In den vergangenen Monaten wurden etliche Motorräder aus Tiefgaragen gestohlen.

Bad Cannstatt - Man sollte meinen, dass ein Motorrad, das in einer privaten Tiefgarage abgestellt ist, eigentlich vor Dieben geschützt sein sollte. Vor allem, wenn es dort nochmals in einer separaten Metallbox eingeschlossen wird. Doch weitgefehlt: Unbekannte haben Ende Januar in der Straße Roter Stich eben trotz dieser Sicherungsmaßnahmen eine Rennmaschine entwendet. Wie die Täter in das Gebäude kamen, ist unbekannt.

 

Der Diebstahl ist jedoch bei Weitem kein Einzelfall. Seit vergangenem November haben Unbekannte immer wieder aus Tiefgaragen – hauptsächlich in Bad Cannstatt und im Stuttgarter Norden – edle Motorräder verschwinden lassen. Auf eine Marke haben sie sich dabei nicht festgelegt. Drei der gestohlenen Maschinen waren vom bayrischen Hersteller BMW, zwei von KTM aus Österreich. Aber auch Besitzer einer Yamaha und einer Honda – beides japanische Marken – waren betroffen. Selbst eine MV Agusta, ein italienisches „Naked Bike“, wurde gestohlen. Der Gesamtschaden liegt im sechsstelligen Bereich.

Täter gehen nach demselben Muster vor

Bemerkenswert: Nur wenige Tage vor dem Delikt im Roten Stich waren die Täter im Stadtteil Burgholzhof schon zweimal aktiv. Und wieder gingen sie nach demselben Muster vor: In der James-F.-Byrnes-Straße gelangten sie auf unbekannte Weise „in die nicht allgemein zugängliche Tiefgarage des Mehrfamilienhauses“, so die Mitteilung der Polizei und stahlen ein mittels Lenkerschloss gesichertes Motorrad, das immerhin einen Wert von rund 16 000 Euro hatte. Etwa im gleichen Zeitraum hebelten Unbekannte in der Mahatma-Gandhi-Straße – quasi zwei Ecken weiter – eine Eingangstür auf. Statt jedoch in eine Wohnung einzubrechen, gingen sie durch das Treppenhaus einmal mehr in die Tiefgarage. Ihr Ziel: eine 15 000 Euro teure Rennmaschine. Es ist auffällig, dass die Täter hauptsächlich rund um den Pragsattel agieren. Zwischen dem 31. Oktober und dem 5. November schlugen sie beispielsweise in der Weißenhofsiedlung zu. Auch dort wurde aus einer Tiefgarage an der Oskar-Schlemmer-Straße ein Motorrad gestohlen. Rund einen Monat später dann das gleiche Muster am Löwentor: Dieses Mal schlugen die Täter in einer Tiefgarage an der Rosensteinstraße zu.

Die beiden letzten gemeldeten Fälle ereigneten sich Ende Februar nur wenige Meter weiter. In der Störzbachstraße wurden aus gegenüberliegenden Tiefgaragen zwei Motorräder gestohlen. Besonders dreist: Einem der beiden Besitzer wurde erst im vergangenen Jahr das gleiche Bike schon einmal aus der Garage gestohlen.

Kripo hat Ermittlungen übernommen

Bei einem „normalen“ Motorraddiebstahl werden die Beamten in den jeweiligen Revieren tätig. Aufgrund der Häufung in den vergangenen Monaten hat jedoch die Kriminalpolizei Stuttgart die Ermittlungen übernommen. Die Fahnder stehen dabei auch in engem Kontakt mit den Kollegen aus Esslingen und Böblingen. Denn dort wurden ebenfalls mehrere hochwertige Maschinen gestohlen. „Wir gehen davon aus, dass es sich um Profis handelt, die sich auf teure Bikes spezialisiert haben“, sagt Polizeisprecher Johannes Gillhausen.

Ob alle Delikte einer Bande zuzuordnen sind, sei unklar. Nach bisherigem Ermittlungsstand ist jedoch stark anzunehmen, dass zumindest die Taten in Stuttgart und Böblingen in einem Zusammenhang stehen. Woher die Diebe jeweils wussten, dass in den Tiefgaragen hochwertige Motorräder abgestellt waren, ist nicht bekannt. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Täter sie in einem Transporter weggeschafft haben. Dafür spricht zum einen, dass in einigen Fällen die Batterien der über die Wintermonate abgestellten Bikes ausgebaut wurden – eine übliche Vorgehensweise, um Schäden zu vermeiden. Zum anderen ist einem Zeugen in Ludwigsburg ein schwarzer Lieferwagen mit ausländischem Kennzeichen, wahrscheinlich ein VW Bus, aufgefallen, der mit mehreren Männern besetzt war. „Ort und Zeit würden passen“, so Gillhausen. Er empfiehlt Motorradfahrern, ihre Maschine nicht nur abzuschließen, sondern nach Möglichkeit an einer Säule anzuketten. „Dann können die Täter das Motorrad nicht einfach wegschieben, sondern brauchen mehr Zeit.“