Am Mittwoch wird das große Schaulesen in Klagenfurt eröffnet. Es könnte die letzte Ausgabe des Literaturspektakels sein, da das österreichische Fernsehen als wichtigster Finanzier seinen Ausstieg für 2014 angekündigt hat.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Klagenfurt - Dieser Bachmannwettbewerb, der heute in Klagenfurt beginnt, könnte der letzte gewesen sein. Eine bessere Werbung für eine Veranstaltung, die seit Jahren an der Grenze von öffentlicher Relevanz und Spezialinteressen bespöttelt, kritisiert, geliebt und gehasst am Ufer des Wörthersees vor sich hindümpelt, lässt sich eigentlich kaum denken. So flächendeckend wie nach der völlig unvermittelt vor zwei Wochen in die Welt gesetzten Ankündigung, der ORF wolle die Mustermesse deutschsprachiger Schriftsteller künftig einsparen, wurde in früheren Zeiten allenfalls berichtet, wenn sich Anwärter auf diesen im intellektuellen Schaukampf ausgetragenen Preis während der Lesung entweder die eigene Stirne wie einst Rainald Goetz oder die Gefühle der Zuhörer verletzten wie Urs Allemann, der 1991 mit den Sätzen Aufsehen erregte: „Ich ficke Babys. Also bin ich vielleicht.“

 

Die gesamte Veranstaltung steht auf dem Spiel

Ja, der Wettbewerb war eigentlich schon immer umstritten, Streit ist geradezu sein Daseinsgrund, nicht umsonst trägt das ORF-Studio, in dem Jungliteraten darauf warten, von einer Meute diskursiv schwer bewaffneter Kritiker zerrissen zu werden, den Namen Arena. Auch jenseits der Besorgnis, es könne sich dabei um ähnlich Anstößiges handeln wie Zwergenweitwurf oder Wettschlachten, kann man so etwas durchaus infrage stellen. Und so gehört zu dem kulturellen Aushängeschild Klagenfurts eine sich von Jahr zu Jahr aufschaukelnde Dynamik des „Diesmal-aber-wirklich“, die mit dem Ende kokettiert. „Das Windhundrennen ist abgelaufen“, titelte eine Zeitung nach der Erstausgabe des 1977 von dem Kritiker Marcel Reich-Ranicki begründeten Formats: „Wird es weitere Bachmannpreise geben?“ Seitdem versuchten sich manche in wechselnden Rollen als Totengräber, Jörg Haider etwa, der den Preis des Landes Kärnten wegen Kritik an seiner Kulturpolitik kassierte, und schon früher immer wieder der ORF selbst mit verunglückten Versuchen, das Spektakel unterhaltungsgerecht aufzubrezeln, was man vorübergehend mit den von literarischer Sachkunde entwaffnend unbeleckten Sprüchen des zeitweiligen Moderators Dieter Moor bezahlen musste.

Diesmal aber wirklich: im 37. Jahr seines Bestehens muss der Wettbewerb wieder einmal um seinen Fortbestand bangen. Wirklich? 80 Millionen Euro soll der ORF einsparen, so will es die Politik. 350 000 Euro bringt der öffentlich-rechtliche Sender an den Gesamtkosten von 750 000 Euro ein. Die sollen künftig wegfallen. Damit steht nicht nur die seit 1989 von 3sat geleistete Liveübertragung auf dem Spiel, sondern die gesamte Veranstaltung.