Die Folgekosten des Dieselgipfels belasten die Bayern mit einer zweistelligen Millionensumme. Abgastechnisch halten sie sich der Konkurrenz für klar überlegen.

München - Beim Dieselgipfel hat sich der Premiumhersteller BMW dazu bekannt, rund 225 000 seiner etwa 700 000 Dieselfahrzeuge, die mit der Abgasnorm Euro 5 auf deutschen Straßen unterwegs sind, per Software-Update nachzurüsten. Das werde BMW maximal einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Konzernchef Harald Krüger in München. In einen mit dem Bund branchenübergreifend vereinbarten Mobilitätsfonds wollen die Münchner ferner entsprechend ihres heimischen Marktanteils einzahlen. Rechnerisch sind das weitere gut 17 Millionen Euro.

 

Tauschangebot mit Prämie

Darüber hinaus bietet BMW als nach eigenen Angaben einziger Kfz-Hersteller EU-weite eine nicht auf Deutschland beschränkte Prämie von bis zu 2000 Euro für den Kauf eines abgasarmen BMW oder Mini an, falls dafür ein Alt-Diesel mit Abgasnorm Euro 4 oder schlechter abgegeben wird. Wie groß dieser Prämientopf finanziell ausgelegt ist, verschweigt BMW. Er hoffe, dass vom Tauschangebot möglichst viele Diesel-Fahrer Gebrauch machen, sagte Krüger.

Deutlich mehr Gewinn

Den überschaubaren Kosten für Diesel-Nachrüstung und Mobilitätsfonds steht zum Halbjahr ein um gut ein Fünftel auf 4,4 Milliarden Euro gestiegener BMW- Halbjahresüberschuss gegenüber. Die Gewinne sprudeln deutlich stärker als die Umsätze, die um gut sieben Prozent auf 49,2 Milliarden Euro geklettert sind oder der Absatz, der um fünf Prozent auf gut 1,2 Millionen Fahrzeuge zugelegt hat. Den Umstand, dass BMW nur gut ein Drittel seiner deutschen Euro-5-Dieselflotte per Update nachrüstet, führen die Münchner auf technologische Überlegenheit zurück. Eigene Diesel hätten Verbesserungen im Gegensatz zu Konkurrenzfahrzeugen nicht nötig. „Dieselmodelle der BMW Group liegen bei den Stickoxid-Emissionen im Flottenmittel rund 40 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt“, betonte Krüger mit Verweis auf das Bundesumweltamt. Eine Hardware-Nachrüstung sei ohnehin mangels Bauraum bei Alt-Dieseln nicht möglich.

„BMW betrügt nicht“

Es brauche saubere Diesel nach BMW-Vorbild, um Klimaschutzziele zu erreichen, betonte Krüger. Sie würden weniger des Klimakillers Kohlendioxid ausstoßen als Benziner. Von Diesel-Fahrverboten halte er schon deshalb nichts. Letztlich sei das aber Sache von Gerichten.

Auch Kunden reagieren. Binnen Jahresfrist ist der Diesel-Anteil der BMW-Verkäufe global von 37 auf 35,6 Prozent und in Deutschland von 65 auf 61 Prozent gesunken. „BMW betrügt nicht“, erklärte Krüger hinsichtlich Abgasmanipulationen mehrmals.

Verschlossen blieben seine Lippen dagegen beim zweiten großen Reizthema der Branche. Zu kursierenden Kartellvorwürfen war ihm kein Wort zu entlocken. Es gebe in dieser Frage kein Ermittlungsverfahren gegen BMW. Intern prüfen Juristen die Vorwürfe. BMW werde sich mit Wettbewerbern weiter sachlich auseinandersetzen, betonte Krüger. Von zerrütteten Verhältnissen innerhalb der Hersteller wollte er nichts wissen. BMW stelle speziell Kooperationen mit Daimler auf den Prüfstand, sagen dagegen BMW-Insider. Das sei eine Reaktion auf die Selbstanzeige der Stuttgarter wegen möglicherweise illegaler Kartellabsprachen, die auf BMW zurückzufallen drohe.

150 000 elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße

Klar ist, dass BMW in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung für sich beansprucht. So habe man bereits 150 000 elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße, wogegen etablierte Wettbewerber oft noch im Stadium von Ankündigungen verfangen seien, betonte Krüger. „Wir sind ein Teil der Lösung“, erklärte er mit Blick auf Abgasprobleme. Zugleich räumte der BMW-Chef ein, dass aktuelle Absatzerfolge vor allem vom 7er-Flaggschiff und geländegängigen X-Modellen getragen sind, den verbrauchsstärksten und abgashaltigsten Fahrzeugen der BMW-Flotte.

Dagegen sind die Erfolge bei elektrifizierten Modellen überschaubar. Zum Halbjahr habe man davon mit 42 500 Autos immerhin 80 Prozent mehr abgesetzt als vor Jahresfrist, betonte Krüger. Dagegen stehen knapp 1,2 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor. Insgesamt gut 100 000 Stromer will BMW im Gesamtjahr 2017 verkaufen, was sich auf neun vollelektrische oder Hybrid-Modelle verteilt. Weitere E-Autos von BMW oder Mini kommen ab sofort im Jahresrhythmus. Ihre Gewinnmarge im reinen Autogeschäft wollen die Münchner indessen verlässlich zwischen acht und zehn Prozent halten, auch wenn mit E-Autos tendenziell weniger verdient wird als mit Verbrennern. Zum Halbjahr lag diese Quote bei im Wettbewerbsvergleich stattlichen 9,4 Prozent.