Zusammen mit Ford und Nissan will der Autobauer 2017 mit der Großserienproduktion von Brennstoffzellenautos beginnen. Geplant sind sechsstellige Stückzahlen pro Jahr.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Daimler startet die Serienfertigung von Brennstoffzellenautos später als zunächst geplant und holt dazu Ford und Nissan mit ins Boot. Zusammen wollen die drei Konzerne von 2017 an pro Jahr „sechsstellige Stückzahlen“ erreichen, wie Entwicklungsvorstand Thomas Weber am Montag am Daimler-Standort Nabern bei Stuttgart sagte. Das wären jährlich mindestens 100 000 Fahrzeuge. Ursprünglich hatte Daimler für 2014 oder 2015 die ersten Brennstoffzellen-Serienfahrzeuge angekündigt. Trotz des späteren Starts sprach Weber von einem „entscheidenden Durchbruch“ für die umweltfreundliche Antriebstechnik, bei der aus dem Auspuff nichts als Wasserdampf kommt.

 

„Für 2014 oder 2015 hatten wir einen Zwischenschritt mit kleineren Stückzahlen vorgesehen. Den lassen wir nun weg und springen direkt in die Großserie“, sagte Weber bei der Vorstellung der Entwicklungspartnerschaft mit Ford und Nissan. Konkret haben die Partner einen Vertrag über die gemeinsame Entwicklung eines kompletten Brennstoffzellenantriebs geschlossen, der in Modellen aller drei Hersteller einsetzbar sein soll. Eine Kapitalverflechtung ist damit laut Daimler nicht verbunden. „Durch die Partnerschaft können wir Brennstoffzellenautos schneller zu erschwinglichen Preisen anbieten“, sagte Weber. Zum einen verteilten sich die Entwicklungskosten auf drei Schultern, zum anderen ließen sich Größenvorteile bei Beschaffung und Produktion nutzen. Wie viel Geld in das Projekt fließen soll, war nicht zu erfahren. Daimler selbst hat bisher gut eine Milliarde Euro in die Brennstoffzellentechnik investiert. „Sie hat das größte Potenzial für emissionsfreies Fahren“, so der Entwicklungsvorstand.

Genaue Angaben zu Stückzahlen und Preisen machte Weber nicht. Autokäufer könnten etwa mit dem Preis eines Diesel-Hybridautos rechnen, sagte er lediglich. Bei Peugeot kostet so ein Auto zum Beispiel 5000 Euro mehr als ein konventioneller Diesel. Da Daimler auf einem höheren Preisniveau unterwegs ist, dürften die Aufpreise hier höher sein. Auf längere Sicht erwartet Weber aber weitere Kostensenkungen. Die erzielbaren Stückzahlen hängen nach seinen Worten auch davon ab, ob die Politik zusätzliche Anreize zur Förderung der Elektromobilität schafft. Zudem seien mehr Wasserstofftankstellen nötig.

In welchen Automodellen die Brennstoffzelle 2017 an den Serienstart gehen soll, wollen die Konzerne erst später festlegen. Offen blieb zunächst auch, wie sich die Produktion der Komponenten aufteilen wird. „Wir werden uns die Modulbaukästen der einzelnen Hersteller anschauen und dann das jeweils günstigste aussuchen“, sagte Herbert Kohler, Leiter des Bereichs Elektroantriebe bei Daimler.

Bei der Wahl der Partner war nach Webers Worten deren jahrelange Erfahrung mit Brennstoffzellenantrieben ausschlaggebend: „Zusammen kommen wir auf mehr als 60 Jahre Entwicklungsarbeit und 13 Millionen gefahrene Testkilometer.“ Zwischen Daimler und Ford besteht bereits eine Brennstoffzellen-Partnerschaft. Die Amerikaner halten 49 und die Deutschen 51 Prozent der Automotive Fuel Cell Cooperation in Vancouver (Kanada). Dort werden sogenannte Brennstoffzellen-Stacks entwickelt, in denen die einzelnen Zellen eng zusammengepackt sind. Die frühere Beteiligung an der Daimler-Brennstoffzellentochter Nucellsys hatte Ford dagegen Mitte 2009 aufgegeben. Beim jetzt verkündeten Dreierbündnis sei auch die Aufnahme weiterer Mitspieler denkbar, sagte Weber. So sei der französische Nissan-Großaktionär Renault ein „naheliegender Partner“. Mit Nissan und Renault ist Daimler seit 2010 durch Überkreuzbeteiligungen verbunden.

Dass kürzlich auch BMW und Toyota eine Brennstoffzellen-Allianz bekanntgegeben haben, sieht Weber als Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein: „Es freut uns, wenn auch der eine oder andere Mitbewerber diese Technik wieder entdeckt.“ BMW hatte lange auf den Einsatz von Wasserstoff im Verbrennungsmotor gesetzt.

Daimler sieht in der Kooperation mit Ford und Nissan ein Signal an Zulieferer und Tankstellenbetreiber. Derzeit gibt es deutschlandweit nur 15 Wasserstoffstationen. Bis 2016 sollen es 85 und bis 2020 zwischen 500 und 1000 werden. Daimler selbst will mit dem Partner Linde 20 Stationen bauen. Aktuell stammt Wasserstoff zu 85 Prozent aus Erdgas. Künftig soll ein wachsender Teil durch die Spaltung von Wasser mit Ökostrom erzeugt werden. Erst dann kann man wirklich emissionsfrei fahren.