Der Sänger Der Graf kommt nicht zur Autogrammstunde – auf der Facebook-Seite ist von „Gefahrenpotenzial für Kinder und Familien“ die Rede.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Graf hat Angst. Angst um seine Fans. Er will sie nicht ins ach so gefährliche Stuttgart locken, der Sänger rührend-düsterer Balladen wie „Geboren um zu leben“. Und ganz ehrlich, welche Eltern würden ihren Teenie in diese Stadt fahren lassen, nur eines Autogramms wegen, über die der Kopf der Gruppe Unheilig schreibt: „Ihr habt ja bestimmt mitbekommen, dass es zurzeit in Stuttgart Aktivitäten und Entwicklungen gibt, die nicht von uns beeinflusst werden können und die für unsere Fans und damit für eure Kinder und Familien Gefahrenpotenzial beinhalten. Die Gesundheit und Sicherheit geht für jeden von uns vor.“ Das steht auf der Homepage und der Facebook-Seite der Band.

 

Wovor fürchtet sich der Graf?

Oh weh, das klingt bedrohlich, wenn es aus der Feder eines Künstlers kommt, der schon mit gruseligen Vampirkontaktlinsen auftrat – dem es also so schnell vor nichts graut. Was also schreckt den Grafen ab? Das Datum der Absage ist der vergangene Freitag, der Tag, an dem ein Brand im Bahntunnel chaotische Verkehrsverhältnisse ausgelöst hatte. Schnell spekulierten die Fans auf Facebook: Müssen sie sich vor Wut- und Mutbürgern, vor Demos gegen Stuttgart 21 fürchten? Ist die Anreise im Zug zu gefährlich für die Autogrammjäger – was einen ernsten Hintergrund hat, schließlich ermittelt die Polizei nach dem Feuer am Freitag wegen Brandstiftung?

Im Sommer traut sich der Graf auf den Wasen

Mitnichten. Es liegt am Veranstaltungsort und an der Beliebtheit von Unheilig. Diese beiden Faktoren passen nicht zusammen. Auf der Fläche vor dem Saturn-Markt in den Königsbau-Passagen hätte der Graf am kommenden Dienstag signieren sollen. Weil es dort zu eng hätte werden können – laut dem Management lockt der Graf bis zu 2000 Anhänger an – habe man die Veranstaltung abgesagt, sagte Gunter Scherzberg, Regionalleiter bei der ECE-Projektgruppe, die das Center verwaltet. Er verweist auf ähnliche Veranstaltungen „die unglücklich endeten“, etwa die Autogrammstunde von „Deutschland sucht den Superstar“-Stars im vergangenen Jahr in Oberhausen, als im Gedränge 80 Jugendliche verletzt wurden. Das Management spricht indes von „organisatorischen Problemen“, man suche neue Termine. Für alle Freunde düsterer Kuschelsongs gibt es einen Trost: im Sommer traut sich der Graf auf den Wasen, für zwei Konzerte. Und noch einen: Autogramme bekommt man über www.unheilig.com.