Die Verwaltung hat ein Gebiet im Zentrum von Stuttgart-Vaihingen ausgemacht, in dem die Parkplätze künftig kosten sollen. Im Bezirk gibt es jedoch Zweifel daran, dass der Parkdruck im besagten Gebiet am höchsten ist.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Die Vorteile, die Verkehrsplaner Andreas Hemmerich nannte, klingen gut: weniger Straßenlärm, bessere Luftqualität, weniger Verkehr und Falschparker und damit mehr Sicherheit – all das soll durch das Parkraummanagement erreicht werden, das Vaihingen in gewissen Bereichen bekommen soll. Die Verwaltung verspricht sich davon auch, dass mehr Menschen auf den ÖPNV und auf das Fahrrad umsteigen, wenn die Parkplätze nicht mehr kostenlos sind.

 

„Es geht in erster Linie um eine Privilegierung der Anwohner“, sagte Hemmerich im Bezirksbeirat. Sie können sich einen Anwohnerparkausweis kaufen, der für 30,70 Euro im Jahr zu haben ist. Zudem würden private Stellplätze wieder effizienter genutzt, berichtete Hemmerich. Der ein oder andere entrümple dann doch seine Garage, wenn er für einen Stellplatz an der Straße einen Parkausweis zahlen müsse. In Gebieten, die nach dem „Mischungsprinzip“ aufgebaut seien, können Beschäftigte Ausnahmegenehmigungen beantragen, zudem gebe es Kurzzeitparkzonen, sagte Hemmerich.

Die Auslastung der Parkplätze liegt bei 100 Prozent

Nachdem die Stadt das Parkraummanagement im Stuttgarter Westen erfolgreich getestet hat, sind inzwischen weitere Gebiete hinzugekommen. Nun soll auch Vaihingen eine Zone bekommen, in der die Parkplätze kostenpflichtig werden. Das Areal reicht etwa von der Filderhofstraße bis zum Vaihinger Markt/Robert-Koch-Straße und von der Vollmoellerstraße bis zur Ernst-Kachel-Straße. In dem Gebiet liegen unter anderem die östliche Hauptstraße, der Stadtpark sowie das Fanny-Leicht-Gymnasium. Die Grenzen sind aber nicht in Stein gemeißelt. Zur genauen Abgrenzung des Gebiets soll die Expertise vor Ort einbezogen werden, sicherte Hemmerich zu.

Nach einer Untersuchung der Verwaltung sei dieses Gebiet besonders stark belastet. „Wir konnten nachweisen, dass die Auslastung der Parkplätze im Schnitt bei 100 Prozent liegt“, sagte Hemmerich. Teilweise sogar bei über 100 Prozent, wenn Falschparker die Straße zuparken, erklärte der Verkehrsplaner. Andere Areale wie das Wohngebiet Schranne/Endelbang kämen nicht an die 100-Prozent-Auslastung. „In dem an die Uni angrenzenden Gebiet konnten wir keinen erheblichen Parkdruck nachweisen“, sagte Hemmerich. Die Auslastung läge teils nur bei 80 Prozent. Das sorgte für ungläubiges Murmeln unter den Bezirksbeiräten. Sie sahen den Parkdruck im Gebiet Schranne/Endelbang viel größer und forderten Hemmerich auf, die genauen Zahlen nachzuliefern. Der Verkehrsplaner erläuterte, dass in den Untersuchungen nicht einzelne Straßen, sondern ganze Areale ausgewertet worden seien. Es sei also möglich, dass an einer Straße die Auslastung bei über 100 Prozent liege, zwei Straßen weiter dagegen viele Parkplätze frei seien. Im Schnitt ergebe das dann eine Auslastung von weniger als 100 Prozent.

Angst vor Verdrängungseffekten

Die Befürchtung ist zudem groß, dass sich Autofahrer anderswo Parkplätze suchen und der Parkdruck in den an das bewirtschaftete Gebiet angrenzenden Straßen steigt. Diese Verdrängungseffekte habe man auch im Stuttgarter Norden beobachtet, räumte Hemmerich ein. Die Stadt reagierte darauf, in dem sie das Parkraummanagement ausweitete. Es seien aber auch Verlagerungswirkungen auf Bus und Bahn zu verzeichnen gewesen.

Ein anderes Gebiet, das die Verwaltung für eine weitere Ausbaustufe in Vaihingen in Betracht zieht, ist der Synergiepark. Und mit der Einführung des Parkraummanagements dort könnte es ein Novum geben: Statt erst später auf mögliche Verdrängungseffekte zu reagieren, überlege man, parallel zum Synergiepark die Bewohnerparkregelung im Wohngebiet Höhenrand sowie in Dürrlewang einzuführen, sagte Hemmerich. Auch die anderen Gebiete, die bereits untersucht worden seien, wie Schranne/Endelbang, würden weiterhin beobachtet, insbesondere im Hinblick darauf, dass das Land künftig die Parkplätze an der Uni bewirtschaften will. „Das ist ein Thema, an dem wir dran bleiben“, versicherte Hemmerich.

Grundsätzlich befürworteten die Bezirksbeiräte ein Parkraummanagement in Vaihingen, allerdings sahen einige Lokalpolitiker die Notwendigkeit in anderen Gebieten dringender. Die vorgeschlagene Lösung lehnten sie mehrheitlich ab. Sie empfahlen, weitere Gebiete zu betrachten und gleichzeitig den Ausbau des ÖPNV und von Park-and-ride-Angeboten voranzutreiben, um den Parkdruck zu mindern.