Nach neun Jahren kommt Bewegung in die Debatte um den Ausbau der A 81: Bei einem Gipfeltreffen in Berlin sollen am Dienstag dafür die Weichen gestellt werden.

Ludwigsburg - Jeden Tag donnern über 127 000 Fahrzeuge über die A 81 Richtung zwischen dem Engelburgtunnel und Pleidelsheim. Das führt zu Staus und ist vor allem für die Anwohner der Ludwigsburger Stadtteile Pflugfelden und Eglosheim eine starke Belastung, aber auch für Kommunen wie Freiberg, Asperg und Möglingen. Am Dienstag treffen sich nun Kommunalpolitiker mit dem CDU-Abgeordneten Steffen Bilger bei Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), um über einen Ausbau auf acht Fahrstreifen zu beraten.

 

Der Anstoß kommt von der „Aktionsgemeinschaft zur Reduzierung der Lärmbelastung durch die A 81“, kurz AG A81. Darin haben sich Kommunalpolitiker aus Ludwigsburg, Möglingen, Asperg und Freiberg zusammen geschlossen. Sie fordern, dass Ausbau und Lärmschutz durch Bund und Land vorangetrieben werden. „Seit neun Jahren hat sich nichts getan“, schimpft Reinhold Noz von der AG 81, der auch für die CDU im Stadtrat sitzt, „dabei haben sich alle politischen Kräfte dafür ausgesprochen.“ Zwei Lösungen für das Problem liegen auf dem Tisch: Kurzfristig könnte wie auf der A 8 beim Flughafen die Standspur bei Stau freigegeben werden. Das würde gut 25 Millionen Euro kosten, weil Brücken verstärkt werden müssten und der Asphalt befestigt. Langfristig soll die viel befahrene Autobahn zwischen den Ausfahrten Zuffenhausen und Pleidelsheim achtspurig ausgebaut werden – das würde allerdings 141 Millionen Euro kosten. Lärmschutzwände wären dabei inklusive.

Schwarzes-Peter-Spiel zwischen Bund und Land

Schon seit dem Jahr 2008 beschäftigt das Thema die Kommunalpolitiker im ganzen Landkreis. Bei einer Demonstration vor der Bundestagswahl 2009 marschierten 500 Teilnehmer auf die Autobahnauffahrt Ludwigsburg-Süd. „Seither ist viel Zeit vergangen“, meint der CDU-Bundestagsabgeordnete und Verkehrsexperte Steffen Bilger, „Bund und Land schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu.“

Dieser Verschiebebahnhof soll nun durch das Spitzengespräch nächste Woche beendet werden, bei dem auch Vertreter der Kommunen und der Landrat Rainer Haas teilnehmen. Der Zeitpunkt ist gut gewählt: Ende Oktober berät der Verkehrsausschuss des Bundestages über den sogenannten Bundesverkehrswegeplan – ein Mammutwerk, in dem alle Straßenprojekte des Bundes aufgelistet und priorisiert werden. Bislang ist der A-81-Ausbau dort unter mittelfristigen Projekten zu finden. Bilger hofft jedoch, das Thema als „vordringlichen Bedarf“ zu definieren. Das würde bedeuten, dass gebaut werden kann, wenn das Parlament den Bundesverkehrswegeplan im Dezember beschließt.

Im Vergleich mit anderen Autobahnprojekten etwa an der A 5 ist eine achtspurige A 81 relativ wirtschaftlich. „Der Kosten-Nutzen-Faktor liegt bei 6,81“, erklärt Steffen Bilger. Dieser Wert beziffert den volkswirtschaftlichen Nutzen – je höher er ist, desto besser. Andere Vorhaben liegen im Vergleich bei zwei oder drei.

Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach?

Eine knifflige strategische Frage ist noch zu lösen: Soll man auf einen schnellen Umbau der Standstreifen setzen oder auf die große Lösung, die aber dauert? „Das wollen wir mit dem Minister besprechen“, erklärt Steffen Bilger. Allerdings räumt er ein, dass selbst bei einem positiven Verlauf des Gesprächs die Anlieger noch ein wenig Geduld aufbringen müssen: „Solch großen Projekte brauchen einfach ihre Zeit.“

Geduld ist allerdings bei den Aktivisten der AG A 81 ein schwindendes Gut. „Die Belastungen steigen“, erklärt die AG in einer Mitteilung, „was auf der Autobahn und auf den Randstraßen mit dem Ausweichverkehr passiert, grenzt für die Bevölkerung an Körperverletzung.“ Reinhold Noz verzweifelt über den jahrelangen Stillstand: „Die Muster für die Lärmschutzwände wurden sogar schon bestellt. Das ist doch eine völlig absurde Situation.“