Autozulieferer Eberspächer profitiert von der Elektromobilität und baut wegen der steigenden Nachfrage nach elektrischen Fahrzeugheizungen ein neues Auslandswerk.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Das Esslinger Familienunternehmen Eberspächer will ein neues Werk in Bulgarien bauen und dort von Ende 2023 an elektrische Fahrzeugheizungen und Fahrzeugelektronik fertigen. Die Produkte kommen künftig unter anderem in E-Fahrzeugen sowie Plug-In-Hybrid-Autos für den europäischen Markt zum Einsatz.

 

„Neu gewonnene Aufträge und die stark steigende Nachfrage nach elektrischen Fahrzeugheizungen erfordern eine Erweiterung unserer Produktionskapazitäten“, sagte Eberspächer-Geschäftsführer Jörg Schernikau, der die Geschäftsbereiche Climate Controls Systems und Automotive Controls verantwortet. Man freue sich sehr, dieses Wachstum mit einem neuen Produktionswerk in Ruse zu realisieren.

Gute Verkehrsanbindung und Fachkräfte

Ruse ist fünftgrößte Stad Bulgariens und liegt direkt an der Grenze zu Rumänen. Ausschlaggebend für die Standortwahl waren unter anderem die sehr guten Verkehrsanbindungen, wie Eberspächer mitteilte. Zudem stünden durch die lokale Technische Universität Fachkräfte zur Verfügung.

Ende 2023 soll in Ruse die Fertigung von Niedervolt- und Hochvoltheizern starten, ebenso die dazugehörigen elektronischen Steuergeräte. Um die hohe Nachfrage der Märkte zu decken, wird Eberspächer bereits von Januar 2023 an interimsweise in Ruse produzieren, bis der endgültige Neubau in der Nähe zur Verfügung steht. Investitionskosten nennt Eberspächer nicht. Die Produktion soll mit rund 150 Beschäftigten starten, in den kommenden Jahren soll die Belegschaft auf 500 Beschäftigte aufgestockt werden.

Vier Millionen Fahrzeuge

Aufgrund des wachsenden Marktes für batterieelektrische Fahrzeuge erwartet Eberspächer in den kommenden Jahren einen hohen Bedarf an elektrischen Fahrzeugheizungen. Bisher sind weltweit bereits rund vier Millionen Fahrzeuge mit den Hochvoltheizern und elektronischen Steuergeräten von Eberspächer ausgestattet.

Mit dem neuen Standort erweitert Eberspächer seine bisherigen Produktionsaktivitäten für elektrische Heizungen sowie die Fahrzeugelektronik. Elektrische Heizungen sind im pfälzischen Herxheim angesiedelt, mit Fertigungsstätten in China (Peking/Tianjin) und Polen (Olawa). Die Kerntechnologie der Heizer, die PTC-Keramiken, fertigt Eberspächer seit 2016 im thüringischen Hermsdorf. Der Bereich Fahrzeugelektronik (Automotive Electronics) produziert die elektronischen Steuergeräte bisher in Landau (seit 2001) sowie China (Tianjin, seit 2019).

Mehr als 1000 Mitarbeiter am Stammsitz Esslingen

Am Stammsitz Esslingen hatte Eberspächer Ende 2021 das Werk für Fahrzeugheizungen (Standheizungen) geschlossen und die Produktion nach Polen verlagert. Davon waren 300 Arbeitsplätze betroffen. Die elektrischen Fahrzeugheizungen, für die nun ein neues Werk gebaut wird, hätten eine völlig andere Technologie als die in Esslingen gefertigten Heizungen, sagte eine Sprecherin. Weltweit hat Eberspächer rund 10 000 Beschäftigte, davon mehr als 1000 in Esslingen. Zahlen fürs Jahr 2021 sind noch nicht veröffentlicht. 2020 machte Eberspächer insgesamt 4,9 Milliarden Euro Umsatz und und gut 53 Millionen Euro Verlust (Ergebnis nach Steuern).

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