Die Cannstatter Grünen fordern mehr Sicherheit für Passanten und Radfahrer und in der Folge mehr offizielle Straßenquerungen für die Wilhelmstraße. Um das zu realisieren, muss jedoch Tempo 30 eingeführt werden.

Bad Cannstatt - Im vergangenen Jahr hat sich das Erscheinungsbild der Wilhelmstraße drastisch verändert. Im Kreuzungsbereich vor dem AOK-Gebäude wurde die Sicherheit für Passanten erhöht und die Verkehrsinsel erheblich vergrößert. Das hatte zur Folge, dass sich vor dem Zebrastreifen die Autos vornehmlich im Berufsverkehr nicht mehr zweispurig aufstellen können. Auch die Einfahrt in die Wilhelmstraße vor der Volksbank und als Folge die Zufahrt von der Wilhelmstraße in die König-Karl-Straße wurden neu geregelt. Der Grund: Der Schnellbus, der seit Oktober 2018 in Betrieb ist. Seitdem kann zweispurig in die Wilhelmstraße eingefahren werden. Eine Einfädelspur soll dann die Weiterfahrt regeln. Aus diesem Grund wurde eine Abbiegespur von der Wilhelmstraße in die König-Karl-Straße aus Platzgründen weggenommen.

 

Viele brenzlige Situationen

Gerade in diesem Bereich sehen die Cannstatter Grünen ein erhöhtes Unfallpotenzial. Nach ihren Beobachtungen wird hier sehr viel schneller als vorher gefahren, was nicht nur zu einer höheren Lärmbelastung führe. Denn bei der Zusammenführung der beiden Fahrspuren würden viele brenzlige Situationen entstehen und sich bereits mehrere Unfällen ereignet haben. Zudem sei dieser Bereich für Radfahrer extrem gefährlich, da in der Wilhelmstraße – von einigen Abschnitten abgesehen – ein separater Radweg oder Schutzstreifen nicht realisierbar ist.

Was dagegen zu tun ist, haben die Cannstatter Grünen in einem Antrag zusammentragen. „Mit Rücksicht auf den regen Schülerverkehr ist für den Bereich ab der Brunnenrealschule Tempo 30 bereits angeordnet“, heißt es in dem Papier. Doch generell sei die erlaubte Geschwindigkeit in der Straße mit 50 Kilometern pro Stunde viel zu hoch. Aus diesem Grund soll auf ihrer gesamten Länge Tempo 30 eingeführt werden.

Mehr Sicherheit für Passanten

Obwohl es sich um eine wichtige Durchgangsstraße handelt, kann die Stadt Stuttgart seit Anfang 2017 nach einer Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO) solch eine Geschwindigkeitsbegrenzung sehr viel zügiger als zuvor anordnen. Vor allem, wenn am Straßenrand Schulen, Kindergärten, Seniorenheime oder Krankenhäuser mit vielen Besuchern liegen. Der Nachweis, dass es sich um Unfallschwerpunkte handelt, ist seitdem nicht mehr notwendig. Die Grünen gehen, was die Sicherheit der Passanten in der Wilhelmstraße angeht, noch einen Schritt weiter. Sie nehmen Bezug auf ein Gutachten aus der Gemeinderatsdrucksache „Stadtteilzentren konkret“. In der Vorlage, die sich mit der Attraktivitätssteigerung der Außenbezirkszentren befasst, ist zur Aufwertung der Altstadt die Schaffung weiterer Querungen neben der drei offiziellen (AOK, Spreuergasse, Volksbank) ausdrücklich genannt. Dies ist nach Meinung der Grünen jedoch nur realistisch, wenn der Fahrzeugverkehr mit maximal Tempo 30 in der Wilhelmstraße unterwegs ist. Solche Überwege wären auf Höhe des Stadtgrabens und der Tuchmachergasse sinnvoll.

Tempo 30 in mehreren Straßen

Auch der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/PluS des Bezirksbeirats ist das Thema mehr Tempolimits in Bad Cannstatt ein wichtiges Anliegen. „Sie haben sich in Wohngebieten hinsichtlich der Lärmminderung und Verkehrssicherheit bewährt“, heißt es in ihrem Antrag. Das anhaltende Problem liege im Bereich des Vorbehaltsstraßennetzes.

Doch auch die Fraktionsgemeinschaft verweist auf die Novellierung der StVO und hat gleich eine ganze Liste von Straßen aufgeführt. Neben der Wilhelmstraße soll Tempo 30 auch für die Augsburger Straße, Gnesener Straße sowie für die Waiblinger und Nürnberger Straße eingeführt werden. Gleiches gelte für die Brunnen-, Brücken- und Schönestraße. Generell, so die Forderung der Antragssteller, sollte im gesamten Vorbehaltsstraßennetz die Höchstgeschwindigkeit nachts auf 30 Kilometer pro Stunde herabgesetzt werden. Denn vor allem die nächtliche Tempobeschränkung würde „Wohlbefinden und Gesundheit der Anwohner spürbar verbessern“.