Die Erweiterung der Bundesstraße 14 gerät ins Stocken: Der Geschäftsführer des Möbelhauses in Waldrems verweigert seine Unterschrift für eine Maßnahme auf seinem Grundstück.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Jahrelang hat die staugeplagte Region auf den weiteren Ausbau der B 14 von Leutenbach in Richtung Backnang gewartet. Im September vergangenen Jahres kam dann die überraschend frohe Kunde: Der Bund stockte seine bereits ein Jahr zuvor, aber zunächst nur für ein erstes Teilstück gemachte Finanzierungszusage überraschend bis an den westlichen Rand der Backnanger Kernstadt auf. Doch nun, unmittelbar bevor der erste Bauabschnitt bis zur Kreuzung Waldrems in Angriff genommen werden soll, droht dem vierspurigen Straßenprojekt womöglich erneut eine Warteschleife. Ein Unternehmer verweigert die Unterschrift für bautechnische Maßnahmen auf seinem Grundstück und fordert eine neue Planung.

 

Keine Abfahrt aus Richtung Backnang

Der Grund ist die aus Sicht einiger Firmenchefs unzureichende Anbindung des Gewerbegebiets Waldrems. Die Pläne sehen zwar eine direkte Abfahrtmöglichkeit für Autofahrer vor, die aus Richtung Stuttgart unterwegs sind. Wer das Gewerbegebiet, von Backnang aus kommend, erreichen will, muss indes bereits an einer Stelle im Süden von Backnang, im Volksmund wegen mehrerer dort angesiedelter Tankstellen „Spritnase“ genannt, auf die alte Trasse abfahren. Ein Umstand, der insbesondere Michael Föst, dem Geschäftsführer der direkt an der B 14 im Waldremser Gewerbegebiet angesiedelten Opti-Wohnwelt, die Zornesröte ins Gesicht treibt. Seine Kunden, so Föst, würden auf der neuen Bundesstraße schlicht an dem bis dato so verkehrsgünstig gelegenen Möbelhaus vorbeigeleitet und hätten keine Chance, spontan dorthin abzubiegen.

Die Problematik ist freilich nicht erst seit gestern bekannt. Sie sei schon vor rund zehn Jahren, als die Pläne für den vierspurigen Ausbau der B 14 bis Waldrems vorgelegt wurden, diskutiert worden, sagt der Backnanger Stadtplanungsamtsleiter Stefan Setzer auf Nachfrage. Auch die Stadt – die, wie Setzer ausdrücklich betont, „nicht Herr des Verfahrens“ sei – habe sich damals gegenüber dem Regierungspräsidium Stuttgart dafür starkgemacht, die Planung um einen sogenannten Dreiviertelanschluss zu erweitern. Ein solcher aber sei verworfen worden.

Das Regierungspräsidium (RP) begründet dies mit einer „schwierigen“ topografischen und beengten Lage im Bereich der Kreuzung. Man sei an dem Knotenpunkt deswegen ohnehin schon von einem eigentlich gebotenen Regelquerschnitt von 26 Metern auf eine Sonderlösung von 24 Metern abgewichen, so eine Sprecherin der Behörde. Eine Ausfahrtmöglichkeit der B 14 aus Richtung Backnang wäre, „falls überhaupt, nur mittels einer komplizierten Lösung“ möglich. „Diese hohen finanziellen Aufwendungen stehen aus Sicht des Bundes in keinem Verhältnis zum verkehrlichen Nutzen“, so das RP – zumal nur zwei Kilometer entfernt eine Ausfahrtmöglichkeit gegeben sei. Die fehlende Abfahrt sei ihm erst kürzlich bewusst gemacht worden, sagt Michael Föst, der seine Möbelhausfiliale in Backnang-Waldrems Mitte 2009 eröffnet hat. Als das Regierungspräsidium um seine Zustimmung bat, die Baugrube der B-14-Erweiterung auf dem Opti-Grundstück verankern zu dürfen, habe er sich die gesamten Pläne vorlegen lassen. Für ihn sei gleich klar gewesen: „Unter diesen Voraussetzungen bekommen die meine Unterschrift nicht.“ Denn: „Eine direkte Abfahrt ist für uns existenziell.“

Unternehmer will sich an Kosten beteiligen

Das Argument, eine solche zu bauen sei zu teuer, kann er nicht nachvollziehen: „Bei mehr als 100 Millionen Baukosten muss doch noch eine Abfahrt drin sein.“ Zumal er selbst auch bereit sei, sich mit einem mittleren sechsstelligen Betrag an den Zusatzkosten zu beteiligen.

Was die Weigerung Fösts, auf sein Grundstück zugreifen zu dürfen, für die weitere Bau-, Kosten- und Zeitplanung der Maßnahme bedeutet, wollte das Regierungspräsidium mit Verweis auf noch laufende Verhandlungen nicht kommentieren. Demnächst soll in einem Spitzengespräch mit Vertretern der Behörde, der Gewerbetreibenden und der Stadt eine Lösung gesucht werden. Für Letztere hat laut Stefan Setzer allerdings – bei allem Verständnis für die Belange der Unternehmer – eines Priorität: dass der immer wieder verschobene weitere Ausbau der B 14 „so schnell wie möglich beginnt“.