"Porsche und Volkswagen schließen jetzt die Reihen", sagte Porsche-SE-Chef Martin Winterkorn.

Stuttgart - Porsche und Volkswagen wollen sich trotz zahlreicher ungelöster Probleme nicht von ihrem Weg in eine gemeinsame Zukunft abbringen lassen. „Unser klares gemeinsames Ziel ist die Verschmelzung“, sagte Porsche-SE-Chef Martin Winterkorn am Freitag bei der Hauptversammlung in Stuttgart. „Porsche und Volkswagen schließen jetzt die Reihen. Wir wachsen Stück für Stück zusammen - zu einem starken, integrierten Automobilkonzern mit hervorragenden Perspektiven für die Zukunft.“ Wann und wie beide Konzerne zueinander finden, ist aber noch offen.

 

Allen juristischen und steuerlichen Hindernissen zum Trotz trifft der Autobauer bereits konkrete Vorbereitungen für den Deal. Für Mitte Dezember 2011 ist eine außerordentliche Hauptversammlung geplant, auf der sich die Porsche SE die erforderliche Zustimmung der Aktionäre einholen könnte. Der Aufsichtsrat richtete einen Ausschuss ein, der den Verschmelzungsprozess begleiten soll. Außerdem bestellte das Landgericht Stuttgart am Donnerstag auf Antrag von Porsche einen Wirtschaftsprüfer.

Wolfsburg will Porsches Altlasten nicht

Voraussetzung für das Gelingen der Verschmelzung ist aber, dass alle Altlasten der Porsche SE aus dem Übernahmekampf mit VW beseitigt werden. Grund: Die Wolfsburger wollen sich kein Risiko ins Haus holen. Hinzu kommen noch ungeklärte Fragen zur steuerlichen Bewertung des Deals. „Es lässt sich heute noch nicht sagen, wann und in welcher Form die noch offenen Fragen geklärt werden können“, räumte der Finanzvorstand von VW und der Porsche SE, Hans Dieter Pötsch, ein.

„Wir sind aber zuversichtlich, in einem überschaubaren Zeitraum zu einer erfolgreichen Klärung der Steuerfragen kommen zu können“, erklärte Pötsch. Keinen Einfluss haben die Manager darauf, wie lange sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Deutschland wegen des Verdachts auf Untreue gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und seinen Finanzvorstand Holger Härter noch hinziehen. Dies gilt auch für die USA, wo die Stuttgarter mit Schadenersatzklagen von Investoren in Milliardenhöhe kämpfen.

Die Schwaben waren mit dem Versuch gescheitert, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen und hatte 11,4 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Wiedeking musste im Sommer 2009 seinen Hut nehmen. Porsche soll nun zur zehnten Marke im VW-Konzern werden. Die Wunschlösung ist dabei die Verschmelzung der Porsche SE mit der VW AG noch 2011. Eine wichtige Voraussetzung dafür hat Porsche schon geschaffen: Die Schulden sind mittlerweile auf unter 1,5 Milliarden Euro gesunken.

Ein Hintertürchen bleibt offen

Sollte die Verschmelzung wegen der sich hinziehenden juristischen Streitereien dennoch nicht möglich sein, haben sich die beiden Autobauer ein Hintertürchen offen gehalten: Europas größter Autobauer könnte auch die Porsche AG komplett übernehmen. Bisher halten die Wolfsburger 49,9 Prozent. Diese Lösung rückt Angaben von Pötsch zufolge Ende 2012 ins Blickfeld. Der Vorteil: Volkswagen könnte sich dadurch das komplette operative Porsche-Sportwagengeschäft sichern, ohne die ungelösten Probleme der Porsche SE am Hals zu haben.

In der Praxis arbeiten die beiden Autobauer längst eng zusammen. „Unter dem gemeinsamen Dach des integrierten Automobilkonzerns können wir unsere jeweiligen Stärken noch besser ausspielen“, sagte VW-Chef Winterkorn. „Innerhalb von nur etwas über einem Jahr ist es unseren Teams gelungen, das angestrebte Synergie-Volumen von jährlich 700 Millionen Euro in erheblichem Umfang zu identifizieren und in Teilen bereits zu realisieren.“