Mahle will ein Werk in Öhringen schließen und am Firmensitz Stuttgart Stellen streichen. Der Betriebsrat hält mit einem Strategiepapier dagegen – und fordert eine Sicherung der Beschäftigung sowie eine Qualifizierung der Mitarbeiter.

Stuttgart - Die Arbeitsplätze des Zulieferers Mahle sollen langfristig, bis mindestens Ende 2025, vor betriebsbedingten Kündigungen gesichert werden. Diese Forderung haben die Arbeitnehmervertreter des Stuttgarter Unternehmens in einem Strategiepapier formuliert, das seit Mittwochabend im Intranet des Unternehmens steht und am schwarzen Brett der Mahle-Werke aushängt. Das Strategiepapier sei die Grundlage für die Verhandlungen mit der Geschäftsführung, sagt Uwe Schwarte, der Vorsitzende des Mahle-Gesamtbetriebsrates. Unklar ist, wie weit die Gespräche gediehen sind. Während der Betriebsrat der Ansicht ist, dass das Prozedere der Verhandlungen abgesteckt sei, die Gespräche selbst aber noch nicht begonnen hätten, heißt es beim Unternehmen, dass die Verhandlungen laufen. Zu ihrem Stand war nichts zu erfahren. Zum Strategiepapier selbst will sich der Konzern, der mit der Kolbenfertigung groß geworden ist, nicht äußern.

 

Nötig sind die Gespräche nicht zuletzt deshalb, weil der Stuttgarter Zulieferer den Abbau von 380 der 4300 Stellen am Firmensitz in Stuttgart sowie die Schließung des Werks Öhringen angekündigt hat. Darüber hinaus läuft die bestehende Beschäftigungssicherung in Deutschland Ende des Jahres aus. Als Mahle-Chef Jörg Stratmann im Mai vor Journalisten den geplanten Personalabbau in Stuttgart angekündigt hat, hat dies zu Verärgerung bei den Vertretern der Arbeitnehmer geführt. „Die Beschäftigten haben aus den Medien über den Abbau erfahren“, empörte sich Uwe Schwarte, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, damals. Und fügte hinzu: „Das ist respektlos“.

Investitionsfonds gefordert

Zusätzlich zur Verlängerung der Beschäftigungssicherung, deren Umfang angeblich auf Bedenken des Arbeitgebers stößt, fordern Betriebsrat und IG Metall die Schaffung eines Investitionsfonds, um die Standorte auf einen modernen technischen Stand zu bringen, sowie einen Qualifizierungsfonds. Mit diesem Geld sollen die Beschäftigten auf die neuen Aufgaben, die die Digitalisierung und die neuen Antriebe mit sich bringen, vorbereitet werden. Wie hoch die beiden Fonds dotiert werden sollen und wo das Geld herkommen soll, ist bisher unklar. Positiv für Schwarte ist, dass es ein erstes Pilotprojekt im Bereich Filter für die Qualifizierung der Beschäftigten bereits gibt. So sollen zwei Mechaniker zu Mechatronikern umgeschult werden. Zudem sollen vier Maschinenbauingenieure im Bereich Elektronik weitergebildet werden.

Der tief greifende Wandel der Autoindustrie und die gleichzeitige Digitalisierung „kann nicht einseitig auf Kosten der deutschen Standorte“ und mit Verlagerungsstrategien in Billiglohnländer bewältigt werden, steht in dem Strategiepapier weiter. Der Wandel müsse ohne Standortschließungen vonstatten gehen – „dies gilt für alle heute bestehenden Mahle-Werke, somit auch für Öhringen“, steht in dem Strategiepapier. „Wir geben diesen Standort nicht auf und fordern die Geschäftsführung auf, ihre Planungen zu revidieren“, fordern die Arbeitnehmervertreter.

Bisher habe der Betriebsrat keine Informationen von der Geschäftsführung über die Zukunft der deutschen Standorte erhalten, so Schwarte. Mahle beschäftigt in Deutschland rund 13 000 Mitarbeiter an 26 Standorten. Viele davon sind klein. Scharte schätzt, dass ein Drittel bis die Hälfte der Standorte weniger als 400 Mitarbeiter beschäftigt.