Fast alle Badeseen im Land besitzen eine ausgezeichnete Wasserqualität, so die Umweltagentur. Und seit kurzem erlaubt die Corona-Verordnung das Schwimmen ja auch wieder.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart/Kopenhagen - Fast alle baden-württembergischen Badegewässer haben weiterhin eine exzellente Wasserqualität. Das geht aus dem jährlichen Bericht der Europäischen Umweltagentur EEA hervor, der am Montag in Kopenhagen vorgestellt worden ist. Von den insgesamt 316 untersuchten Badestellen im Südwesten waren gerade 14 nicht in die höchste Qualitätsstufe „ausgezeichnet“ eingeordnet worden, und nur ein einziger See – der Baggersee Goldscheuer bei Kehl – hat eine mangelhafte Bewertung erhalten. Er ist aber sowieso seit längerem gesperrt.

 

Die Daten des Berichts beziehen sich auf die Badesaison des Vorjahres – die Corona-Krise hatte deshalb keinerlei Auswirkungen auf die Werte. Auf den derzeitigen Badebetrieb aber natürlich sehr wohl: Denn erst seit dem vergangenen Samstag dürfen Freibäder und Badeseen mit kontrolliertem Zugang wieder für das Publikum öffnen. Meist gibt es eine Obergrenze bei der Gästezahl, die Abstandsgebote sind einzuhalten, auch im Wasser. Nicht alle Bäder haben es aber rechtzeitig geschafft, sich auf die neue Saison vorzubereiten. Offene Seen sind ebenfalls wieder zugänglich, aber auch dort gelten die allgemeinen Regeln für den öffentlichen Raum.

Allein am Bodensee sind 50 Badestellen gelistet

Bei allen elf überwachten Badegewässern in der Region Stuttgart ist das Schwimmen ebenfalls bedenkenlos möglich, lediglich der Aichstrutersee bei Welzheim hat auch in diesem Jahr nur ein gut erhalten. Die Badeseen verteilen sich übrigens auf nur drei der sechs Landkreise der Region – sechs sind es im Rems-Murr-Kreis, drei im Kreis Esslingen und zwei im Kreis Ludwigsburg. In den Kreisen Stuttgart, Böblingen und Göppingen prüft die europäische Umweltagentur dagegen keine Badegewässer. Trotzdem wird an dem einen oder anderen See gebadet. Nebenbei: Die 316 überwachten Stellen liegen nicht nur an Baggerseen, sondern auch an Flüssen und Weihern. Allein entlang des baden-württembergischen Bodenseeufers sind mehr als 50 Badestellen gelistet.

Nur die Badestellen mit guter Qualität blieben in der Liste

Seit Jahren erscheint dieser hohe Standard der Badegewässer als normal – doch noch vor 30 Jahren war ein Viertel aller Badestellen bundesweit als mangelhaft eingestuft worden, heute sind es noch gerade 0,3 Prozent. Das ist also ein enormer Erfolg des Umweltschutzes. Allerdings muss man den Hintergrund kennen: Gewässer mit schlechter Wasserqualität seien nach und nach aus der Liste herausgenommen worden, betont Jens Fleischer vom Landesgesundheitsamt, und Fließgewässer seien sowieso nur noch in Ausnahmefällen dabei – aufgrund des teils hohen Anteils von Wasser aus Kläranlagen sei die Mikrobiologie dort häufig nicht einwandfrei. Es gibt also weiterhin viel zu tun in Sachen Gewässerqualität. Gesucht wird vor allem nach Fäkalbakterien, die bei Menschen Krankheiten auslösen können.

Im Übrigen verweist Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) darauf, dass mancher Badesee auch spontan geschlossen werden könne: „Starkregen, sehr heiße Temperaturen, vermehrtes Wachstum von Blaualgen sowie vermehrt auftretende Wasservögel können die Wasserqualität kurzfristig beeinträchtigen.“

Europaweit hatte die Umweltagentur in 30 Ländern 22 295 Gewässer ins Visier genommen. Deutschland besitzt dabei ein höheres Niveau als die meisten EU-Staaten und liegt auf dem sechsten Platz, wenn man den Anteil der ausgezeichneten Badestellen betrachtet. Schlusslichter sind Polen (21,6 Prozent), Albanien und die Slowakei. Fünf Länder sind besser als Deutschland: Zypern, Österreich, Malta, Griechenland und Kroatien.