Der Stadtteiltreff ist für viele Besucher eine Art zweites Zuhause. Am Freitag wurde dort Backhausfest gefeiert. Das kleine Fest soll der Auftakt sein zu einer Reihe von Veranstaltungen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Rot - Helmuth Zierer kommt zwei, drei Mal die Woche her. Nicht nur wegen des Mittagessens für 2,50 Euro, inklusive Getränk. Er kommt wegen der netten Gesellschaft, der freundlichen Leute, wegen des Lachens und des Miteinanders. „Ich wohne allein, hier bin ich nie alleine“, sagt der 70-Jährige. Zierer sitzt in einer launigen Runde am Tisch vor dem Bürgerhaus an der Auricher Straße.

 

Viermal im Jahr soll der Ofen zum Einsatz kommen

Heute ist Backhausfest, Saisoneröffnung sozusagen. Sozialarbeiterin Gina Kochendörfer-Peter hat das Backhäusle mit Holzscheiten angeheizt. Die Glut hat die Schamottsteine im Innern auf 500 Grad erhitzt. Jetzt backt Sibylle Staehler, die Frau des Roter Bürgervereinsvorsitzenden, süße und salzige Stückle. Sechs Kilogramm Hefeteig hat sie am Morgen vorbereitet; die eine Hälfte salzig mit Tomatenmark und Käse, die anderen drei Kilo süß mit Zucker und Zimt. „Ebbes guet’s“, sagt Helmuth Zierer zufrieden und beißt zu. Auch seine Tischnachbarn lassen es sich schmecken: „Ein Gedicht, die Stückle sind ein Gedicht!“, sagt seine Nebensitzerin. Links des Rentners sitzt ein Mann mit Schildmütze und eigentlich Diabetes. „Ich mach heute mal einen Ausnahme.“

Das kleine Fest soll der Auftakt sein zu einer Reihe von Veranstaltungen, die der Stadtteiltreff Oase mit dem Bürgerverein Rot auf die Beine stellt. Viermal im Jahr soll auch der Ofen, den man auch privat für zehn Euro mieten kann, zum Einsatz kommen.

Mehr als nur ein Treffpunkt

Gina Kochendörfer-Peter betreut den Treff mit ihren Kollegen Waltraud Schillinger und Stefan Dimmler. Von Montag bis Freitag ist der Treff von 12 bis 17 Uhr geöffnet, mittwochs nur von 14 bis 17 Uhr. Günstiges Mittagessen gibt es von 12 bis 13 Uhr. „Man muss aber nichts konsumieren, sondern kann auch nur einfach so vorbeischauen“, erklärt Waltraud Schillinger. Wer möchte, kann sich auch beraten lassen. Etwa bei Fragen und Problemen rund ums Geld, Arbeiten und Wohnen. Die Mitarbeiter stellen, falls es gewünscht wird, auch den Kontakt zu anderen Beratungsstellen her oder helfen bei Behördengängen.

Für viele Besucher ist der Stadtteiltreff in den vergangenen fünf Jahren seit seiner Eröffnung zu mehr geworden als einem bloßen Treffpunkt. Etwa für den Herrn, der sich jedes Mal von Neugereut aus auf den Weg nach Rot macht: „Ich bin alleinstehend und konnte mal nach einem Zeckenbiss nicht mehr laufen“, erzählt er. „Da waren die Leute aus der Oase die einzigen, die nach mir geschaut und mich besucht haben.“ Heute aber ist er längst wieder fit. Und lässt sie sich schmecken – die Zimtschnecken à la Oase.