Gerd Stiefel ist pensionierter Kriminaldirektor und schreibt Kriminalgeschichten, die in Südbaden spielen.

Das Verfassen von Kriminalgeschichten gehört bald zum Kursprogramm einer Volkshochschule. In einem Land, in dem an jedem beliebigen Abend ein „Tatort“ im Fernsehen läuft, wird das niemanden erstaunen. Ungewöhnlich ist es aber, wenn ein Kriminalbeamter in die Tasten greift und einen Roman zu Papier bringt, durch den sich Spuren von Blut und Pulver ziehen. Gerd Stiefel ist dieser Ex-Polizist und Ex-Kriminaldirektor von Konstanz. Der 63-Jährige, mittlerweile im Ruhestand angekommen, schreibt genüsslich über das Böse. In diesen Tagen kommt sein Krimi auf den Markt.

 

Doch warum erfindet ein ehemaliger Kriminaldirektor eine Geschichte mit allen dramatischen Zutaten, die die Auflösung eines Verbrechens benötigt? Wer den Pensionär in Stockach besucht, erlebt einen ausgeglichenen Menschen, der mit Hündin Lea spielt und seine Dienstwaffe längst zurückgegeben hat. Stiefel ist kein Freund des Fernsehkrimis, und auch um den sonntäglichen „Tatort“ macht er einen großen Bogen. Doch das Schreiben empfindet er als erfüllende Tätigkeit.

Einen Roman hat der Kriminalist bereits veröffentlicht

Und dann ist da noch etwas, was den langjährigen Polizisten nicht loslässt: seine Familiengeschichte. Zwei seiner Vorfahren fielen Mördern zum Opfer. Die Geschichte eines der Opfer – die seines Urgroßvaters Friedrich – hat Stiefel bereits in dem akribisch recherchierten Roman „Via Bologna – Ein Toter in Hohenzollern“ dargestellt. Die Tat aus dem Jahr 1893 bettete er in die Sozialgeschichte der Alb ein: Friedrich hinterließ eine Witwe mit zwölf Kindern, die vom verschuldeten Hof vertrieben wurden. Das Buch kam gut an im Zollernalbkreis, und Stiefel wurde zu Lesungen eingeladen.

Der Erfolg machte dem Kriminalisten Lust auf mehr. Mit seinem Krimi „Soko Hegau“ begibt er sich in ein Terrain, mit dem er sich bestens auskennt. „Im Gegensatz zu anderen Autoren weiß ich genau, wie ein Tatort aussieht“, sagt er zu seinem Debüt in der Welt der literarischen Verbrechen. Manches Mal hat er schon den Kopf geschüttelt, wenn die Arbeit von Ermittlern in einem Roman geschildert wird – ausgeschmückt mit fantastischen Details. Bei schweren Verbrechen treten dann zwei völlig unterschiedliche Kommissare auf, die den Fall lösen. In der Realität arbeiten jedoch mehrköpfige Sonderkommissionen an der Aufklärung. Diese hat Stiefel früher geleitet. Jetzt beschreibt er einen solchen Stab in einem erfundenen Fall – am Schreibtisch in seinem kleinen Arbeitszimmer.