Sportlich, sexy oder 90er-Jahre-Neon? Die Bademode dieser Saison macht Laune auf Strand und Freibad, ist nachhaltig und manchmal auch ziemlich grell. Ein Überblick über die Trends des Sommers.

Stuttgart - Kaum ein Kleidungsstück ist knapper – von seiner effektiven Tragezeit bis hin zum Material, aus dem es gefertigt wurde. Vom zugeknöpften viktorianischen Badekleid aus Wolle über winzige Skandal-Bikinis bis zu modernen Badeanzügen aus Hightech-Stoffen, die den vermeintlich perfekten Beachbody formen – wenn man auf die Geschichte der Bademode blickt, wird klar, dass dieses kaum vorhandenen Kleidungsstück eine wichtige Rolle spielt.

 

Bademode zeigt den gesellschaftlichen Wandel auf, prägt die Popkultur, ist hochpolitisch und sorgt regelmäßig für Skandale und Zoff. Ob Bikini, Badeanzug oder Burkini – die Trägerin allein ist nicht die einzige, die entscheidet, was angemessen ist. Apropos messen: In den 20er Jahren kontrollierten Ordnungshüter in den USA, wie groß der Abstand zwischen Knie und Saum war – seit 2016 löste das Burkini-Verbot in Frankreich einen erbitterten Streit um die „korrekte Kleidung“ am Strand aus.

Säume wandern mal nach oben, mal nach unten

Die Modelle wurden über die Jahre immer knapper, aus BH-Cups wurden Bandeaus, aus Schnallen Schnüre und selbst die Säume wanderten über die Jahrzehnte mal nach oben, dann wieder nach unten.

Doch abseits von moralischen Standards und Regelwerken gibt es wohl kaum ein anderes Kleidungsstück, das so viel Freude auslöst, wenn man es zufällig an einem kalten Novembermorgen in der Schublade unter den Wollsocken findet, gerade den Koffer für den Urlaub packt oder am Ende des Sommers grellweiße Bikinistreifen entdeckt.

Vor Jahren noch undenkbar, machen Badeanzüge den beliebten Bikinis gehörig Konkurrenz: Man sieht sie schon längst nicht mehr ausschließlich an Omis oder bei Kraul-Wettbewerben. Laut der Shopping-Suchmaschine Lyst stehen Badeanzüge in Stuttgart aktuell hoch im Kurs – die Suchanfragen haben im Vergleich zum Vorjahr sogar um 45 Prozent zugelegt.

Ja sagen im Braut-Badeanzug?

Doch was bringt der Sommer 2019? Schon Anfang des Jahres präsentierten die ersten Labels ihre neuen Beachwear-Kollektionen und lieferten einen Ausblick auf die Trend-Modelle des Sommers. Dass es nicht immer Hightech-Stoff und Dreiecksschnürung sein muss, zeiget Chanel: Das Traditionsmodehaus schickte für die Spring-Summer-Show eine Braut in einem verzierten Badeanzug mit Cut-Outs samt Badekappe und Schleier auf den Laufsteg – und verzichtete so auf das traditionelle Brautkleid als Abschluss der Show. Dieser Einfall kam gut an: Laut Lyst nahmen die Suchanfragen nach „Braut-Bademode“ in den darauffolgenden Wochen um 132 Prozent zu.

Retro – zwischen Hype und Langeweile

Weniger exzentrisch aber ebenso auffällig ist ein weiterer Trend der 90er-Jahre-Hypemaschine: Limonengrüne und neongelbe Modelle sind 2019 im Vormarsch – kaum ein Label kommt ohne die aufsehenerregenden und schrillen Farben aus. Kein Wunder – Gelb, Grün und stechendes Pink sieht auf gebräunter Haut etwas weniger lächerlich und gesünder aus.

Auch Punkte färben von den französisch angehauchten Trend-Sommerkleidern der letzten Saison auf die Bademode ab. Die verspielten Tupfen gesellen sich besonders gern zu 90er-Jahre-Modellen mit hohem Beinausschnitt a la Baywatch, an denen man in der diesjährigen Saison kaum vorbei kommt. Zwar zaubert die hohe Taille längere Beine, dass man damit aber auch Stellen entblößt, die nur Kim Basinger zeigen könnte und dass Rasierpickel nach gerupfter Gans aussehen, sollte einem auch bewusst sein.

Langweilig wird’s in dieser Saison mit den immer gleichen Blumenprints, an denen sich die Bademoden-Designer wohl noch lange nicht sattgesehen haben. Auch gerippter Seersucker, üppige Rüschen, Volants und Schnürungen, die an Hobby-Bondage erinnern, überfrachten die Retro-Modelle mit Firlefanz und pfeifen auf den strengen Minimalismus des letzten Jahrzehnts. Nur wenige gestreifte Modelle versprühen maritimes Flair – und einen Hauch Eleganz.

Logo-Mania und Kuhflecken am Strand

Wer selbst am Strand nicht auf sein Gucci- oder Moschino-Logo verzichten will, darf sich freuen: 2019 ist das Jahr des Logos – am liebsten großflächig, protzig und mit abgestimmten Sonnenbrillen. Der Trend geht auch nicht spurlos an Stuttgart vorbei: Zu den beliebtesten Modellen zählt der Badeanzug mit „FF“-Muster von Fendi in Braun. Cleaner aber nicht weniger protzig ist der schwarz-weiße Badeanzug von Chanel, der von Bloggerinnen bereits im Frühjahr zum „Swimsuit of the Year“ erklärt wurde.

Die Logo-Mania macht selbst vor Badeschlappen nicht Halt: So zeigten Valentino und Chanel transparente Mules mit Monogramm-Muster aus PVC, deren Endgegner – die zarte Haut am Fußrücken – vermutlich schon beim ersten Gang zum Eisverkäufer einknickt.

Schlangen-, Leopardenmuster und sogar Kuhflecken sind 2019 in der tierischen Sommerabteilung zu finden. Die Anfrage nach Muh-Mode erfreut sich laut Lyst großer Beliebtheit: Die Nachfrage nach dem fleckigen Muster stieg im März um 39 Prozent.

Zeitlos und nachhaltig

Weiße Bikinis und Badeanzüge bleiben auch 2019 zeitlose Klassiker, wenn es um den perfekten Auftritt am Strand geht. Auch unter Prominenten ließen sich einige Fans finden: So zeigten sich Malia Obama, Hailey Bieber und Selena Gomez in strahlend weißen Badeanzügen. Der Trend des Jahres sind jedoch nachhaltige Modelle, deren Nachfrage schon lange vor Beginn der Strandsaison in die Höhe ging. Die ethischen und ökologischen Labels setzen dabei auf Recycling-Materialien, Hightech-Baumwolle, umweltschonende Stoffe und faire Arbeitsbedingungen. Wenn man dann noch auf unnötige Flugreisen verzichtet und mit dem Rad ins nächste Freibad fährt, bräunt man sich gleich mit doppelt gutem Gewissen.

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