Die Folgen der Regenfälle und des Zyklons sind für den Tourismus kaum noch sichtbar.

Der Zyklon Yasi baute sich Ende Januar tagelang vor der australischen Ostküste auf, so mächtig wie der Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans verwüstete. Die Menschen in Nordostqueensland verbarrikadierten die Häuser, 30000 wurden aus Cairns, der größten Stadt der Gegend, evakuiert, der Rest zum Gehen aufgefordert. Es werde mindestens 24Stunden lang keine Rettungseinsätze geben. Die Lage sei für die Helfer zu gefährlich.

Wenige Monate später, eine Küstenstraße nördlich von Cairns. Hier stoßen zwei Weltnaturerben aufeinander: der 110 Millionen Jahre alte Regenwald und vor der Küste das Great Barrier Reef, das größte und wahrscheinlich bunteste Korallenriff der Welt, zugleich die größten Attraktionen für Touristen in der Gegend. Umgeknickte Bäume und ein zerstörtes Riff, das war das Horrorszenario für die Region. Jetzt plätschern Wellen sanft gegen die Klippen am Ufer, die Sonne spiegelt sich auf dem Meer, und dahinter erheben sich Baumfarne, dicke Stämme mit großem Blätterdach, Lianen, Kletterpflanzen.

Einen Tag später ankert 50 Kilometer entfernt von der Küste, die Poseidon, ein Taucherschiff, am Great Barrier Reef. Braun schimmert es unter der Wasseroberfläche, schlammiger Untergrund könnte man meinen. Doch unter Wasser: bunte Korallen, leuchtende Anemonen, Fische in schillernden Farben. „Manchmal ist ein Felsen nicht mehr da, wo er vor dem Sturm war“, sagt Herald Prins, niederländischer Meeresbiologe auf der Poseidon. „Aber das Riff hat sich in seiner Vielfalt und Schönheit nicht verändert.“ Heute ist von Verwüstungen im Nordosten von Queensland kaum etwas zu sehen. Yasi wütete an einem 120 Kilometer langen Küstenabschnitt zwischen Ingham und Innisfails. Die schlimmsten Auswirkungen gab es um Mission Beach, wo Yasi wirklich auf das Land traf. Windgeschwindigkeiten von bis zu 290 Kilometern pro Stunde und eine Flutwelle von sieben Metern ließen von Häusern oft nur die Fundamente stehen. Aber die Ostküste von Queensland ist mehr als 2000 Kilometer lang. Schon wenige Kilometer weiter gibt es keine sichtbaren Folgen.

 

1700 Kilometer südlich von Cairns liegt Brisbane, die Hauptstadt von Queensland. In der Region wütete Ende Dezember bis Mitte Januar ebenfalls ein Naturkatastrophe: Nach wochenlangen Regenfällen war eine Fläche von der Größe Deutschlands und Frankreichs überflutet worden. Die Schäden werden auf 15 Milliarden Euro geschätzt. Bilder von überschwemmten Straßen gingen um die Welt. Heute fließt der Brisbane-River gemächlich gen Pazifik, die Skyline von Queenslands Hauptstadt spiegelt sich auf seiner Oberfläche. In den Straßen ist nichts mehr zu sehen von der mächtigen Flutwelle. 20000 freiwillige Helfer haben Häuser, Asphalt und Grünanlagen befreit von dem zähen Schlamm, den das Wasser angeschwemmt hatte.

Jetzt erlebt man eine relaxte Großstadt, Menschen schlendern durch die Straßen, der Verkehr wälzt sich über die Story Bridge, die große Metallhängebrücke aus den 1940er Jahren. Man muss suchen, um Folgen der Flut zu finden. Gegenüber der Story Bridge sieht man einen Steg, er ist unterbrochen für ein paar Meter, nimmt seinen Weg auf dem Wasser wieder auf, endet dann abrupt. Vor der Flut verlief er am ganzen Ufer entlang, war beliebt bei Spaziergängern und Joggern. Jetzt sind nur einige Planken geblieben.

Gegenüber liegt das Stamford Plaza Hotel, das erste Haus in der City von Brisbane. Während der Flut stand das schlammige Wasser im Foyer, die gesamte Elektronik, inklusive Klimaanlage und Liftmotoren, wurde zerstört. Umgerechnet 15 Millionen Euro wurden seit der Flut in die Renovierung gesteckt. Jetzt scheint es wieder golden von den Wänden, ein neuer Teppich wurde verlegt. Hier sieht man, was Anna Bligh, Premierministerin von Queensland, immer wieder erklärt hat in den vergangenen Monaten: „Wir lassen uns nicht unterkriegen, wir sind wieder da!“
12 Millionen australische Dollar hat der Bundesstaat in einem Soforthilfeprogramm für den Tourismus bewilligt. Er ist mit einem Umsatz von umgerechnet sieben Milliarden Euro im Jahr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in dem 3,8-Millionen-Einwohner-Bundesstaat. Schätzungen zufolge hat der Tourismus über eine Milliarde Dollar verloren durch die Flutkatastrophe und den Wirbelsturm Yasi.

