Kultur: Stefan Kister (kir)

Doch wird man den Eindruck nicht los, als kalkuliere der Sender genau mit dem Sturm der Entrüstung, der nach der Ankündigung, 2014 auszuscheiden, auch prompt einsetzte. Eine geschlossene Phalanx der literarischen Welt formierte sich, angeführt von ehemaligen Bachmannpreisträgern wie Uwe Tellkamp, Sibylle Lewitscharoff, Arno Geiger, sekundiert von einem Brandbrief der Juroren und untermalt von empörten Solidaritätsadressen des Feuilletons. Effektvoller jedenfalls hätte der Sender der Öffentlichkeit nicht signalisieren können, welche verheerenden Folgen das politische Spardiktat ihm abverlangt. Dahinter verbirgt sich ein Streit über den Fortbestand der sogenannten Gebührenrefundierung – Geld, das dem Sender aus dem Bundesetat zugeschossen wird als Ausgleich für die Gebührenbefreiung sozial Schwacher. Mit den Mitteln aus der Refundierung, ließ der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verlauten, werde es leichter, den Bachmannpreis zu erhalten. So weit so strategisch.

 

Nun sind die genannten Autoren, denen viele weitere hinzugefügt werden können – Ingo Schulze, Georg Klein, Jan-Peter Bremer –, tatsächlich ein Ausweis dafür, dass es sich bei dem Wettbewerb eben nicht nur um ein frivoles Lustquälen literarischer Leichtgewichte handelt, sondern dass nicht wenige der für die deutsche Gegenwartsliteratur wichtigen Karrieren hier ihren Ausgang genommen haben.

25 Minuten können sich qualvoll in die Länge ziehen

Und doch weiß, wer einmal das dreitägige Wettlesen verfolgt hat, wie qualvoll sich die 25 Minuten, die jeder der auserwählten Autoren lesen darf, in die Länge ziehen können und wie penetrant bisweilen die eitlen Sprachexerzitien der Juroren mehr an sich selbst als an den vorgetragenen Texten Gefallen zu finden scheinen. Vielleicht ist das Sprachgeschwurbel, mit dem das Jurymitglied Hubert Winkels in der jüngsten Ausgabe der Literaturzeitung „Volltext“ die Eigenheiten dieser Institution schmackhaft machen möchte, für deren Fortbestand mindestens so gefährlich wie die Drohungen des ORF: „Audiovisuelle Zeitgleichheit trifft auf skriptural-auditive Zeitreflexion. Gegenwartsökonomie versucht sich an Aufschubstrategien.“ Sicher, so kann man es auch beschreiben, wenn vierzehn Autoren lesen und sieben Kritiker im Anschluss darüber debattieren.

Zur Bedrohung von innen gehört auch der Trend, dass Klagenfurt in den letzten Jahren immer weniger der Entdeckung unverbrauchter Talente diente denn als Probelauf für die vom Buchmarkt bereits fest eingeplanten und wasserdicht lektorierten Neuerscheinungen.

Doch wird man den Eindruck nicht los, als kalkuliere der Sender genau mit dem Sturm der Entrüstung, der nach der Ankündigung, 2014 auszuscheiden, auch prompt einsetzte. Eine geschlossene Phalanx der literarischen Welt formierte sich, angeführt von ehemaligen Bachmannpreisträgern wie Uwe Tellkamp, Sibylle Lewitscharoff, Arno Geiger, sekundiert von einem Brandbrief der Juroren und untermalt von empörten Solidaritätsadressen des Feuilletons. Effektvoller jedenfalls hätte der Sender der Öffentlichkeit nicht signalisieren können, welche verheerenden Folgen das politische Spardiktat ihm abverlangt. Dahinter verbirgt sich ein Streit über den Fortbestand der sogenannten Gebührenrefundierung – Geld, das dem Sender aus dem Bundesetat zugeschossen wird als Ausgleich für die Gebührenbefreiung sozial Schwacher. Mit den Mitteln aus der Refundierung, ließ der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verlauten, werde es leichter, den Bachmannpreis zu erhalten. So weit so strategisch.

Nun sind die genannten Autoren, denen viele weitere hinzugefügt werden können – Ingo Schulze, Georg Klein, Jan-Peter Bremer –, tatsächlich ein Ausweis dafür, dass es sich bei dem Wettbewerb eben nicht nur um ein frivoles Lustquälen literarischer Leichtgewichte handelt, sondern dass nicht wenige der für die deutsche Gegenwartsliteratur wichtigen Karrieren hier ihren Ausgang genommen haben.

25 Minuten können sich qualvoll in die Länge ziehen

Und doch weiß, wer einmal das dreitägige Wettlesen verfolgt hat, wie qualvoll sich die 25 Minuten, die jeder der auserwählten Autoren lesen darf, in die Länge ziehen können und wie penetrant bisweilen die eitlen Sprachexerzitien der Juroren mehr an sich selbst als an den vorgetragenen Texten Gefallen zu finden scheinen. Vielleicht ist das Sprachgeschwurbel, mit dem das Jurymitglied Hubert Winkels in der jüngsten Ausgabe der Literaturzeitung „Volltext“ die Eigenheiten dieser Institution schmackhaft machen möchte, für deren Fortbestand mindestens so gefährlich wie die Drohungen des ORF: „Audiovisuelle Zeitgleichheit trifft auf skriptural-auditive Zeitreflexion. Gegenwartsökonomie versucht sich an Aufschubstrategien.“ Sicher, so kann man es auch beschreiben, wenn vierzehn Autoren lesen und sieben Kritiker im Anschluss darüber debattieren.

Zur Bedrohung von innen gehört auch der Trend, dass Klagenfurt in den letzten Jahren immer weniger der Entdeckung unverbrauchter Talente diente denn als Probelauf für die vom Buchmarkt bereits fest eingeplanten und wasserdicht lektorierten Neuerscheinungen.

Wie gesagt, die Werbung war gut. Man wird in diesem Jahr sicher genau hinschauen, was sich in Klagenfurt tut. In Zeiten, in denen kulturelle Schlachtrösser wie der Suhrkamp Verlag Insolvenz anmelden, sollten sich heilige Kühe nicht allzu sehr auf die Verlässlichkeit eingespielter Rituale verlassen. Sonst, wer weiß, geht es ihnen vielleicht wirklich einmal an den Kragen.