Wenn an der Bundesstraße 27 ein sogenannter Verflechtungsstreifen gebaut wird, muss etwas für geschützte Vogelarten getan werden. Beim Feldsperling ist das vergleichsweise einfach, bei der Goldammer indessen nicht.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Der neue Verflechtungsstreifen ist eine Idee des Landesverkehrsministeriums, um den Verkehr auf der B 27 etwas zu entzerren. Er soll zwischen den Anschlussstellen Aichtal und Bonlanden in Fahrtrichtung Stuttgart eingerichtet werden. Er ist so etwas wie eine dritte Fahrspur auf diesem Abschnitt und eher vorübergehender Natur, denn die Bundesstraße soll ja bekanntlich insgesamt auf den Fildern auf jeweils drei Spuren je Richtung ausgebaut werden.

 

Wann der Verflechtungsstreifen allerdings gebaut wird, ist aktuell nicht abzusehen. Das liegt auch, aber nicht nur am Natur- und Artenschutz. Denn Naturschutzexperten hatten bei einer Brutvogelkartierung im Frühjahr 2018 geschützte Arten an der Böschung der B 27 entdeckt. „Es sind in dem rund 500 Meter langen Korridor fünf Goldammer-Reviere festgestellt worden“, sagt ein Mitarbeiter des Regierungspräsidiums (RP). Goldammern zählen zu den Bodenbrütern, sie nisten dort, wo es Büsche und Wildkräuterwuchs gibt.

Nistkästen für den Feldsperling

Wegen des Baus der Verflechtungsspur muss an der Böschung gerodet werden. Für die Goldammern muss in der Nähe eine Alternative angeboten werden, wie der RP-Mitarbeiter erklärt. So sei geplant, acht Reviere nahe der bisherigen Brutstellen anzulegen, von denen dann nach den Arbeiten die Hälfte wieder an den Rand der B 27 verlegt werden könnten.

Die Goldammern sind übrigens nichts die einzige Tierart, die bei der Kartierung am Saum der Bundesstraße gefunden worden sind. Doch nicht alle hätten einen solchen Schutzstatus wie die Goldammer.

Eine weitere Vogelart, für die ebenfalls ein neuer Lebensraum geschaffen werden müsse, sei der Feldsperling, berichtet der RP-Mitarbeiter. Doch hier sei das Prozedere ungleich einfacher als bei der Goldammer. Der Feldsperling brüte nicht am Boden, für ihn sollen deshalb dort im Bereich der B 27 Nistkästen aufgehängt werden.

Rodungen gehen nur im Winter

Aktuell sei geplant, die Ersatzreviere für die Goldammern im Frühjahr 2021 anzulegen. Der frühestmögliche Zeitpunkt für eine Rodung der Böschung sei der darauffolgende Winter; derlei Maßnahmen dürften nämlich nur im Winterhalbjahr durchgeführt werden.

Die Pläne für die Ersatzmaßnahmen seien unabhängig vom Baustart für den Verflechtungsstreifen an der Bundesstraße. Denn für diesen gebe es bisher noch kein Datum. Der RP-Mitarbeiter informiert, dass die Stadt Filderstadt aktuell noch Nachfragen zum technischen Ablauf habe. Die Beantwortung könnte sich noch etwas hinauszögern – auch wegen der aktuellen Corona-Krise.