwester Serena und überraschend auch die 34 Jahre alte Kroatin Mirjana Lucic-Baroni ein. Damit schafften es auch drei Frauen über 30 unter die letzten Vier. „Die Dreißiger sind die neuen Teenager“, scherzte Serena Williams. Nicht nur die Erfahrung, sondern auch die verbesserte Fitness hilft der alten Garde.

Rekordsiegerin Serena Williams ließ der Britin Johanna Konta beim 6:2, 6:3 keine Chance. Zuvor setzte sich die Weltranglisten-79. Lucic-Baroni mit 6:4, 3:6, 6:4 gegen die letztjährige US-Open-Finalistin Karolina Pliskova aus Tschechien durch und schlug nach der Polin Agnieszka Radwanska die zweite Top-5-Spielerin. Ihr bisher einziges Grand-Slam-Halbfinale hatte die in Dortmund geborene und in Florida lebende Lucic-Baroni 1999 in Wimbledon gegen Steffi Graf verloren. Schon 1998 war sie dort in einem Teenager-Duell gegen Serena Williams ausgeschieden. Im gleichen Jahr holte sie bei den Australian Open den Doppel-Titel an der Seite von Martina Hingis.

Nach ihrem Erfolg zur Mittagszeit bekreuzigte sich Lucic-Baroni und kniete in der Rod-Laver-Arena nieder. „Ich hätte mir niemals erträumt, wieder hier zu sein“, sagte sie. „Das waren Minuten purer Ekstase.“ Die Kroatin galt zu Jugendzeiten als künftiger Top-Star und wurde damals von ihrem Vater trainiert. Vor dem Hintergrund von Misshandlungsvorwürfen blieb ihr großer Durchbruch aber aus.