Die 21-jährige Tamara Röske hat Down-Syndrom – und zeigt, was trotzdem alles möglich ist. Sie modelt und hat jetzt im Film „Fack ju Göhte 3“ mitgespielt – in Ludwigsburg gibt sie Autogramme.

Ludwigsburg - Paris, Rom, Berlin – der Terminkalender von Tamara Röske (21) ist rappelvoll. Eigentlich arbeitet sie als Lageristin in einem Bademode-Unternehmen in Korntal-Münchingen. Doch als Model ist die Stuttgarterin inzwischen sehr gefragt – jetzt auch als Schauspielerin. Im Kinofilm „Fack ju Göhte 3“ spielt sie das Mädchen Ariane mit Down-Syndrom – und durfte dabei mit Stars wie Elyas M’Barek vor der Kamera stehen. „Der war cool und lustig“, strahlt Tamara Röske – mit einem Lachen, das ansteckend ist uns selbst diesen trüben Novembertag erhellt.

 

Jetzt steht sie im Central-Kino am Arsenalplatz und gibt Autogramme. Schüchtern erst kommen ein paar Teenager, dann prescht eine Mutter vor: „Ich will ein Autogramm. Für Nils, bitte.“ Und dann geht es rund, ein Lokalsender filmt, Tamara hat für jeden ein freundliches Lächeln, bevor sich alle zusammen den Film anschauen.

Drei Drehtage in München

Gerne erzählt Tamara Röske von den Dreharbeiten in München. Zunächst ging es zum Casting, vorsprechen und vorspielen. „Ich war viel nervöser als sie“, erinnert sich die Mutter Antje Röske. Doch ihre Tochter ist Kameras gewohnt, bewegt sich natürlich und unverkrampft im Scheinwerferlicht. Schon war die Zusage da – und es ging vier Tage im April an eine Schule in München. Dort wurde die Szene gedreht,in der es in einem Schülerworkshop um Mobbing geht. Die Filmfigur Ariane ist bei einem Wettlauf kurz vor dem Ziel stehen geblieben, um auf ihre Freundin zu warten. „Nein, wir machen es zusammen!“, ruft sie im Film und wiederholt diesen in dem Seminar – was dort als Beispiel für einzigartigen Teamgeist gelobt wird.

„Einen Tag wurden nur Outfits anprobiert“, erzählt Anja Röske. Dann ging es los, plötzlich saß der Jugendschwarm Elyas M’Barek neben ihr. „Hallo, ich bin die Tamara“, hat sie ohne jede Schüchternheit gesagt. Der 35-jährige Filmstar war von ihr so begeistert, dass er gleich ein Video mit ihr gefilmt und dieses auf Instagram gepostet hat. Darauf ist sie ziemlich stolz.

Drei volle Tage wurde die nur wenige Minuten lange Szene gedreht, dann ging es wieder nach Hause. Am Filmset hat sie alle mit ihrer herzlichen Art begeistert. So erzählt Katja Riemann in der RTL-Sendung Explosiv: „Sie hat immer gute Laune, sie ist so zugewandt und direkt.“ Bei der Premiere wiederum in der bayerischen Hauptstadt trifft Tamara Röske alle wieder, Elyas M’Bark umarmt sie spontan. „Jetzt habe ich ihn schon zwei mal getroffen“, sagt die junge Frau und umarmt ihre Mutter.

Fotoshooting hier, Alltagsjob in Korntal

Mit elf Jahren hat sie die Freude entdeckt, vor der Kamera zu sehen. Die Stuttgarter Fotografin Conny Wenk, die selbst eine Tochter mit Downsyndrom hat, macht mit ihr Fotobücher in Paris und Rom, sie modelt mit Mode von Hugo Boss und Victoria Beckham. Nächste Woche geht es erst nach Berlin zu einem Shooting für das Modelabel „Blutsgeschwister“, dann nach Österreich, um mit Conny Wenk für ein Kochbuch zu arbeiten. „Dann ist erst mal Weihnachtsruhe“, sagt ihre Mutter. Und Tamara nickt zustimmend.

Dazwischen arbeitet sie jeden Tag in Korntal-Münchingen bei der Firma Fashy in der Logistik, stellt Sendungen zusammen und zeichnet Waren aus. „Sie macht das mit genauso viel Begeisterung wie das Fotoshooting“, erzählt der Geschäftsführer Wolfgang Kraus, dessen Firma seit elf Jahren mit der Leonberger Haldenwang-Schule für Behinderte zusammen arbeitet. „Sie ist immer pünktlich und hat jeden Tag gute Laune“, freut sich Krauss, „ich hoffe, sie bleibt noch ein wenig bei uns.“

Die Eltern stehen stolz daneben. „Nach ihrer Geburt war ich im Tal der Tränen“, sagt die Mutter, „jetzt lerne ich von ihr, mich über jede Kleinigkeit zu freuen.“