Es ist eklig, demütigend und vielleicht sogar gesundheitsgefährdend: Polizisten sind im Dienst immer häufiger Spuckattacken ausgesetzt. Hauben für spuckende Angreifer werden jetzt auch im Südwesten eingeführt.

Heilbronn - Die Polizisten in Baden-Württemberg werden mit besonderen Hauben ausgerüstet, um sich gegen Spuckattacken schützen zu können. Innenminister Thomas Strobl (CDU) stellte die ersten Hauben am Mittwoch in Heilbronn vor.

 

Die stoffähnlichen, luftdurchlässigen Teile können spuckenden Angreifern komplett über den Kopf gezogen werden. Sie kosten wenige Euro und werden nach dem einmaligen Gebrauch entsorgt. Strobl bezeichnete Spuckattacken als widerlich und ekelerregend. Der Innenminister sieht sie als Ausdruck einer steigenden Aggression in der Gesellschaft.

Spuckattacken können auch gesundheitsgefährdend sein

Gerald Olma hat so einen Vorfall erlebt: Der Polizeihauptkommissar erzählte von einer Situation in einem Streifenwagen. Dabei begann ein betrunkener, aggressiver Mann, der auf der Rückbank saß, plötzlich, ihm ins Gesicht zu spucken. „Das ist so widerlich, so widerwärtig, wenn sie direkt die warme Spucke im Gesicht haben. Das wünsche ich wirklich keinem“, sagte Olma, der heute als Pressesprecher arbeitet und den Journalisten die Anwendung der Hauben erklärte.

Der Heilbronner Polizeipräsident Hans Becker wies darauf hin, dass diese Attacken auch gesundheitsgefährdend für die Beamten sein könnten. Andere Bundesländer wie das benachbarte Rheinland-Pfalz haben Spuckschutzhauben schon länger im Einsatz. Im Praxistest in Baden-Württemberg seien die auf dem Markt befindlichen Hauben aber durchgefallen, sagte Strobl. Deshalb machte sich Baden-Württemberg dran, eigene Hauben zu entwickeln. „Das ist bedauerlich, dass man so etwas überhaupt einführen muss“, sgte der Innenminister.

Polizeigewerkschaft fordert „Ekelzulage“

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) bezeichnete Spuckschutzhauben als unverzichtbar. „Leider ist es so, dass in der Praxis der Beginn einer Spuckattacke nicht oder spät erkannt wird. Aber man kann den Täter an der Fortsetzung hindern“, teilte der Vizechef der DPolG in Baden-Württemberg, Daniel Jungwirth, mit. Es sei auch schon vorgekommen, dass Angreifer es darauf anlegten, einem Polizisten direkt in den Mund zu spucken. Dabei seien Spuckattacken nur ein Teil von diversen Ekelkontakten, die die Polizisten täglich erlebten. Die DPolG fordert deshalb eine „Ekelzulage“ für Beamte.

Die Polizeipräsidien können nun entscheiden, wie viele Hauben sie bestellen wollen. 2018 sind nach Angaben des Innenministeriums mehr als 600 Polizisten im Südwesten Opfer von Spuckattacken geworden. 2017 waren es noch 493 Opfer. Nach Angaben des Innenministeriums fällt Bespucken unter den Straftatbestand der Beleidigung. Wenn die Attacken auch körperliche Auswirkungen - wie etwa Brechreiz - beim Beamten haben, kann dies auch eine Körperverletzung sein.

Insgesamt steigt nach Zahlen des Innenministeriums die Gewalt gegen Polizisten - im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf 4767 Fälle. Im Polizeivollzug in Baden-Württemberg arbeiten rund 25 000 Beamte.