Im vergangenen Jahr verbuchte der schwäbische Autozulieferer SHW einen herben Umsatzrückgang. Investitionen in Werke in China, Kanada und Rumänien sollen von 2018 an einen Wachstumsschub bringen.

Stuttgart - Der Autozulieferer SHW will die Fertigung im Ausland in den kommenden Jahren deutlich ausbauen und damit auch die Abhängigkeit vom Großkunden VW verringern. Derzeit macht der Hersteller von Bremsscheiben, Pumpen und Motorkomponenten nach Angaben von Vorstandschef Frank Boshoff etwa 40 Prozent des Umsatzes mit Marken des Wolfsburger Autokonzerns. Deshalb bekam er im vergangenen Jahr auch die Folgen des Abgasskandals zu spüren.

 

Im Juli 2016 musste der Zulieferer aus Aalen eine Gewinnwarnung veröffentlichen und ankündigen, dass der geplante Umsatz nicht erreicht werden könne. Ursprünglich peilte das Unternehmen für das vergangene Jahr einen Umsatz zwischen 440 Millionen und 460 Millionen Euro an. Stattdessen steht in der Bilanz ein Umsatzrückgang von zwölf Prozent auf 406 Millionen Euro, was zu einem Teil auf rückläufige Lieferaufträge zurückzuführen ist. Vorstandschef Boshoff hob allerdings hervor, dass trotz des Umsatzrückgangs das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen sei. Dies sei auch auf effizientere Produktionsabläufe zurückzuführen. Das bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreichte 43,6 Millionen Euro und lag damit am unteren Ende der angepeilten Bandbreite.

China soll Wachstumstreiber werden

In diesem und im kommenden Jahr soll nun mit Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro die Fertigung in China, Nordamerika und Osteuropa hochgefahren werden. Dies soll vom nächsten Jahr an zu einem deutlich steigenden Umsatz und Ergebnis führen. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern einen Umsatz zwischen 400 Millionen und 420 Millionen Euro und eine Umsatzrendite, gemessen am Ebitda, zwischen zehn und elf Prozent, also in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Der wichtigste Wachstumstreiber soll in den kommenden Jahren China sein, wo der Zulieferer an zwei Standorten vertreten ist. Zudem läuft in diesem Jahr die Fertigung in Sibiu (Rumänien) und im nächsten Jahr in Toronto (Kanada) an. Bis zum Jahr 2020 soll der Umsatz dann auf eine Größenordnung von 620 bis 650 Euro gesteigert werden. Ein Viertel des Geschäfts soll dann außerhalb Europas erzielt werden.

Die Beschäftigung in Deutschland soll laut Frank Boshoff in etwa stabil bleiben. Größter Standort soll Bad Schussenried bleiben, wo derzeit – einschließlich Leiharbeiten und befristeten Beschäftigten – insgesamt etwa 600 Mitarbeiter arbeiten. Weitere Standorte befinden sich in Aalen, Tuttlingen und in Neuhausen ob Eck. Für Bad Schussenried hat das Unternehmen im vergangenen Dezember einen Ergänzungstarifvertrag mit d er IG Metall abgeschlossen, der dort bis Ende 2022 eine Stammbelegschaft von 475 Mitarbeitern ab sichert. Insgesamt beschäftigt der Zulieferer etwas mehr als 1250 Mitarbeiter.

Keine Angaben zum stornierten Tesla-Auftrag

Sehr bedeckt hielt sich Vorstandschef Boshoff bei Fragen nach einem Großauftrag, den der Elektroauto-Pionier Tesla überraschend storniert hat. Die Kalifornier hatten den Schritt damit begründet, dass SHW die Leistungs- und Qualitätsanforderungen nicht erfüllt habe. Die Pumpen für die Elektroautos sollten in Bad Schussenried produziert werden. Insgesamt ging es um rund 20 Millionen Euro im Jahr. Ohne den Namen Tesla zu nennen, sagte Boshoff nur: „Wir befinden uns in Gesprächen mit dem Kunden.“ Auf Nachfragen wollte er keine Details nennen. Es gebe jedoch Verhandlungen mit anderen Autoherstellern über ähnliche Projekte.