„Im Norden von Queensland sind Regionen wirtschaftlich vom Zyklon betroffen, die physisch gar nichts abbekommen haben“, sagt Jan Jarratt, Tourismusministerin von Queensland. „Im Süden sind die meisten Schäden beseitigt, aber das hat sich noch nicht herumgesprochen.“ Die Berichterstattung über die Naturkatastrophen hat die Menschen abgeschreckt. Meldungen über den Wiederaufbau schaffen es selten in die Schlagzeilen.

Die Flut und der Zyklon waren große Desaster. Allerdings sind Naturkatastrophen in Australien keine Seltenheit, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie Anfang des Jahres. In Perth wütete Ende März ein Buschfeuer, Bilder aus Victoria und New South Wales zur gleichen Zeit sahen ähnlich aus wie die aus Südqueensland während der Flut.

Australien ist ein Land, in dem es extreme Wetterphänomene gibt. Anpacken und Wiederaufbauen gehören zum Geist seiner Bewohner. Wie bei dem kleinen Bootsverleih Riverlife am Ufer des Brisbane-Rivers. Ein Strich am Gebäude markiert, wie hoch die Flut im Büro stand: anderthalb Meter. „Aber wir haben nur eine Gefriertruhe verloren“, sagt Stewart Miller. Bevor die Flut kam, habe man bis zum letzten Moment die gesamte Einrichtung in die oberen Stockwerke gebracht und dort ausgeharrt: „Und danach haben wir mit Hunderten von freiwilligen Helfern das Gebäude und das gesamte Ufer vom Schlamm befreit und jeden Stein abgewischt.“ Eine Gruppe koreanischer Touristen besteigt nebenan gerade die Kajaks, normaler Geschäftsbetrieb. Außer dem Strich am Gebäude ist von den Folgen der Flut nichts zu sehen.

Cairns

Anreise
Brisbane wird aus Frankfurt am Main von verschiedenen Fluggesellschaften angeflogen. Unter anderem gibt es Verbindungen mit Quantas (www.qantas.com.au), Singapore Airlines (www.singapore.com, jeweils mit Zwischenstopp in Singapur) oder Lufthansa (www.lufthansa.com, Zwischenstopp in Bangkok). Von Brisbane gelangt man mit dem Flugzeug (zum Beispiel mit Virgin Blue Airlines, www.virginaustralia.com), dem Bus (www.greyhound.com.au) oder dem Zug an die Küste (www.railaustralia.com.au/tiltTrain.php).

Unterkunft
Das Novotel Cairns Oasis Resort in Cairns ist ein zentrales Haus inmitten einer großen Parkanlage. DZ ab 130 Euro, www.novotelcairnsresort.com.au.
Direkt am Strand wohnt man im Peninsula Boutique Hotel in Port Douglas, DZ ab 215 Euro, www.peninsulahotel.com.au. In Brisbane sind die Oaks Festival Towers empfehlenswert.
Ein Apartment im Hochhaus mit schönem Blick über die City gibt es ab 150 Euro, www.theoaksgroup.com.au.

Essen und trinken
Salthouse Bar and Restaurant in Cairns,
www.salthouse.com.au. Frogs Restaurant in Kuranda, www.frogsrestaurant.com.au.

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Erde, anschauen. Seine Farben und sein Artenreichtum – von Schildkröten über Rochen bis zu 1500 bunten Fischarten – sind atemberaubend. Am leichtesten ist es von Port Douglas und Cairns zu erreichen (Entfernung vom Ufer 30 Kilometer). Spezielle Boote bringen Menschen für Tagesausflüge zum Riff. Man kann Tauchausrüstung mieten und ohne Vorkenntnisse tauchen. Aber auch nur mit Taucherbrille und Schnorchel bekommt man schon einen guten Eindruck. Tagestour inklusive Verpflegung und Ausrüstung ab 140 Euro, www.poseidon-cruises.com.au.

Auf keinen Fall jeden schönen Strand, ohne sich zu informieren, zum Baden nutzen. Es gibt verschiedene Quallenarten, bei denen Hautkontakt lebensgefährlich oder sogar tödlich sein kann. Die Saison für Quallen („Stinger Season“) kann im Norden Queenslands von Oktober bis Juni gehen. An einigen Stränden (zum Beispiel in Port Douglas), gibt es Bereiche im Meer, die durch Netze vor zumindest einigen Quallen-Spezies geschützt sind. In Australien stehen Warntafeln an gefährdeten Stränden. Darauf wird auch, wenn nötig, vor Krokodilen gewarnt – auf Englisch und Deutsch, weil deutsche Urlauber sich als besonders anfällig für unbedachte Badeausflüge erwiesen haben.

Allgemeine Informationen
Tourism Queensland, Telefon 089/759698869 www.queensland-australia.eu,
Veranstalter: Australia Tours, www.australiatours.de