Am 8. Juli geht es los. Aus der sanierten Bundesstraße wird später eine Landesstraße.

Leonberg - Wir sind alle auf 180“, bringt Joachim Heller den Unmut der Altstadthändler auf den Punkt. Was die Werbegemeinschaft Faszination Altstadt so erbost, ist die Ankündigung, dass die B 295 voraussichtlich bis Mitte Oktober von der Abzweigung der Straße nach Gerlingen bis zur Ortseinfahrt Leonberg vollständig gesperrt wird. Die Händler hatten bis zuletzt gehofft, dass sie mit einem blauen Auge davonkommen und halbseitig immer eine Zufahrtsmöglichkeit über die Bundesstraße offen bleibt.

 

Seit zwei Jahren sei man an dem Thema dran und immer hatte die Aussicht auf eine nur halbseitige Sperrung bestanden. Dann wurde im Januar die Vollsperrung mitgeteilt – das habe technische Gründe. „Die Verwaltung schiebt die Schuld immer auf das Regierungspräsidium“, kritisiert Heller die mangelnde Unterstützung aus dem Rathaus. Erschwerend komme noch hinzu, dass die Straße nach Höfingen auch noch nicht auf Vordermann gebracht ist.

Heller: Das trifft die Altstadt und auch die Stadtmitte

„Als kleines Trostpflaster seitens der Verwaltung gibt es zwei Stunden kostenloses Parken in der Tiefgarage unter der Altstadt – doch wer soll hier parken, wenn keiner in die Stadt reinkommt?“, fragt sich Heller. Wie hart es die Händler der Altstadt trifft, geht aus ihren Kundenkarteien hervor. „Fast 35 Prozent der Kundschaft kommt aus Ditzingen, Gerlingen und Korntal-Münchingen“, weiß Heller. Und das treffe nicht nur die Altstadt, sondern auch die Stadtmitte. „Mehr als 60 Prozent der Kunden kommen nun mal aus dem Altkreis“, so der Einzelhändler.

Die Baustelle hat zwei Hintergründe. Alles muss fertig sein, bis die umfangreichen Arbeiten im Spätherbst im Engelbergbasistunnel beginnen – die B 295 ist im Notfall nämlich eine Ausweichroute. Der Tunnel wird über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren saniert.

Von der Bund- zur Landesstraße

Es gibt noch einen weiteren Grund für die Sanierung der Bundesstraße: Die B 295 wird zu einer Landesstraße herabgestuft. Dann muss sie vom Bund in einem tadellosen Zustand übergeben werden. Dies ist Teil des Planfeststellungsbeschlusses zum Ausbau der A 81 beim Engelbergtunnel. Dadurch habe die parallel verlaufende B 295 zwischen Ditzingen und Leonberg ihre Bedeutung als Bundesstraße verloren, so die Begründung.

An diesem Abschnitt der B 295 wurde bereits 2005 herumgedoktert. Eigentlich waren seinerzeit für die Arbeiten knapp zwei Wochen vorgesehen. Doch die 1500 Meter Straße wurden zur Baustelle der Pleiten, Pech und Pannen. Die Bundesstraße sollte damals saniert werden, weil sie – wie es damals vorgesehen war – vom Bund an den Kreis übergehen sollte.

Die Kosten steigen

Doch der Abschnitt zwischen Leonberg und Ditzingen erwies sich als Problemfall. Es stellte sich heraus, dass die Randstreifen marode waren. Die Kosten stiegen von 275 000 Euro auf rund 345 000 Euro. Bedingt durch den Winter sowie den Weihnachtsurlaub der Bauarbeiter wurde die Baustelle provisorisch geschlossen. Mitte April 2006 sollte es weitergehen.

Daraus wurde nichts. Die Mischmaschine gab den Geist auf, und Ersatzteile waren kurzfristig keine aufzutreiben. Erst im Mai erhielt die Straße den letzten Schliff. Doch damit war die B 295-Pechsträhne noch nicht zu Ende. Plötzlich bildeten sich auch bei trockenem Wetter im Sommer auf der sanierten Fahrbahn an zahlreichen Stellen Pfützen. Es wurden Löcher in die Straße gebohrt und über den Ursprung des Wassers gerätselt.

Im November 2006 wurde die Fahrbahn an vielen Stellen wieder aufgesägt und Entwässerungsrohre im Untergrund verlegt – was anscheinend gefruchtet hat.