Bei der Sanierung einer Landstraße zwischen Boll und Bezgenriet kommt moderne Computertechnologie zum Einsatz. Verkehrsminister Winfried Hermann und Regierungspräsident Wolfgang Reimer haben sich das vor Ort angesehen.

Bad Boll/Göppingen - Es war in den vergangenen Jahren wahrlich kein Vergnügen, auf dieser Strecke zu fahren: Die Landesstraße zwischen Göppingen-Bezgenriet und Bad Boll forderte die Autofahrer vor allem wegen tiefer Spurrillen und etlicher Risse heraus. Bei Regen sammelte sich außerdem viel Wasser in den Senken auf der Oberfläche. Das Land investiert nun rund 1,5 Millionen Euro, um die 1,65 Kilometer lange Verbindung mit einer neuen Oberfläche zu versehen. Am nächsten Dienstag, spätestens am Mittwoch, sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

 

Das hängt vor allem vom Wetter ab. Beim Aufbringen des neuen Belags darf es nämlich nicht regnen. Begonnen wurde mit den Arbeiten am 11. Juli. Dabei kamen neue Computertechniken zum Einsatz, die für einen besseren Straßenbau sorgen sollen. Der Landesverkehrsminister Winfried Hermann und der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer haben sich das Projekt am Mittwochabend bei einer Baustellenbesichtigung angeschaut.

Ein Ultraschallfilm ermittelt Unebenheiten

Betitelt ist die Baustelle mit der Bezeichnung „Qualitäts-Straßenbau Baden-Württemberg 4.0“. Einige der dort eingesetzten Technologien waren bereits beim Forschungsprojekt Smart-Site im Einsatz, bei dem noch einen Schritt weitergegangen wurde und die Maschinen teils autonom gearbeitet haben. Beim Qualitätsstraßenbau 4.0 sind aber hingegen Menschen an jeder Maschine im Einsatz. Dass die Straße nur deshalb saniert wurde, um die neue Technologie testen zu können, verneint der Sprecher des Regierungspräsidiums, Matthias Kreuzinger. Die Straße habe ohnehin zur Sanierung angestanden.

„Wir befinden uns an einem Ort der Zukunft des Straßenbaus“, sagte der Minister Hermann erfreut. So sei bereits beim Abfräsen des alten Belages moderne Technik zum Einsatz gekommen. Es wurde ein Ultraschallfilm angefertigt, die ermittelten Daten wurden an die Fräsmaschine weitergeleitet. Dadurch sollte vermieden werden, dass die abgefräste Fläche an irgendeiner Stelle uneben ist. „Dieses System wird sich etablieren. Die Gleichmäßigkeit ist wichtig, um eine gute Qualität herzustellen“, sagte Robert Zimmermann, der zuständige Referent im Verkehrsministerium. Er rechne damit, dass diese Methode vom nächsten oder übernächsten Jahr an Standard sein werde. Ein Vorteil sei, dass die Straßen dank der neuen Technologie eine höhere Lebensdauer hätten. Eine Folge davon seien weniger Baustellen und dadurch auch weniger Staus.

Die Baumaschine „spricht“ mit dem Lastwagenfahrer

Neben der genannten Schaffung einer ebenen Unterfläche beim Abfräsen kommt bei der Logistik zum Auftragen des neuen Belags eine Cloud zum Einsatz. Auf dem Leitstand der Baustelle erklärten Marcus Müller und Sebastian Meyl von der Uni Hohenheim, wie das funktioniert. Das System verbindet die Lastwagenfahrer mit der Baumaschine. Es erkennt, wann neues Material gebraucht wird und teilt dem Lkw-Fahrer mit, wann er starten muss. Das Ziel ist es, dass die Baumaschine beim Auftragen des neuen Belags gleichmäßig arbeiten kann und möglichst nicht stillstehen muss. Ansonsten drohen Unebenheiten oder undichte Stellen. Der Lastwagenfahrer bekommt eine Rückmeldung, ob er zu schnell, zu langsam oder richtig dran ist. Außerdem erhält der Bediener der Asphaltmaschine eine Meldung, ob er seine Geschwindigkeit beibehalten kann. „So ein Fertiger kann schließlich nicht bremsen oder beschleunigen wie ein Sportwagen“, erklärte Müller.