Mit Corona-Schnelltests, der Produktion von Masken und Desinfektionsmitteln reagiert Bosch auf die Pandemie. Weil aber weltweit viele Bänder still stehen, könnte 2020 ein Verlustjahr drohen.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Nach einer Produktionsunterbrechung an weltweit fast 100 Bosch-Standorten soll ab Mai die Fertigung wieder schrittweise hochgefahren werden. „In China ist uns das bereits gelungen. Unsere 40 Werke vor Ort produzieren wieder und die Lieferketten sind stabil“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner am Mittwoch in einer Video-Konferenz. Derzeit sind noch 63 Werke im „shutdown“, davon 22 in Europa. Eine Prognose wagt Denner nicht, denn „wir befinden uns im Ausnahmezustand“.

 

Lesen Sie mehr dazu: Am Klimaschutz verdienen

Denner rechnet wegen der Corona-Krise mit einer globalen tiefen Rezession. Dem Technologiekonzern könnte dieses Jahr sogar ein Verlust drohen – erstmals seit der Finanzkrise 2009. „Es bedarf größter Anstrengungen, um zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen“, formuliert es Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer.

Um einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu leisten, hat Bosch jüngst einen Covid-19-Schnelltest auf den Markt gebracht; das dafür nötige Analysegerät ist bereits auf dem Markt. Die Nachfrage sei sehr groß, sagt Denner. Dieses Jahr will Bosch mehr als eine Million Schnelltests produzieren, im nächsten Jahr sollen es drei Millionen sein. Ein noch schnellerer Test – bislang ist das Ergebnis nach 2,5 Stunden da, künftig sollen es 45 Minuten sein – befinde sich in der Endphase der Entwicklung.

500 000 Masken und 4000 Liter Desinfektionsmittel

Auch bei der Fertigung von Mund- und Nasenmasken drückt Bosch aufs Tempo. Bereits in 13 Werken in neun Ländern wird für den Eigenbedarf produziert. Auch in Stuttgart-Feuerbach werden derzeit zwei vollautomatische Fertigungslinien aufgebaut, weitere folgen in Erbach (Odenwald) sowie in Indien und Mexiko. „Unser Sondermaschinenbau hat binnen weniger Wochen eine entsprechende Anlage konzipiert“, sagt Denner. Die Konstruktionspläne hat Bosch auch anderen Firmen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Insgesamt könne Bosch pro Tag eine halbe Million Masken fertigen – für den Schutz der eigenen Mitarbeiter, später auch für andere, wenn die Masken eine entsprechende länderspezifische Zulassung haben. Zudem stellt Bosch wöchentlich 5000 Liter Desinfektionsmittel her – davon 4000 Liter auf dem Forschungscampus in Renningen – um die amerikanischen und europäischen Werke damit zu versorgen. „Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass Forschung auch im Hier und Jetzt sehr wirkungsvoll ist“, freut sich der Bosch-Chef.

Zudem unterstützt Bosch auch andere Unternehmen beim Bau von Beatmungsgeräten – in Australien etwa ist Bosch in einem Konsortium mit von der Partie und liefert ein Testgerät, anderswo sind es Gehäuse, teils macht man auch die Endmontage. Man habe aber nicht die Absicht, in den Markt für Beatmungsgeräte einzusteigen, sagt Denner.

Im März 17 Prozent Umsatzeinbußen

In der aktuell herausfordernden Situation sei die breite Aufstellung mit unterschiedlichen Unternehmensbereichen für Bosch ein Vorteil, sagt Finanzchef Asenkerschbaumer. Im ersten Quartal ist der Umsatz der Bosch-Gruppe um 7,3 Prozent gesunken. Allein im März lag das Minus bei 17 Prozent, in der Autosparte (Mobility Solutions), die rund zwei Drittel des Bosch-Umsatzes ausmacht, waren es sogar minus 19 Prozent. Im vergangenen Jahr ist der Bosch-Umsatz um 0,9 Prozent auf 77,7 Milliarden Euro gesunken, wechselkursbereinigt war es ein Minus um 2,1 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives Ebit) sank von 5,5 Milliarden Euro auf 3,3 Milliarden Euro, damit sackte die operative Umsatzrendite auf 4,2 Prozent. Ohne positive Sondereffekte wie der Verkauf der Verpackungsmaschinensparte liegt die Rendite nur bei 3,5 Prozent. Die schwachen Automärkte, aber auch hohe Restrukturierungskosten drückten das Ergebnis.

An mehreren Standorten – darunter wie berichtet auch Schwieberdingen und Feuerbach – wurde Personalabbau vereinbart, zudem tritt der Konzern auf die Kostenbremse, überprüft Investitionen, um möglichst viel Liquidität im Unternehmen zu halten. Mehr als die Hälfte der fast 133 000 Bosch-Mitarbeiter im Inland haben die Arbeitszeit reduziert wegen Corona, wie lange noch Kurzarbeit nötig ist, ließ Bosch offen.

Bis Ende 2020 sollen alle Bosch-Standorte CO2-neutral sein

Mit einer Eigenkapitalquote von 46 Prozent und einen Liquiditätspolster von 19 Milliarden Euro verfügt Bosch aber über eine solide Finanzstruktur. Darüber hinaus hat sich der Konzern vorsorglich eine zusätzliche Kreditlinie von drei Milliarden Euro gesichert. An wichtigen Zukunftsprojekten will Bosch aber nicht sparen. Dazu zählt für Denner auch der Klimaschutz. Man werde das Ziel erreichen, Ende 2020 weltweit an allen 400 Bosch-Standorten CO2- neutral zu sein. In Deutschland habe man es schon geschafft, sagt Denner. Bosch hat zudem eine eigene Beratungsgesellschaft gegründet, die Bosch Climate Solutions, in der das Wissen und die Erfahrung von weltweit rund 1000 Bosch-Experten und aus mehr als 1000 eigenen Energieeffizienz-Projekten gebündelt wird. „Wir wollen unsere Erfahrungen auch anderen Unternehmen auf ihrem Weg zur CO2-Neutralität zur Verfügung stellen“, so Denner.