Der kleine Bolzplatz in der Normannstraße sorgt seit vielen Jahren für Ärger. Anwohner klagen über den Lärm. Die Stadt hat jetzt die Spielzeiten drastisch gekürzt.

Bad Cannstatt - Wieder einmal sorgt der Bolzplatz an der Normannstraße für Debatten im Bezirksbeirat. Seit Jahren fühlen sich Anwohner durch den Lärm belästigt. Jetzt hofft man bei der Stadtverwaltung, dass durch stark verkürzte Spielzeiten das Thema einigermaßen gelöst werden kann.

 

Das Dilemma begann vor 40 Jahren. Damals stimmte der Bezirksbeirat für den Bau eines kleinen Bolzplatzes im Wohngebiet Im Geiger, das nicht gerade mit vielen Spielflächen für Kinder und Jugendliche gesegnet war. Nach dem Baugesuch 1979 und der Genehmigung ein Jahr später geriet das Projekt jedoch ins Stocken. Denn die ersten Klagen von Nachbarn trudelten beim Verwaltungsgericht ein. Die wurden vier Jahre später jedoch abgewiesen und der Bolzplatz 1986 eingeweiht.

Doch immer wieder beschwerten sich die Anwohner über den Lärm und die Bälle, die in ihren Gärten landeten. Zudem wurden oftmals Erwachsene dort angetroffen, die die Kinder vertrieben und im Sommer Fußball-Turniere bis weit in die Nacht veranstalteten. Eine Drehung und Verkleinerung des Platzes, wie von den lärmgeplagten Nachbarn 1997 vorgeschlagen wurde, kam für die Stadtverwaltung nicht in Frage. Sehr wohl dagegen eine grundlegende Sanierung, nachdem nur wenige Meter entfernt eine Kita eröffnet wurde.

Die Kritik ebbte nicht ab, zumal sich der Bolzplatz immer mehr als „Fußball-Treffpunkt“ für die gesamte Umgebung offenbarte. 2007 griff das Garten-, Friedhof- und Forstamt (GFF) erneut tief in die Tasche und investierte in einen neuen, höheren Zaun und einen anderen Belag. Der alte war aus staubigem Gelsenrot und fand sich – wovon sich die Verwaltungsmitarbeiter persönlich überzeugen konnten – auf den Balkonen und sogar in den Wohnungen der angrenzenden Gebäude wieder. Rund 60 000 Euro kostete der staubfreie Flüsterasphalt. Zudem wurde ein lärmgedämmter Ballfangzaun montiert und Quarzsand in die Torpfosten gefüllt, um Schwingungen zu unterdrücken.

Doch alle teuren Maßnahmen nützten nichts, die Klagen nahmen sogar zu. Denn mit den Jahren wurde auch der Ton vieler Bolzplatz-Benutzer – vor allem der älteren – immer rüpelhafter, wenn sie wieder einmal ihr Spielgerät aus Nachbars Garten holen mussten. Da brachten auch die gut gemeinten Hinweisschilder und gelegentlichen Kontrollen durch einen städtischen Ordnungsdienst nach einem erneuten gerichtlichen Vergleich im Jahr 2014 nicht viel Besserung.

Erschwert für die Stadt wurde das Thema in diesem Jahr, als vom Umweltamt die Mittelung kam, dass der erlaubte Lärmwert von maximal 55 Dezibel überschritten werde. Angesichts dieser Tatsache sei auch der Bebauungsplan samt Baugesuch im Nachhinein anfechtbar. Zwar hat der Bolzplatz als sogenannte Altanlage einen Bonus von fünf Dezibel, dennoch musste das GFF reagieren. „Eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand entlang der betroffenen Gebäude kommt aus optischen Gründen nicht in Frage“, erklärte Kilian Bezold, beim GFF für den Bezirk Neckar zuständig, dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt die Problematik. Deshalb sollen die Nutzungszeiten drastisch auf nur noch fünf Stunden pro Tag zwischen 15 und 20 Uhr reduziert werden. Ein Vorschlag, der von den Fraktionen zustimmend zu Kenntnis genommen wurde; zumal eine Schließung droht und der Bolzplatz für das Wohngebiet als „Bewegungs- und Freizeitmöglichkeit“ sehr wichtig ist.

Und die lärmgeplagten Nachbarn? „Der Lärm von Fußball spielenden Kindern ist nicht unser Problem“, so eine Anwohnerin, deren Gebäude gerade einmal zwölf Meter vom Bolzplatz entfernt liegt. Doch wenn Erwachsene mit aller Kraft stundenlang gegen den Fangzaun schießen, sei das eine unzumutbare Geräuschkulisse. Vor allem im Sommer, wenn man abends im Garten oder auf dem Balkon sitzen möchte und noch Gäste bewirtet. Daran würden auch die neuen, verkürzten Nutzungszeiten nichts ändern.