Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer klingen die Pläne für eine Wiederbelebung der Marke Borgward wie eine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht.

Stuttgart - Die Pläne zur Wiederbelebung der Automarke Borgward stoßen in der Branche auf Skepsis. „In Deutschland ist sie vielleicht ein paar älteren Leuten und Oldtimerfans bekannt. Aber das reicht nicht aus, um weltweit eine Marke aufzubauen“, sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Forschungsinstituts CAR in Duisburg, der Stuttgarter Zeitung. Auf dem Genfer Autosalon hat Christian Borgward, Enkel von Firmengründer Carl F. W. Borgward, in der vergangenen Woche die Pläne für ein Comeback bekannt gegeben. Auf der IAA im Herbst wollen die Initiatoren als erstes Modell einen kompakten Geländewagen präsentieren. Mit Modellen wie der „Isabella“ konkurrierte Borgward vor der Unternehmenspleite 1961 im Segment der Mittelklassewagen.

 

Dem Vernehmen nach wird Borgward von dem chinesischen Lastwagenhersteller Foton unterstützt. Das wird Borgward nach Dudenhöffers Ansicht aber nicht viel helfen. „Foton ist zwar groß, aber ich glaube nicht dran. Das klingt für mich wie eine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht“, sagte er der StZ. Foton müsse bei null anfangen, und deshalb ist das Risiko des Scheiterns aus seiner Sicht selbst dann groß, wenn Borgward nur als Nischenmarke aufgebaut werden soll. Und: „Wenn man Borgward als große Marke aufbauen will, geht es erst recht schief.“ Dudenhöffers Resümee lautet: „Das ist ein verzweifelter Versuch, schade um das Geld.“ Geringfügig optimistischer klang sein Kollege Stefan Bratzel vom Center of Automotive Research an der Hochschule Bergisch Gladbach in Genf: „Es geht um sehr viel Geld, um so eine Marke zu etablieren. Das sind Milliarden-Investitionen, wenn man es richtig machen will.“

Neuer Sitz in Stuttgart

Bisher sind noch keine Einzelheiten über das Projekt bekannt; lediglich der Name Foton ist gefallen, was aber gleich weitere Fragen nach sich gezogen hat. Foton ist bisher ein reiner Lastwagenhersteller, der zum Konzern Beijing Automotive (BAIC) gehört. BAIC selbst wiederum baut zusammen mit Daimler Mercedes-Benz-Personenwagen in dem 2006 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen Beijing Benz Automotive Company. Auch Foton ist mit Daimler verbunden. Seit Mitte 2012 fertigt das Gemeinschaftsunternehmen Beijing Foton Daimler Automotive schwere und mittelschwere Lastwagen der Marke Auman; Lastwagen der Marke Mercedes-Benz werden nach China exportiert. Daimler, so ist zu hören, hat aber nichts mit den Borgward-Plänen zu tun. Aber es gibt Verbindungen nach Stuttgart: Christian Borgward und sein Vize-Aufsichtsratschef Karlheinz Knöss (ein früherer Daimler-Pressesprecher) haben angekündigt, dass die neue Borgward AG ihren Sitz in Stuttgart haben wird. Als Standort ist die frühere IBM-Zentrale in Stuttgart-Vaihingen im Gespräch. Die deutsche Foton-Dependance hat hier bereits ihren Sitz.

Die Pläne sind auch in China nicht unumstritten. Chang Zhangyi vom chinesischen Autoverband sagte einer Nachrichtenagentur, die Marke Borgward sei schon zu lange tot. Großer Aufwand sei nötig, um ihr neues Leben einzuhauchen. Positiver sieht es Yu Qiang von der Universität für Internationale Beziehungen in Peking. Auch nach der langen Zeit gebe es noch Menschen, die sich an das Image der Autos erinnerten. Wenn Borgward sich geschickt anstelle, könne man an die Tradition der Marke anknüpfen, sagte Yu Qiang.