Bei einem Informationsabend zur B-10-Problematik in Enzweihingen schlägt den Tunnelbefürwortern viel Kritik entgegen. Doch auch auf eine Umfahrung müssten die Bürger noch mindestens zehn Jahre warten, teilten die Planer mit.

Vaihingen/Enz - Beim Thema Fledermäuse hat Jürgen Holzwarth den Volkszorn drastisch bremsen müssen. Mehrere Enzweihinger hatten sich beim Informationsabend über die Entlastungsvarianten für die B-10-Ortsdurchfahrt am Dienstagabend hämisch bis kritisch zu Wort gemeldet. „Wofür brauche wir diesen Fledermausschutz bei der Umfahrung“, wollte ein älterer Herr wissen. Man könne doch stattdessen ein Warnschild „Vorsicht Fledermäuse“ aufstellen. Der Beitrag wurde von vielen der gut 300 Besucher in der Turnhalle mit Lachern und Beifall quittiert.

 

„Es ist wenig sinnvoll, sich darüber lustig zu machen“, erwiderte Holzwarth, der Leiter des Planungsreferats im Regierungspräsidium Stuttgart (RP). Fledermäuse seien bedrohte, besonders geschützte Arten, die nicht gefährdet werden dürften. „Wenn wir das nicht berücksichtigen, brauchen wir gar nicht erst anfangen zu bauen.“ Gleich danach hatte er allerdings noch eine Spitze in Richtung der Umfahrungsgegner parat. Ebenso wenig sinnvoll sei es, wenn die Tunnelbefürworter die Zahlen und Berechnungen seiner Behörde in Frage stellten. „Das bringt uns nicht weiter“, sagte Holzwarth.

Kostenvorteil für die Umfahrung

Insgesamt schälten sich im Laufe des Abends, der als Vorbereitung für die Bürgerbefragung dienen sollte, zwei Erkenntnisse heraus. Erstens: wenn die Stimmung im Saal ungefähr die Meinung der Enzweihinger widerspiegelt, dann scheint die Mehrheit eine Umfahrung einem Tunnel vorzuziehen. Zweitens: die Umfahrung mag mit 32 Millionen Euro deutlich günstiger als der Kurztunnel (mehr als 74 Millionen Euro) sein und kann wohl auch deutlich schneller gebaut werden. Dennoch müssen die Enzweihinger auch auf eine Umgehung noch mindestens zehn Jahre warten, wie die Planer erläuterten.

Bei manchen Zuhörern machte sich ob dieser Auskunft Ernüchterung breit. Denn schon heute leiden viele Anwohner der Ortsdurchfahrt unter dem Lärm von rund 28 000 Fahrzeugen, die pro Tag an ihren Häusern vorbeirollen. „Morgens muss ich im Bad das Fenster zumachen, damit ich das Radio höre“, sagte einer von ihnen. Auf einen schnellen Lärmschutz in Form von Schallschutzfenstern können die oftmals betagten Bürger aber nicht hoffen. Denn solche kleinen Lösungen werden von den Behörden verschoben – mit Verweis auf die anstehende Lärmminderung bei der großen Verkehrslösung.

„Autofahrer müssen nicht in einen dunklen Tunnel hinab“

Auch die beiden Bürgerinitiativen hatten Gelegenheit, sich kurz zu präsentieren. Den deutlich lauteren und längeren Applaus erntete dabei der ehemalige Ortsvorsteher Kurt Erhardt von der Initiative B-10-Umfahrung – obwohl er in seinem Vortrag teils ungewöhnliche Argumente ins Feld führte. „Enzweihingen wird von der Umfahrung nur profitieren“, sagte er und bezweifelte seinerseits die Umweltstudie des RP. Die Belastung für die Natur im Enztal sei durch die Umfahrung nicht so viel größer als beim Tunnel – als Beleg erwähnte er „eigene Erhebungen“. Ein weiterer Vorteil der Umgehung: „Die Verkehrsteilnehmer müssen nicht in einen dunklen Tunnel hinab.“

Elmar Schelkle von der Schutzgemeinschaft Mittleres Enztal hatte einen deutlich schwereren Stand. „Eine neue Straße ist immer ein größerer Eingriff als die Verbreiterung einer bestehenden Straße“, argumentierte er. Doch als er vom Enztal als „Erholungsraum, auch für Urlauber“ bezeichnete, gingen seine Ausführungen in Lachen und Tumult unter. Er sei „von der Leistung des Ingenieurbüros etwas enttäuscht“, sagte Schelkle an die Adresse des RP. So seien am Kurztunnel breitere Rampen als etwa bei der Unterführung Friedrichstraße in Ludwigsburg geplant. „Wofür brauchen Sie die?“