Software-Spezialisten sind derzeit in vielen Branchen gefragt. Wie der Betriebsrat mitteilt, laufen deshalb beim Stuttgarter Autobauer Gespräche über flexiblere Arbeitszeiten und Boni. Ein Konkurrent könnte dabei als Vorbild dienen.

Stuttgart - Im Kampf um Talente laufen beim Auto- und Lastwagenbauer Daimler Gespräche mit der Arbeitgeberseite über neue Tarifverträge speziell für Elektroingenieure und Software-Experten. Dabei gehe es beispielsweise um die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen, sagte ein Sprecher des Daimler-Gesamtbetriebsrats in Stuttgart am Dienstag auf Anfrage.

 

Man sei zuversichtlich, dass die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite zu diesen Punkten bereits im Laufe des Sommers abgeschlossen werden könnten, so der Sprecher weiter. Daimler selbst wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Zunächst hatte „Business Insider“ darüber berichtet.

Mehr Geld und flexible Arbeitszeiten

Dem Vernehmen nach geht es in den Gesprächen beispielsweise darum, dass die Mitarbeiter in diesen Bereichen künftig projektorientierter arbeiten und ihre Arbeitszeit eigenständiger einteilen dürfen. Zudem sind großzügigere Boni Teil der Überlegungen.

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Der Markt für Software-Experten ist äußerst umkämpft. Um gute Leute zu halten, müssen die Konzerne inzwischen mehr Geld in die Hand nehmen und auch darüber hinaus mehr als bisher bieten.

Sondertarifvertrag für Software-Talente bei VW

Daimler wäre mit dem Modell eines gesonderten Tarifvertrags für Software-Talente nicht der erste deutsche Autokonzern: Volkswagen hatte bereits im Januar einen eigenen Haustarifvertrag für seine Software-Sparte vorgestellt. Auch hier sind selbstbestimmte Arbeitszeiten eine der Besonderheiten - so soll eine „agile“ Entwicklung von IT-Projekten sichergestellt werden. Als Grundmodell gibt es eine 35-Stunden-Woche, die Beschäftigte aber in einem Korridor zwischen 28 und 40 Stunden nach Bedarf individuell ausfüllen können.

Technologisch hochkomplexe Softwareplattformen vor allem für Elektroautos werden immer wichtiger, weil sie im engen Markt den Unterschied machen können. Experten weisen immer wieder darauf hin, dass sich etablierte Autohersteller im E-Zeitalter nicht nur mit langjährigen Konkurrenten messen, sondern auch gegen Digitalkonzerne wie Google, Apple oder Alibaba bestehen müssen.

Diese bewegen sich immer stärker in das Feld der Automobilbauer hinein. Stefan Bratzel, Direktor des Instituts Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, bezeichnet die Bedeutung von Softwarekompetenz bei E-Autos inzwischen als noch wichtiger als die reine Automotive-Erfahrung.