Das Ehepaar Schütz fühlt sich im kürzlich bezogenen Einfamilienhaus hoch über den Dächern der Stadt Backnang pudelwohl. Der Altbau darunter wurde komplett saniert.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Sie haben einen grandiosen Blick über die Dächer ihrer Heimatstadt Backnang – und genießen diesen tagtäglich aufs Neue. „Ich kann dem Oberbürgermeister fast auf seinen Schreibtisch schauen – mir ist aber eh egal, wer unter mir OB ist“, sagt Reinwald Schütz, grinst verschmitzt wie ein Schulbub und deutet dann von der Terrasse aus in Richtung Rathaus. Zusammen mit seiner Frau Rosemarie hat der rüstige Pensionär jetzt eines der außergewöhnlichsten Wohnhäusern in ganz Backnang bezogen.

 

Das frei stehende Häusle thront in der Straße Am Obstmarkt, also mitten in der City, auf einem komplett renovierten Zweckbau, der mehr als zehn Jahre lang leer stand. Die Aspacher Firma Aspa hatte sich erst nach langwierigen Beratungen mit den ehemaligen Eigentümern der Immobilie aus den 1960er-Jahren einigen können. Viele Backnanger sprachen mit Blick auf das leer stehende Haus gleich gegenüber der Kreissparkasse immer wieder etwas verächtlich von einem Betonklotz, von einem einem Schandfleck im Flecken. Die Immobilie tauchte auch regelmäßig im Leerstandsbericht des kommunalen Wirtschaftsförderers auf – nun nicht mehr.

Kontrastprogramm zu den alten Fachwerkhäusern

Worte wie Schandfleck kommen den Passanten jetzt auch nicht mehr in den Kopf. Ganz im Gegenteil. Der Gebäudekomplex mit den drei jeweils zweistöckigen Einfamilienhäusern oben drauf und der komplett sanierten Fassade ist ein Blickfang, er ist aber auch ein krasses Kontrastprogramm zu den alten Fachwerkhäusern in der Backnanger Innenstadt. Mag sein, dass dieses futuristisch anmutende Gebäude Am Obstmarkt 1 nicht allen alteingesessenen Backnangern rundum gefällt – weil es sich so stark abhebt von der Umgebungsbebauung. Es dürfte aber kaum jemanden geben, der sich ernsthaft den alten Zustand zurück wünscht.

Rosemarie und Reinwald Schütz wünschen sich auch nicht zurück in ihr altes Haus, in dem sie mehr als 20 Jahre lang gewohnt hatten und das nun verkauft werden soll. Es sei schlicht zu groß gewesen für zwei Personen, und der elf Ar große Garten mit den 80 Rosenstöcken habe sehr viel Pflege benötigt, erzählt Reinwald Schütz. Nun müssen sich die beiden Pensionäre nicht mehr um so vieles kümmern. Kein Rasenmähen mehr, kein Heckeschneiden mehr, kein Unkraut jäten mehr. Sie können nun zu Fuß zum Einkaufen gehen oder ins Kino, ins Theater, in die Bücherei. Rosemarie Schütz sagt zum Verkauf des ehemaligen Wohnhauses: „Wir wollten Ballast abwerfen“ – was ganz offenkundig gelungen ist. Außerdem kehre sie nun an den Ort ihrer Kindheit zurück. Frau Schütz ist mitten in der Innenstadt aufgewachsen.

Sauna mit imposantem Blick zum Stadtturm

Das neue Haus mit dem grandiosen Blick in fast alle Himmelsrichtungen hat rund 150 Quadratmeter Wohnfläche, aber nur drei Zimmer: einen riesigen Wohn- und Essbereich inklusive Küche sowie ein Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer. Reinwald Schütz hat nach wie vor einiges zu tun, der ehemalige Backnanger SPD-Stadtrat ist zweiter Vorstand des Vereins Haus und Grund. Der Clou in dem Häusle auf dem Haus ist aber die kleine Sauna – ebenfalls mit tollen Blick. Während des Schwitzens kann man den imposanten Stadturm direkt ins Visier nehmen.

Der Architekt hat ganze Arbeit geleistet. Im Grunde sei „nur noch die Hülle“ des alten Betonklotzes erhalten, das sagen die beiden Geschäftsführer des Aspa, Werner und Andreas Benignus. Die komplette Technik sei neu. Und die Tiefgarage sei vergrößert worden. Alle drei Einfamilienhäuser sind übrigens längst verkauft.